Montag, 30. März 2009

31.3. - 3.4. Ooty

Eigentlich wollten wir in den Wayanad Wildlife Park fahren. Bei der Suche nach einer Unterkunft erfahren wir dann, dass der Park wegen Brandgefahr geschlossen ist und im April wieder geoeffnet werde. Das kann aber Anfang, Mitte oder auch Ende April sein. Da uns das zu vage ist, entscheiden wir uns kurzfristig dazu, den Park auszulassen und direkt nach Ooty zu fahren. Die Busfahrt ist etwas muehsam, die Strasse meist in schlechtem Zustand und die indischen Bus-, LKW-, Auto-, und Motorradfahrer haben das Gefuehl, dass sie den japanischen Kamikazefliegern des 2. Weltkriegs nacheifern muessen. Es wird viel gehupt und staendig ueberholt, vorzugsweise in den Kurven, sodass entgegenkommende Fahrzeuge schon auch mal neben die Strasse ausweichen muessen oder Motorrad- und Autofahrer lenken erst kurz vor einem Zusammenstoss wieder auf ihre Fahrbahn ein. Ich habe das Gefuehl, dass unsere Schutzengel wieder einmal Ueberstunden leisten muessen und hoffe, dass sie genauso wenig streiken wie das Krankenpflegepersonal in der Schweiz :-).

Nach der Ankunft in Ooty kommt irgendwann ein Autorickshawfahrer auf uns zu, der uns ein paar Visitenkarten von Hotels und Guesthouses zeigt. Man muss nicht sehr schlau sein um zu realisieren, dass dies Unterkuenfte sind, von denen er Provison bekommt. Wir entscheiden uns fuer das Mountainview, da dies auch in unserem Reisefuehrer empfohlen wird. Es hat aber seine besseren Zeiten schon hinter sich. Es ist dreckig, die Decke hat grosse Wasserflecken und es sieht einfach unsauber aus. Wir fragen den Fahrer nach dem Reflections Guesthouse, aber er meint, es sei voll. Nun ja, fuer das haben wir jetzt einfach schon zu viel Reiseerfahrung. Wir lassen uns trotzdem hinfahren und siehe da, es hat ein Zimmer frei. Wahrscheinlich bekommt der Fahrer vom Reflections Guesthouse keine Provision. Uns solls egal sein. Das Reflections ist einigermassen gemuetlich, neben dem Zimmer kann man auch eine Lounge benutzen, aber es ist auch etwas komisch. Jedes kleine Extra wie Toilettenpapier oder Handtuecher muss man extra bezahlen. Nun denn halt.

Beim ersten durch die Stadt Streifen wird schnell klar, dass Ooty wenig Charme versprueht. Es ist laut, verkehrsreich, die Strassen sind schmuddelig bis dreckig, der Fluss, der in den nahe gelegenen See fuehrt, stinkt zum Himmel und Ooty liegt auf ueber 2000 Meter Hoehe - abends wird es kalt, was wir gar nicht mehr gewohnt sind :-). Wir nutzen die Zeit hier, um eine Teefabrik zu besuchen und natuerlich, um anschliessend Tee einzukaufen - Chocolate Teas oder Cardamomtee - mmmhhhh, sehr suess und sehr lecker. Ausserdem, wenn wir schon in einem Berggebiet sind muss man doch ein Trekking unternehmen. Mit einem Guide laufen wir in einer kleinen Gruppe ueber Stock und Stein, durch kleine Doerfer und ueber Teeplantagen bis zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man bis in den Mudumalai Nationalpark hinunter blickt; sehr schoen. Mit den Kuehen und Feldern, die man unterwegs sieht, fuehlen wir uns fast ein bisschen wie zu Hause. Uns hat es allen gefallen, mal wieder so richtig an der frischen Luft den ganzen Tag laufen.






Blick vom Aussichtspunkt auf den Mudumalainationalpark









Teeplantage bei Ooty








Leben und Tod haengen manchmal eng beieinander: auf dem Markt von Ooty







Irgendwann heisst es wieder adieu Ooty, was nice to see you. Wir fahren mit der Blue Mountain Railway von Ooty nach Mettupalayam. Die Strecke, die uebrigens vor ueber Hundert Jahren von einem Schweizer erbaut wurde , sollte ein romantisches Erlebnis werden. Inzwischen haben aber die Inder Ferien und reisen eifrig herum, was zur Folge hat, dass die erste Klasse bis in den Juni ausgebucht ist. Also stellen wir uns 1 1/2 Stunden, bevor der Ticketcounter oeffnet, in eine Schlange, um noch ein Ticket in der 2. Klasse zu bekommen. Als der Zug ankommt lernen wir wieder etwas ueber das Zugfahren in Indien. Waehrend die drinnen aussteigen wollen, draengen die draussen hinein, sodass fur kurz Zeit Gedraenge, Hektik und Geschiebe entstehen. Alle wollen auf die begehrten Plaetze auf der rechten Seite, um unterwegs den schoensten Ausblick geniessen zu koennen. Schlussendlich sitzen wir mit vielen Indern wie Oelsardinen zusammengequetscht auf einer Sitzbank. Zu allem Ueberfluss sitzt uns ein betrunkener Inder gegenueber, der mal vor sich hin labert und sabbert, mal einschlaeft, ein paar mal aus dem Fenster kotzt, um gleich wieder einen kraeftigen Schluck aus seinem Flachmann zu trinken und zwischendurch pennt. Zum Glueck sind die anderen Mitreisenden sehr nett.




unterwegs mit der Blue Mountain Railway: die alte Lok im Hintrgrund










die Familie in "unserem" Abteil"







In Mettupayalam fuehrt uns ein freundlicher Inder zum Busbahnhof, von wo aus wir noch 1 Stunde mit dem Bus nach Coimbatore fahren. Ich liebe solche abendlichen Busfahrten. Wir sind die einzigen Touristen, es laeuft indische Musik, Fahrgaeste steigen, noch waehrend der Bus rollt, ein oder aus, der Fahrer ueberholt immer wieder waghalsig, aber es geht jedes mal gut. Der Bus ist voll, Chatrina, Medea und Timon sitzen ein paar Reihen vor mir, ich selber ganz hinten eingequetscht zwischen den Rucksaecken rechts und einem schlafendem Inder Links an meiner Schulter. Vor meinem inneren Auge laufen Bilder und Erinnerungen unserer Reise - eine Busfahrt in Fidschi, bei der der Dschungel vom offenen Fenster aus buchstaeblich zum greifen nahe war, die zweitaegige Flussfahrt auf dem Mekong nach Luang Prabang oder die lustige Silvesterfeier in Chiang Rai mit einer schweizer Familie.
Nach der Ankunft in Coimbatore checken wir in der New Vijaya Lodge ein (das Legend's Inn ist leider ausgebucht). Im gegensatz zur Beschreibung im Lonely Planet ist die New Vijaya Lodge eher eine schmuddelige Lodge. Es ist aber schon spaet und wir wollen nur eine Nacht bleiben. Gleich nach dem Einchecken laufen wir in den Bahnhof, um noch ein Ticket fuer einen Zug am naechsten Morgen nach Kochi zu bekommen. Es klappt alles wunderbar und nach einem viel zu scharfen indischen Essen (aua, das brennt zwei mal) und einer halbstuendigen Suche nach einer Flasche Bier - zu scharfes Essen und ein grosses Fragezeichen, wenn man im Restaurant nach einem Bier fragt, gehoeren zu den Nachteilen, wenn man mal abseits der ueblichen Touristenrouten einen Halt einlegt - legen wir uns schlafen (puh, ich hoffe, ich schreibe nicht immer in so komplizierten Saetzen!!).


Anmerkung:
wir sind zur Zeit (16.4.) ganz im Sueden von Indien, in Varkala. Von den Anschlaegen im Verlauf der Wahlen im Norden Indiens haben wir gehoert und werden Gegenden, in denen es Ausschreitungen gibt, nicht besuchen.

27.3. - 30.3. Mysore

Mit dem Nachtzug fahren wir von Hampi / Hospet nach Bangalore. Die AC-Abteile sind bereits ausgebucht, also fahren wir wieder in einem Sleeper-Waggon, wo auf beiden Seiten jeweils drei, und auf der Gangseite nochmals zwei Personen liegen koennen. Der Zug ist voll, viele haben keine reservierten Plaetze und wir muessen auch schon mal energisch auftreten, dass wir unsere Plaetze bekommen. Dabei kommt uns zugute, dass Andy etwa einen Kopf groesser und auch etwas breiter ist als ich und di meisten Inder :-).
In Bangalore kommen wir am fruehen Morgen an. Unser Anschlusszug nach Mysore faehrt erst in 1.5 Stunden ab, aber wir sind froh, dass wir das entsprechende Ticket bereits haben. In der Haupthalle steht eine riesen Menschenmenge an 5 geoeffneten Ticketschaltern an, waehrend einige Polizisten mit langen Stoecken, Gebruell und Trillerpfeife versuchen, Ordnung in das Menschengewuehl zu bringen. Sie draengen die Leute immer wieder zurueck, dass sie in einer Reihe bleiben. Das muesste ich jetzt nach einer Nacht mit wenig Schlaf nicht wirklich haben. So viel Indian Life muss es dann doch nicht sein. Der Zug nach Mysore ist dann ganz schoen voll, aber fuer die 3 Stunden Fahrt noch auszuhalten.

Der naechste Tag ist fuer die Hindus ein Feiertag, viele Geschaefte sind daher geschlossen. Dafuer wird der Maharajapalast am Abend fuer eine Stunde von 96000 Gluehbirnen beschienen, auf dem Platz davor wird indische Musik gespielt und aufdringliche Souvenirverkaeufer und Autorickshaw-Fahrer haben Hochkonjunktur.

Auf dem Derajava-Markt ist noch etwas urspruengliches Indien erhalten geblieben. Auf dem Teil, wo Blumen verkauft werden rufen die Verkaeufer ihre Angebote aus und es schmeckt nach Jasmineblueten. Ausserdem werden Kräuter und Gewürze, Gemuese, Sandelholz, verschiedene ätherische Öle und aus diesen aetherischen Oelen hergestellte Parfums verkauft. Daneben kann man das wunderbar farbige, zu bunten Pulverbergen aufgehaeufte kumkum bestaunen, das fuer die Bindipunkte verheirateter Frauen und fuer religioese Rituale benutzt wird.



auf dem Derajava-Markt











wenn man die Hauptstrassen verlaesst befindet man sich schnell einmal in einem anderen Indien






Noch etwas zum Erleben des indischen Alltags: in den Hotels und Restaurants werde ich oft mit Sir angesprochen, ebenso von Rickshawfahrern, Souvenirverkaeufern oder von Tuerstehern, die sich jedes Hotel oder Restaurant leistet. An das Sir koennte man sich gewoehnen, man kommt sich ein bisschen wie ein englischer Lord oder Adliger vor. Irgendwas haben die Englaender dann doch irgendwie falsch gemacht oder die Inder haben schlecht aufgepasst, da Chatrina und Medea auch oft mit Sir angesprochen werden! OK, soweit sogut mit kolonialen Gedankenspielen; a propos Tuersteher: die halten einem die Tuer auf oder eben nicht und haben eine Trillerpfeife, die sie eifrig benutzen; auch, um sich wichtig zu machen; z.B. werden Autofahrer in eine Parkluecke gelotst, die selbst ein Blinder treffen wuerde, natuerlich mit viel Gepfeife und viel gestikulieren und ernster, wichtiger Mine.


Einmal treffen wir eine deutsche Familie direkt vor dem Palast. Er arbeitet bei einer grossen deutschen Firma und sie sind seit 1.5 Jahren in Bangalore und bleiben noch 3.5 Jahre. Sie bestaetigen uns, dass Bangalore es nicht Wert ist, besucht zu werden ausser, man steht auf vielen und lauten Verkehr, Chaos, Dreck usw. oder eben man arbeitet dort.


Der Maharajapalst ist ausgesprochen schoen und besuchenswert. Man kommt sich bei der Besichtigung ein bisschen wie in 1001 Nacht vor. Es gibt jede Menge Wandmalereien britischer und indischer Militaerparaden, verschiedener Maharajas und von Koenig Edward III., die das Leben in Mysore waehrend der Britisch-Raj-Aera darstellen. Ausserdem besteht das Innere des Palastes aus einem Kaleidoskop aus buntem Glas, Spiegeln und grellen Farben. Die indischen Herrscher nach englischen Gnaden hatten kein schlechtes Leben.


In Mysore leben neben Hindus auch Christen und Moslems. Wenn wir uns um 5:00 Uhr am Morgen im Hotel noch mal auf die andere Seite drehen ruft der Muezzin von der Moschee hinter dem Hotel zum Gebet. Ein Autorickshawfahrer betont mir gegenueber in einem Gespraech, dass hier die verschiedenen Religionsangehoerigen friedlich zusammen leben. Ich habe das Gefuehl, dass das eher Wunschtraum statt Wirklichkeit ist. In der Indian Times steht taeglich mindestens ein Artikel ueber das Verhaeltnis zu Pakistan (= Moslems), ueber pakistanische Terroristen und ueber Aussagen und Interviewausschnitte Obamas, die zu eigenen Gunsten ausgelegt werden. In Anlehnung an die Anschlaege auf das Worl Trade Center vom 11.9.2001 wird der Anschlag von Bombay mit 26/11 abgekuerzt. Pakistan wird als ein unkontrolliertes Land mit verschiedenen Terroristengruppen dargestellt. Keine gute Grundlage fuer die aussoehnenden Kraefte. Ueber einen Artikel in der Indian Times bin ich dann doch erstaunt. Es geht darin darum, dass die Sicherheit im Lande nicht gewaehrleistet werden kann, da das Personal dazu fehle. Spaeter wird mir etwas klarer, warum. In Kochi stehen wir in einem Stau, als der indische Ministerpraesident fuer eine Wahlveranstaltung durch Kerala reist. An einer normalen Kreuzung bringen es dann aber 5 Polizisten nicht zustande, den Verkehr wenigstens einigermassen fluessig wieder anlaufen zu lassen, da einer mit der Trillerpfeife im Mund nach Links, und ein anderer, nur ein paar Meter entfernt, ebenfalls mit einer Trillerpfeife, nach rechts winkt. Die uebrigen drei stehen mal herum oder winken in undefinierbare Richtungen. Es ist daher eher chaotisch, die Autos stehen in jede Richtung mindestens in zwei Spuren, es wird links und rechts ueberholt und viel gehupt.

Wegen der Wahlen in Indien kommt es zu einer kleinen unangenehmen Ueberrschung. Bars und Restaurants duerfen nicht laenger als bis 22:45 geoeffnet sein. Es koennte ja jemand zu viel trinken und die Wahlen verpassen. Spaeter erklaert mir noch ein Inder auf meine Frage, ob es wegen der Wahlen irgendwo in Indien gefaehrlich werden koennte, dass wir nicht in den Bundesstaat Orissa reisen sollten, da dort extreme politische Parteien aneinander geraten und es daher zu Unruhen kommen koennte. Sonst wuerde es ueberall ruhig bleiben. Kashmir hat er interessanterweise nicht erwaehnt.

Am letzten Abend heisst es Abschied nehmen von Aurelia und Andy. Wir sitzen in einer netten Bar, kleine Gechenke werden ausgetauscht, viel geredet und ein paar Abschiedsdrinks finden den richtigen Weg.

22.3. - 26.3. 2009 Hampi

Frueh am Morgen fahren wir mit einem Taxi von Panjim nach Magador, wo der Hauptbahnhof von Goa liegt. Am Bahnhof ist schon viel Betrieb und es wimmelt von Reisenden, Verkaeufern und Bettlern ... und wir machen uns auf den Weg, Indien zu entdecken!
In einem Sleeperwaggon fahren wir die ueber 300 Km lange Strecke, froh darueber, dass wir bereits in einem Reisebuero in Anjuna das Ticket kaufen konnten. Funktioniert wie bei den Billigfliegern. Man bekommt ein E-Ticket in Papierform und that's it. Einfacher geht es nicht. Die Aussicht unterwegs ist eher unspektakulaer. Ausser einem kleinen Wasserfall faellt die teilweise ausgedorrte Steppenlandschaft auf. Daneben ist viel Land landwirtschaftlich genutzt. Irgendwie muessen ja die 1000 Millionen Inder ernaehrt werden. Spektakulaer (ah, ich liebe das Wort) wird es dann eher im Zug. Am Nachmittag steigt das Thermometer im Waggon bis auf 38 Grad und die von draussen einstroemende Luft bringt keine Kuehlung mehr. Alle paar Minuten laufen Verkaeufer durch die Waggons und bieten Getraenke, Snacks, Fruechte und Esswaren an. Uns ist das zu heikel und so haben wir uns schon am Morgen noch im Hotel mit Essen fuer den Tag eingedeckt. Hin und wieder kriechen verdreckte Jungs durch die Waggons und wischen mit einem Lumpen den Boden etwas sauber und halten dann die Hand fuer ein paar Rupien auf. Das ist schon ein komisches Gefuehl; diese Kinder stehen nicht auf und man schaut immer in diese grossen Kinderaugen und die offene Hand runter, die energisch an das Bein oder einen Arm tippt, wenn man nichts gibt. Wenn man dann eine Rupie gibt kriechen sie auf allen Vieren weiter. Manchmal geben wir ein paar Rupien, manchmal etwas zu Essen - irgendwann hoeren wir auf, weil der Strom an putzenden Jungs nicht aufhoert. Wie wir spaeter erfahren sind es meist Waisenjungs oder solche, die ihr Elternhaus verlassen haben, weil sie z.B. oft verpruegelt werden.
Mit uns im Abteil sitzt auch ein deutsches Paerchen, Aurelia und Andy, mit denen wir uns gut ueber das Reisen und Gott und die Welt unterhalten. Wir reisen eine Woche zusammen und verbringen eine sehr lustige und unterhaltsame Zeit miteinander.
Am Nachmittag erreichen wir Hospet, den naechstgelegenen Bahnhof von Hampi. Hier regiert die Autorickshaw-Mafia. Es hat keine Taxis am Bahnhof - der naechste Taxistand ist 2 Km entfernt - dafuer gibt es eine Unmenge gelb-schwarzer Autorickshaws. Jeder Fahrer haengt sich gleich beim Aussteigen aus dem Zug an einen Touristen und bleibt dann buchstaeblich an einem kleben. Wir sind jetzt zu sechst und werden von 4 Fahrern umringt und verfolgt, sobald wir weiter laufen wollen. Andere Rickshawfahrer koennen wir nicht anfragen, da sie von den vieren sofort verjagd werden. Wir kommen uns ein bisschen wie Beutegut vor und koennen den Preis nur noch etwas herunter handeln. Das sind die etwas muehsamen Seiten Indiens.
In Hampi ueberqueren wir mit einer kleinen Faehre den Fluss. Vorher laufen wir noch an einem Hinweisschild der Polizei vorbei; demnach ist es sehr gefaehrlich, im Fluss zu baden. Im Fluss sind einige Inder, die Waesche oder sich selber waschen oder einfach im Wasser plantschen. Sauber sieht das Wasser nicht aus. Am Rand grasen Kuehe. Auf der anderen Seite kommen wir im Shanti unter. Empfohlen wurde uns diese Unterkunft von einem amerikanischen Paerchen, das wir in Fiji kennen lernten. Die Huette hier ist zwar wieder einmal sehr basic, aber die Anlage liegt sehr schoen mit Blick auf gruene Reisfelder und den Fluss, Hollywood-Schaukeln vor den Huetten und ueberdachten kleinen Tischen mit Matratzen, wo man wunderbar relaxen und den Sonnenuntergang geniessen kann.
Hampi strahlt eine angenehme Ruhe aus. Die Tempelanlagen aus dem 15. Jahrhundert inmitten einer Landschaft aus riesigen Granitfelsen, eingebettet in Reisfeldern und Bananenplantagen sind ausgesprochen schoen. Da die Hauptreisezeit vorbei ist, sind wir in manchen Anlagen ganz alleine.




die Staelle fuer die damaligen Staatselefanten











nicht mehr so ein haeufiges Verkehrsmittel, aber man sieht es immer wieder einmal





Mit einem Guide laufen wir durch den Virupaksha-Tempel, wo Timon und ich uns von der Elefanten-Dame Lakshmi segnen lassen. Virupaksha ist uebrigens eine Gestalt Shivas. Der Guide erklaert uns einiges zum Tempel und wir koennen sogar noch einem Teil einer Hochzeitsfeierlichkeit beiwohnen. Freundlich, wie die Inder sind, werden wir gleich fuer ein paar Minuten in die Feierlichkeiten mit eingespannt. Photos sind dabei besonders wichtig.









Am naechsten Tag unternehmen wir mit demselben Guide eine Tour durch einen Teil der Tempelanlagen. Was er erzaehlt scheint Hand und Fuss zu haben. Ausserdem bringt er uns an Orte, die wir ohne einen Guide nicht gefunden haetten. Das Geld dafuer war gut investiert.


Virupaksha-Tempel am Abend






Abends erholen und entspannen wir uns jeweils im Shanti. Im gegensatz zur anderen Flussseite wird hier auch Bier ausgeschenkt. Tagsueber gehen wir oft im Mango Tree essen. Das Restaurant liegt zwar etwas abseits, da es aber anscheinend in jedem Travelguide empfohlen wird, ist es immer gut besucht. Das Essen ist auch gut und man blickt auf den Fluss, auf Ziegenherden und Frauen, die die Waesche von Hand waschen. Irgendwie ist hier die Zeit stehen geblieben. Man braucht eigentlich gar keinen Fernseher; so muss es schon vor Hunderten von Jahren hier ausgesehen haben.
Den letzten Tag nutzen wir zu einer Abkuehlung in einem nahe gelegenen Stausee. Ahh, einfach wunderbar. Es hat ein paar Touristen und auch ein paar Inder, die wohl eher kommen, um zu sehen, wie die Touristen (-innen) im See baden. Macht nichts, sie sind nicht weiter aufdringlich und mit einigen kommt man auch ins Gespraech.

Sonntag, 15. März 2009

12.3. - 21.3. Goa

Wir verbringen einige Zeit in Goa um, wenn man so will, Indien light auf uns wirken zu lassen. Die Straende von Anjuna (Berieselung mit Chill Out und Goa-Trance inclusive), Vagator und Calangute sind nicht so sehr die Wucht, wie Werbung und Erzaehlungen anderer einem weismachen wollen. Wir sind eine Woche in Anjuna in einer schoenen Anlage, ein paar Hundert Meter vom Strand entfernt. Der Taxifahrer bringt uns zu erst auf unseren Wunsch zu einem im Lonely Planet empfohlenen Guesthouse direkt am Strand. Aber das ist nicht nur sehr, sehr basic. Das ginge ja noch, wenn es wenigstens sauber waere. Aber Unterkuenfte, bei denen man besser nur mit Flip Flops herum laeuft, wo man zum Schlafen zwischen sich und der Matratze besser noch einen Seidenschlafsack bringt und wo das Bad verdreckt ist und man am besten nichts beruehrt - manchmal sind die Empfehlungen im Lonely Planet ein Raetsel. Anscheinend sind wir aus dem Alter raus, so zu uebernachten.

An Goas Straenden schnuppern wir etwas von der vergangenen Hippiezeit; je nach Windrichtung schmeckt es ziemlich kiffig. Wir treffen einen Schweizer aus Dornach, der aber ueber ein ertraegeliches Mass hinaus im Denken verlangsamt ist. Ein paar Joints weniger waeren wohl besser gewesen.

am Strand von Calangute










in Indien gehen viele angezogen im Meer baden







Medea und Timon Spielen am Strand


Die indischen Strandverkaeuferinnen bieten meist Tuecher, Esswaren oder eine Massage an. Sie zeigen wenig Scheu im Kontakt. Oft bleiben sie lange sitzen, fassen einen an und erzaehlen bereitwillig aus ihrem Leben, auch wenn sie merken, dass man nichts bei ihnen kaufen will. Hin und wieder laufen Bettler vorbei oder verschmutzte Kinder, die ihre kleine Hand offen halten.
Wenn Chatrina oder Medea alleine an einem von Indern besuchten Strand baden gehen kann es schon mal schwierig werden, sich die Maenner vom Hals zu schaffen. Sie kommen einem sehr nahe und haben viele Fragen, was schon auch mal nerven kann. Bei Medea denken sicher viele, dass sie aelter als 11 Jahre ist, da sie recht gross fuer ihr Alter ist. Ansonsten koennen wir aber ueber die Inder nicht klagen. Im gegenteil. Sie sind sehr freundlich, ueberaus zuvorkommend und hilfsbereit. Wir sind angenehm ueberrascht.

am Strand gibt es solche Kuehe ....





... und solche












In Suedostasien haben wir unsere Verhandlungskuenste gut ueben koennen, was uns hier sehr zu Nutze ist. Der erste genannte Preis - sei es Unterkunft, Taxi oder Souvenir - ist ueberhoeht. Fuer unsere Unterkunft zahlen wir nach einigem Verhandeln weniger als die Haelfte des erstgenannten Preises; bei CD's oder Schmuck liegt oft noch mehr drin. So schlendern wir dann auch ueber den Mittwochsmarkt von Anjuna bei bruetenden 38 Grad. Nun ja, danach kommt ja dann wieder die salzige Abkuehlung im Meer.

Die letzten 2 1/2 Tage verbringen wir in Panjim, der Hauptstadt Goas, von wo wir auch einen Ausflug nach Old Goa unternehmen. Panjim ist es Wert, 2 Tage besucht zu werden. Die Portugiesen hatten ja mehr als 400 Jahre Zeit, ihre Kultur hier zu hinterlassen. Es ist einfach schoen, durch die engen Gassen zu schlendern, die Strassen haben z.T. portugiesische Namen und viele Menschen, auch christliche Inder, gehen in die Kirche.
In Old Goa kann man einige der schoensten Kirchen Indiens, bzw. Asiens bewundern. Seit ca. 1500 war es die Hauptstadt von Portugiesisch Indien mit bis zu 300 000 Einwohnern, groesser als das damalige Lissabon oder London. Von dem ehemaligen Glanz ist leider nicht viel uebrig geblieben ausser den eben sehr schoenen Kirchen mit z. T. vergoldeten Altaeren. In der "Basilica of Bom Jesus" sind die sterblichen Ueberreste des heiligen Franz Xaver aufbewahrt, der ueber 10 Jahre in Asien missionierte und den Jesuitenorden mit begruendete.
Das Kloster des heiligen Franz von Assisi faellt durch viel Pomp und einem grossen und reich verzierten Altar auf. Ob dies im Sinne von Franz von Assisi ist?

11.3. + 12.3. Bombay / Mumbai

Am Flughafen Mumbai gibt es viel Polizei- und Militaerpraesenz, die Kontrollen erscheinen mir aber etwas lasch. Schon gleich am Flughafen erfahre ich, dass Service in Indien gross geschrieben wird. Als ich auf das WC gehe, strahlt mich ein sauber gekleideter Inder an und weist mit einer Geste auf das Pissoir hin, das ich benutzen kann. Nachdem ich fertig bin zeigt er mit der naechsten Geste laechelnd auf die Waschbecken. Zum Schluss zieht er mir noch zwei Papiertuecher aus dem Kasten an der Wand. Abgesehen davon, dass das alles voellig ueberfluessig ist, ist es auch ein Beispiel fuer Service und Freundlichkeit.

Im Hotel sind die Angestellten extrem bemueht, es den Gaesten recht zu machen. Z.B. bekommt der Hotelmanager mit, dass in unserem Reisefuehrer eine falsche Telefonnummer von dem Guesthouse steht, wo wir fuer die naechste Uebernachtung anrufen wollen. Ohne Umschweife fuehrt er uns in sein Buero, wo wir seinen Computer dafuer nutzen koennen, die Telefonnummer heraus zu finden. Nebenher erzaehlt er uns, wo er herkommt und wo es in Goa schoen ist. Natuerlich fragt er auch, wo wir her sind, wie lange wir in Indien bleiben wollen usw. Wir sind angenehm ueberrascht.

Waehrend des Fluges frage ich einen Inder, mit dem wir ins Gespraech gekommen sind, welches denn der gebraeuchlichere Name ist, Bombay oder Mumbai. Er meint beide, viele Menschen sagen weiterhin Bombay, der offizielle Name ist aber seit 2006 Mumbai. Die Namensaenderung sei religioes motiviert. Ich nehme an, dass er die Hindupartei meint, die z.Zt. an der Macht ist.

Dienstag, 3. März 2009

8.3. - 10.3. Bangkok

In Bangkok verbringen wir die Zeit mit Shoppen, zum Coiffeur gehen (Timon und Sven), und einen Flug von Mumbai (Bombay) nach Goa organisieren. Kulturelles unternehmen wir darueber hinaus nichts.

Montag, 2. März 2009

5. - 7.3. Siem Reap / Angkor Wat

Zwei Tage Tempelbesuch in Angkor Wat
Zwei Tage lang besuchen wir die grossartigen, 800 - 1200 Jahre alten Tempelanlagen von Angkor Wat. Die Tempel sind meist einer hinduistischen Gottheit wie Vishnu geweiht, einige wurden aber im Laufe der Jahrhunderte zu buddhistischen Tempeln umgestaltet. Daher gibt es immer wieder auch ein paar Buddhafiguren zu bestaunen. Das ganze Areal ist riesen gross und die Tempelanlage von Angkor Wat macht nur einen kleinen Teil aus.







Blick auf Angkor Wat












der Bayon im Angkor Tom















Vor jedem Tempel hat es v.a. Kinder, die einem Getraenke oder Souvenirs verkaufen wollen. Der haeufigste Spruch ist "Hello Sir" oder "Hello Madam, buy one please, only one dollaaaaaar!" und der zweithaeufigste Spruch ist: "you buy one, I can go to school". Wenn man stehen bleibt hat man verloren! Wenn man etwas kauft kommen noch 10 weitere Kinder und wollen natuerlich auch etwas verkaufen.


Am einfachsten ist es, sich mit dem Tuk Tuk von einer Anlage zur anderen fahren zu lassen (nicht vergessen, Preis vorher aushandeln!).







Blick auf den Banteay Kdei Tempel






Irgendwo zwischen den Tempelanlagen treffen wir auf einen Mann, dem eine Mine beide Beine weggerissen hat. Da er etwas versteckt zwischen den Mauern sitzt habe ich Gelegenheit, mich etwas mit ihm zu unterhalten, ohne dass gleich zig andere Bettler kommen. Er war Soldat in den 80iger Jahren und kaempfte nach seinen Aussagen gegen die Rebellen von Pol Pot (Rote Khmer). Nach zwei Jahren Kampf ist er auf eine Mine getreten. Seither muss er sich mit Betteln durchschlagen. Der Staat zahlt einmalig eine Summe, das war's dann an Unterstuetzung.
Von einem Hotelangestellten und von unserem Tuk Tukfahrer erfahren wir spaeter ausserdem, dass die Polizei regelmaessig durch das Gelaende faehrt und von jedem Standbesitzer, Bettler, ja selbst von den Minenopfern, die vor mancher Tempelanlage musizieren, um so noch ein paar Rupien zu verdienen, Geld abknuepft - Betsechungsgeld, damit sie weiter betteln oder musizieren duerfen.





hinteres Tor des Ta Som Tempels.


In einige Tempelanlagen wachsen Wuergefeigen und durchbrechen das Mauerwerk. Sieht fantastisch aus.



Irgendwann ist der Saettigungsgrad erreicht. Zwei Tage lang von frueh bis spaet Tempelanlagen, die Kinder haben prima mitgemacht, aber ich glaube vor einem dritten Tag waere eine Rebellion ausgebrochen. Wir beiden Erwachsenen haben allerdings auch genug gesehen.
An einem Abend besuchen wir die Vorstellung von Beat Richner, der in Kambodscha meherere , nach einer verstorbenen Tochter des Koenigs von Kambodscha benannte Kinderspitaeler betreibt. Die Vorstellung ist eine gelungene Mischung aus Entertainment, Vortrag und dem Willen, Spendengelder einzusammeln. Die inzwischen 5 Kinderspitaeler werden zu 90% aus Spendengeldern finanziert, 5% kommen jeweils von den Staaten Schweiz und Kambodscha. Durch seinen Vortrag erfahren wir, dass

- 65% der Menschen in Kambodscha an Tuberkulose erkrankt sind
- 80% aller Kinder Kambodschas in diesen Kantha Bopha genannten Spitaelern behandelt werden
- dass das Personal in diesen Spitaelern deutlich besser bezahlt wird, als in anderen, damit es nicht zu Korruption kommt
- dass die Behandlung in diesen Spitaelern gratis ist, um wiederum die Korruption zu bekaempfen
- in den anderen Spitaelern Aerzte und Krankenschwestern erst dann ein Kind behandeln, wenn die Eltern neben den Behandlungskosten auch ihnen noch Geld geben
- dass die Mortalitaetsrate bei Kindern durch die Behandlung in den Kantha Bopha spitaelern von ueber 5% auf unter 1% gesenkt werden konnte
- die Tuberkuloseimpfung nicht furchtbar viel nuetzt, da eine Mehrheit der oben genannten 65% zuvor gegen Tuberkulose geimpft war

Die WHO kritisiert das Vorgehen von Hr. Richner, weil er Menschen in einem der aermsten Laender der Erde mit High Tech Medizin versorgt und das sei zu teuer. Hr. Richner wirft der WHO entgegen, dass diese "poore medicine for poore countries" propagiere, da diese v.a. das Impfen favorisiere und in den von der WHO unterstuetzten Spitaelern die Menschen schlecht behandelt werden, weil es eben massiv zu Korruption komme, das Personal schlecht ausgebildet ist, wegen fehlender Apparate auch keine genuegende Diagnostik durchgefuehrt werden koenne und in den Medikamenten oft nicht das drin ist, was drauf steht. Klar, dass das die WHO gegen ihn aufbringt. Wenn das stimmt, was Hr. Richner sagt, dann ist er allerdings sehr erfolgreich, was fuer die WHO allerdings eine schallende Ohrfeige bedeutet, da die WHO in diesem Bereich in Kambodscha nichts Positives bewirkt. Hr. Richner gibt noch eine Anekdote zum besten. WHO-Experten, die ihn besuchten, uebernachteten in einem schicken Hotel in der Naehe eines der Kinderspitaeler fuer 300 bis 400 Dollar pro Nacht und kritisierten die Behandlungskosten pro Aufenthalt in den Spitaelern - im Durchschnitt 5 Tage - von 240 Dollar als zu teuer und nicht angemessen fuer ein Land wie Kambodscha. Ja, wenn das so stimmt muss einem die Spucke wegbleiben ueber soviel koloniales Gedankengut.

Ein Tag Ausflug zu einem schwimmenden Dorf auf dem Tonle Sap See

Wir fahren etwa 20 Km mit einem Tuk Tuk zum Tonlesapsee. Die Fahrt fuehrt ueber schlechte Strassen, z.T. ueber Staubpisten. An der Schiffsanlegestelle entlang leben die Menschen - zumeist gebuertige Vietnamesen - unter fuerchterlichen Lebensbedingungen in einfachsten Bruchbuden und Bretterverschlaegen. Arbeit gibt es kaum. Zwei kleine Jungs betteln bei uns, nachdem wir aus dem Tuk Tuk gestiegen sind. Sie betteln aber nicht um Geld, sondern fragen nach sauberem Trinkwasser :Hello Sir, do you have clean water for us?" Keine der Huetten ist an fliessend Wasser oder Strom angeschlossen. Die Notdurft wird im See verrichtet, in dem gebadet, Waesche gewaschen und aus dem auch wieder getrunken wird. Das beste Mittel, damit Krankheiten ausbrechen oder bestehen koennen! Viel Arbeit fuer Hr. Richner (und eigentlich auch die WHO). Wahrscheinlich wuerde die Kamera, die ich in meinem Rucksack versteckt habe, ausreichen, um den beiden Jungs ein Jahr lang taeglich genug Trinkwasser zu geben. Wir steigen nachdenklich ins Boot zum schwimmenden Dorf.





Lebensbedingung vieler Armer am Tonle Sap See.







Viele von ihnen sind gebuertige Vietnamesen, die in Kambodscha geduldet, aber kaum gern gesehen sind.





Kinder, die auf dem See spielen















Blick auf das schwimmende Dorf






Das Dorf ist in eine kambodschanische und eine vietnamesische Seite unterteilt. Es hat viele Wohnhaeuser, ein Restaurant und sogar eine Kirche. Allzu viel sieht man aber nicht, weil man das Ausflugsboot nur fuer den Besuch eines Restaurants verlassen kann.
Wir waeren gerne laenger in Kambodscha geblieben, um mehr als nur ein paar touristische Hotspots zu erkunden. Die Zeit ist unerbittlich und es geht weiter nach Bangkok.

1.3. - 4.3. Phnom Penh / Kambodscha

Eigentlich wollten wir von Saigon bis zur Grenze von Kambodscha bei Chau Doc mit dem Bus fahren und den Rest bis Phnom Penh mit dem Boot. Dann haetten wir aber in Chau Doc uebernachten muessen, da dort die Boote nach Phnom Penh vormittags abfahren. So entschlossen wir uns dazu, in 6 Stunden von Saigon nach Phnom Penh mit dem Bus zu fahren. Alles laeuft recht reibungslos. An der Grenze sind die Formalitaeten allerdings etwas umstaendlich; das Gepaeck wird kontrolliert wie auf einem Flughafen (durchlaeuchtet) und wir muessen unsere Paesse abgeben und zahlen 25 Dollar pro Visum. Nach ca. 45 Minuten erhalten alle Passagiere ihre Paesse zurueck.
Was schon sehr schnell auffaellt: es wird deutlich weniger gehupt; ausser unser vietnamesischer Busfahrer, der hupt munter drauf los. Alles sieht etwas aermlicher aus, als noch in Vietnam. Wir fahren durch laendliches Gebiet und man sieht viele Haeuser auf Stelzen. Die meisten wuerde man bei uns wohl abreissen. Die Stelzen der Haeuser sind aber nicht alle gleich hoch. Witzigerweise ist es so dass, je hoeher die Stelzen, desto reicher sind die Eigentuemer. Das Leben der Dorfbewohner spielt sich, besonders waehrend der Mittagshitze, unter den auf Stelzen stehenden Haeusern ab. Schweine, Huehner und Hunde, manchmal auch eine Kuh, laufen oder stehen da zwischen geparkten Mopeds und in Haengematten doesenden Bewohnern. Da, wo der Bus etwas laenger steht wie z.B. beim Warten auf die Faehre ueber den Mekong, sind sehr schnell einige Strassenverkaeufer oder Kinder da, die Zeitungen und Getraenke verkaufen oder die Fensterscheiben putzen, um dafuer ein paar Riel zu bekommen.





Manche Kinder sind wohl erst etwa 5 Jahre alt und gehoerten doch in die Schule oder sollten mit anderen Kindern spielen koennen. Irgendwer hat die Chancen der Menschen, weiter zu kommen, sehr unterschiedlich verteilt!
In Phnom Penh wird man, wenn man aus dem Bus steigt, erst mal von einer Traube Tuk Tuk Fahrer und Hotelschlepper umkreist "Hello friend, cheap tuk tuk" und hello friend, cheap Hotel".... es ist Nachmittag, genug Zeit, um sich eine Unterkunft zu suchen. Wir fluechten erst mal in ein Restaurant, trinken eine Cola und warten, bis sich alles etwas beruhigt. Nachdem ich Geld gewechselt habe suchen wir uns einen freundlich aussehenden Tuk Tuk Fahrer aus und verhandeln in aller Ruhe, wo wir hin wollen und was wir bereit sind, zu zahlen. Nach ein bisschen Palavern und Laecheln haben wir schnell einen Preis, der uns angemessen vorkommt. Das ist ja auch noch so eine Schwierigkeit. Wenn man irgendwo neu ankommt, kennt man ja die lokalen Preise nicht. Was die Einheimischen zahlen bekommen wir als Weissnasen ja so oder so kaum hin. Aber es muss ja nicht das 5 oder 10fache dieses Preises sein und man weiss ja kaum einmal, ob man den doppellten Preis genannt bekommt, oder den zehnfachen. Meistens erkundigen wir uns vorher in einem Restaurant nach dem ungefaehren Preis. Da wir diesmal keine Unterkunft vorgebucht haben klappern wir mehrere ab und kommen in einem annehmbaren Hotel unter.

2.3. / 3.3.

Wie ueberall vergeht schon nur fuer die organisation der Weiterreise ein halber Tag. Mit einem Tuk Tuk fahren wir zum PTM - Travel und buchen einen Flug von Siem Reap nach Bangkok fuer den 8.3. Bangkok Airways ist anscheinend die einzige Fluggesellschaft, die diese Verbindung anbietet; entsprechend teuer ist der Flug. Danach gehen wir an den Fluss, um eine Bootsfahrt nach Siem Reap zu buchen. Kostet aber 35 Dollar pro Person und wir haben von einem schweizer Paerchen gehoert, dass die Bootsfahrt nicht ungefaehrlich ist (Boot wird oft ueberladen); also entscheiden wir uns fuer die - ausserdem billigere - Busfahrt (10 Dollar pro Person). Ach ja, noch zu den Preisangaben: das ist wirklich alles in Dollar. Die heimische Waehrung ist nicht viel Wert und dient manchmal nur als Rueckgeld, wenn z.B. eine Tuk Tuk-Fahrt 2 Dollar und 50 Cent kostet bekommt man auf 3 gezahlten Dollar 2000 Riel wieder zurueck. Am Fluss - die reinste Touristenmeile - schlendern wir ein bisschen herum. Manchen Touristen sieht man die letzten besuchten Laender schon am T-Shirt an, z.B. einen Stern mit der Auffrischt "Good Morning Vietnam". Ob sich diese Schlaumeier ueberlegt haben, dass Vietnam und Kambodscha eine lange kriegerische Vergangenheit haben und das Verhaeltnis der beiden Laender z.Zt. auch nicht zum besten steht?

Wir besuchen das auf einem Huegel errichtete Wat Phnom, zu dem uns ein sehr freundlicher Tuk Tuk - Fahrer bringt (ja, auch die gibt es, sind nicht alle nur Abzocker).
















Angeblich bringt es Glueck, wenn man diesen Wat besucht und laut unserem Guidebook bitten die Khmer hier z.B. fuer gute Schulnoten. Prompt haben wir ein gutes Argument fuer Medea und Timon, diesen Wat zu besuchen. An den Eingaengen sind viele Bettler und Minenopfer. Das Sozialsystem wird hier nicht so ausgebaut sein, wie in der Schweiz und das Schicksal hat es einmal mehr mit manchen Menschen schlecht gemeint. Wenn man von unten die Treppe hochschaut, sieht man 2 Bettler. Also halte ich mehere Hundert Riel bereit. Nur, je hoeher man die Treppe steigt, desto mehr Bettler und Minenopfer sind da. Die komfortable Situation, dass ich viele Dinge im Leben entscheiden kann und nicht einfach hinnehmen muss, weil ich "reich" bin, bringt mir jetzt ein ethisches Dilemma ein. Soll ich dem 5jaehrigen Buben, der seine 1jaehrige Schwester in ebenso verdreckten Kleidern auf dem Arm haelt, ein paar Riel geben oder dem Mann weiter rechts, dem eine Mine beide Beine weggerissen hat oder dem links gegenueber, dem beide Augen fehlen? Keine leichte Entscheidung. Ich bin etwas perplex davon, dass so viele Bettler da sind und werfe einem im Vorbeigehen die Riel in einen bereitgestellten Korb und ernte von den anderen (zumindest von denen, die noch sehen koennen) veraergerte Blicke. Ich bin froh, dass im eigentlichen Heiligtum keine Bettler sind. Die Situation verunsichert und ist unangenehm. Eine weitere Moeglichkeit haben Medea und Timon umgesetzt, als wir am Fluss eine Pizza essen waren. Sie haben einem bettelnden Jungen von ihrer Pizza und Kokosnuss gegeben. Wir haben vorher mit ihnen diskutiert, dass wir kein Geld geben wollen, dass es mehr Sinn macht, ein Projekt finanziell zu unterstuetzen, das die Kinder von der Strasse holt, als ihnen direkt Geld in die Hand zu geben. Wenn die Kinder mit der Bettlerei mehr Geld verdienen, als die Eltern, gibt es fuer sie keinen Grund mehr, in die Schule zu gehen. Nur, wenn sie 20 oder 30 sind, erweichen sie wahrscheinlich die Herzen der Touristen nicht mehr so sehr und fuer eine Schulbildung ist es dann zu spaet.
Auch wenn man alle paar Meter angesprochen wird, ob man mit einem Moped oder einem Tuk Tuk irgendwo hinfahren will, faellt uns auf, dass die Menschen hier offener und freundlicher sind, als in Vietnam. Sie schauen einen nicht veraergert an, wenn man nicht mit ihnen faehrt, man kommt mit vielen ungezwungen ins Gespraech usw.
Aehnlich wie in Bangkok gibt es auch in Phnom Penh einen Koenigspalast. Am fruehen Nachmittag, es ist herrliche 38 Grad heiss (Hilfe, wo ist das Meer zum abkuehlen) und es weht ein lauwarmes Lueftchen, laufen wir durch die Anlage des Koenigs und durch die Silberpagode, wo neben einem wertvollen Smaragdbuddha ein ausgesprochen teurer Altar aufbewahrt wird.Herzstueck des Altars bildet ein 90 Kg schwerer, aus reinem Gold gegossener und mit Diamanten besetzter stehender Buddha.





Timon mit einem Moench bei der Silberpagode

Wir bedauern es jetzt schon, dass wir fuer Kambodscha nur noch so wenig Zeit haben. Am 8. Maerz werden wir ja schon wieder in Bangkok sein und am 11.3. nach Bombay fliegen. Am liebsten wuerden wir den Flug nach Bombay verschieben und noch einen Monat in Kambodscha bleiben.

26. - 28.2. Saigon

Mit einer zweimotorigen Maschine der Vietnam Airlines (vom Zustand der Maschine und von der harten Landung her koennte es auch eine Maschine der Aeroflot sein!) fliegen wir ueber das Mekongdelta nach Saigon. Entgegen frueheren Erfahrungen klappt diesmal alles, was wir vorher organisiert haben. Am Flughafen holt uns jemand vom Guesthouse ab und wir koennen die zahlreichen Schlepper anderer Guesthouses abwinken.
Wir nutzen die Zeit in Saigon fuer den Besuch des Kriegsmuseums . Sehr lehrreich, aber auch sehr bedrueckend. Vor dem Eingang stehen erbeutete amerikanische Panzer, Flugzeuge und Hubschrauber. Im Gebaeude sind viele Bilder ueber die Schrecken des Krieges aufgehaengt. Z.B. das Bild eines Napalmangriffes mit dem nackten, schreienden Maedchen im Vorder- und schwer bewaffneten amerikanischen Soldaten im Hintergrund. Oder Bilder ueber das Massaker von My Lai, 1968, als ein amerikanisches Kommandounternehmen Maenner, Frauen und Kinder (auch solche, die erst ein paar Monate alt waren) zu hunderten getoetet haben. Genau genommen waren es "507 Menschen, darunter 173 Kinder, 76 Kleinkinder, 182 Frauen und 60 Männer über sechzig Jahre (Quelle Tagesschau der ARD)".

Nun, das Ganze ist sehr propagandistisch aufgemacht. Es werden ausschliesslich die Greueltaten der einen Seite gezeigt, wobei auf Bildmaterial der Amerikaner zurueckgegriffen wird. Dass die Vietcongsoldaten ganz genau so getoetet und gefoltert haben, wird hier nicht gezeigt. Das ist aber auch zweitrangig. Es geht um die Darstellung des Krieges und der damit verbundenen Schrecken. Ich denke, wenn man solche Bilder sieht (z.B. vier Soldaten, einige grinsend, einer eine Zigarette rauchend, wie sie einen vietnamesischen Zivilisten festhalten und foltern) sollte das selbst die hartgesottensten vom Sinn eines Krieges abhalten. Der Museumsbesuch hat uns sehr nachdenklich gemacht und es ist gut, dass es sowas gibt. Aber es sollten eben auch die Bushs, Putins, Netanyahus, Achmadinejads, Bin Ladens und wie sie alle heissen genauso sehen. Sie sollten sehen, was Bomben, Napalm und Minen anrichten. Propaganda hin oder her. Das Museum ist auf jeden Fall besuchenswert.

Wieder im Guesthouse von Madam Cuc treffen wir die deutsche Familie, die wir schon in Phu Quoc kennenlernten, wieder und haben zwei lustige Abende mit Elke, Christoph und Lysanne (ist das richtig so geschrieben??).