Donnerstag, 15. Januar 2009

12. / 13.1. 2009 Boottrip nach Luang Prabang

12.1. 2009

Am Morgen fruestuecken wir im Guesthouse, wo wir gestern Abend noch unsere Weiterreise organisiert haben. Wir wollen in zwei Tagen mit dem Boot auf dem Mekong nach Luang Prabang fahren. Also, fruesteucken, dann Geld wechseln auf der Bank. Fuer 300.- SFr. bekomme ich
2 130 000 Kip. Woww, ich bin Millionaer; leider nur in Laos. Mit dem Nachzaehlen der Scheine bin ich grad mal kurz ueberfordert. Das grosse Buendel Geld passt fast nicht in meinen Hosensack.

Es geht typisch asiatisch weiter. Wir fahren rechtzeitig von unserer Unterkunft zum Pier. Bevor es zum Boot geht werden noch mal die Paesse kontrolliert. Danach koennen wir auf das Boot und dann - warten, und warten und noch mal warten. Die Zeit, die uns als ungefaehre Abfahrtszeit genannt wurde, ist schon lange vorbei. Immer wieder kommen einzelne Passagiere aber dem Kapitaen scheinen es zu wenig zu sein. Irgendwann kommt eine ganze Busladung. Das Boot wird ordentlich voll, in der Mitte muessen Plastikstuehle aufgestellt werden. Mit "zweistuendiger Verspaetung" geht's dann los. Es sind ueberwiegend Touristen und davon wiederum der groessere Teil Rucksackreisende. Ich bin etwas unangenehm ueberrascht, weil ich dachte, dass Laos noch nicht so von der Backpackerwelle ueberrollt wird. Also, zumindest dieser Teil von Laos scheint kein "Geheimtipp" mehr zu sein. Die Fahrt mit dem Boot ("slow boat" oder auch "public boat" genannt) ist sehr schoen, z.T. finden wir es auch traumhaft. Man tuckert den Mekong hinunter, sieht andere Boote, einige Fischer, Kuehe und Kaelber am sandigen Ufer, hin- und wieder eine Huettenansammlung in der Naehe des Ufers, Kinder, die im Wasser plantschen ... sieht aus der Distanz alles schoen romantisch aus. Wie wohl das Leben der dortigen Laoten wirklich ist?

Als wir gegen 17:30 - es beginnt zu daemmern - in Pak Beng ( = Zwischenstation) ankommen, wird es bald einmal chaotisch. Das Boot ist ja voll, der ganze vordere Teil ist mit Rucksaecken, Taschen und Koffern voll gepackt. Am Anfang geht es ja noch. Die Reisenden zeigen auf ihren Rucksack oder Koffer und gehen damit an Land. Je laenger aber das ganze dauert, desto chaotischer wird es. Viele Reisende stehen noch ganz hinten im Boot in der wartenden Reihe, waehrend vorne ihr Gepaeck hin und her geworfen wird. Ein Rucksack faellt irgendwann ins Wasser. Nach und nach wird es dunkel, auf dem Boot hat es kein Licht. Wir sind vorne am Ausgang angelangt, unsere Rucksaecke sind nicht auf dem Haufen, sondern im Bauch des Bootes verstaut. Wir muessen also warten, bis alle draussen sind. Chatrina geht schon mal mit den Kindern zum Guesthaus, wo wir gestern telefonisch reserviert haben, um sicher zu gehen, dass wir wirklich ein Dach ueber dem Kopf haben. Ich selber gehe wieder zum Boot. Grosses Gedraenge, Reisende fluchen, weil ihr Gepaeck nicht zu finden ist, die Schiffsmannschaft ruft und gestikuliert auch, ist aber ueberfordert. Einen unserer grossen und einen kleinen Rucksack kann ich aus dem Gedraenge fischen, laotische Kinder zupfen mir fest am Aermel und wollen die Rucksaecke fuer Geld zum Guesthouese tragen, ein anderer versucht schon, mit dem kleinen Rucksack auf dem Ruecken loszulaufen. Inzwischen hat sich jede Ordnung aufgeloest. Ich ziehe den kleinen Rucksack wieder zu mir, halte beide Rucksaecke mit einer Hand fest und zerre den dritten gefundenen Rucksack zu mir. Ueberall Jungs, die die Rucksaecke tragen wollen - alleine mit mehreren Rucksaecken bin ich ja ein gefundenes Fressen - , andere, die "cheap room, cheap room" zurufen, Reisende die schimpfen, weil ihr Gepaeck nirgends mehr ist und, ja, halleluja, dort hinten liegt der vierte Rucksack. So, jetzt nur noch mit einem grossen Rucksack auf dem Ruecken, einen vorne und den beiden kleinen an den Haenden durch die Menschentraube, dann auf das Festland springen und einen etwa 200 Meter langen Sandhuegel hoch laufen - oh man, was haette ich in dem Moment dafuer gegeben, einmal die Figur von Schwarzenegger zu haben!!

Unsere Unterkunft, die Villa Salika, haben wir gestern telefonisch vorreserviert. Und eben, es wiederholt sich so oft. Am Telefon heisst es immer wieder - "Yes, yes, room for four persons, we have". Wir sagen: "We are four persons and need four beds". Antwort: "Yes, four persons, no problem". Wenn wir dann ankommen hat es genau zwei Betten im Zimmer. OK, kurz durchatmen, freundlich bleiben und laecheln; wir stellen uns alle vier an die Reception und eins von uns Erwachsenen faengt dann an. "Wir sind vier Personen, da zwei Betten", womit wir in 90% der Situationen etwas verstaendnislose Gesichter ernten. Ob sie denn ein groesseres Zimmer haben? Nein! Dann brauchen wir noch zwei Matratzen ...

Meistens klappt das, aber oft erst nach langem hin und her. In diesem Guesthouse kommt noch hinzu, dass es fliessend nur kaltes Wasser hat (welcher Guesthousevermieter bindet einem das schon gleich am Telefon auf die Nase). Wenn es richtig heiss ist, dann sind kalte Duschen eine Wohltat. Aber es ist kalt und Warmwasser steht in grossen Thermoskruegen zur Verfuegung. Also wenig Luxus, dafuer ein Hauch von Abenteuer und nicht nur die Kinder, sondern auch wir Erwachsenen lernen mal wieder das kostbare Gut (Warm-)wasser zu schaetzen. Wie wohl die Menschen in den einfachen Bambushuetten entlang des Mekong leben? In einem indischen Restaurant - ganz wunderbar - diskutieren wir bei Roti und chicken samosa (indische Teigtasche) mit den Kindern darueber.


13.1.2009

Nach einer frischen Nacht stehen wir um 6:30 auf - schrecklich, ist ja wie zu Hause, so frueh! Alles packen, fruehstuecken - ein wunderbarer Morgen empfaengt uns. Vom Fruestueckstisch aus schauen wir auf das mit Nebel verhangene Flusstal des Mekong. Nach und nach loest die Sonne den Nebel auf, waehrend wir Cafe und Tee leerschluerfen. Wir wollen um 08:30 im Boot nach Luang Prabang sein, um noch einen guten Platz zu bekommen. Die Fahrt ist wieder ausgesprochen schoen. Am Nachmittag kommen wir in Luang Prabang an. Alles laeuft geordnet ab, kein Chaos, keine Hektik. Das gestrige Erlebnis ist vielleicht eine Ausnahme. In den Strassen werden wir oft angesprochen "you need room? have cheap room, special price for you" ... mit unseren Rucksaecken auf den Ruecken geben wir natuerlich eine schoene Zielscheibe ab, allerdings ohne dass es allzu aufdringlich wird. Wir kommen im "Sok Dee" unter, was uebersetzt "viel Glueck" heisst. Mal schaun ob der Name des Guesthouses etwas davon verspricht.

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