Sonntag, 26. April 2009

27.4. + 28.4.- Tiruvannamalai

Der Arunachaleswar - Tempel, einer der groessten in Indien, zieht uns nach Tiruvannamalai. Wenn man den Weg vorbei an Ramschverkaeufern, Bettlern, Sadhus, und Priestern geschafft hat, betritt man das Innere des Tempels durch sehr schoene, kunstvoll verzierte Gopurams (Tortuerme), die aber im Gegensatz zu vielen anderen Tempeln nicht bemalt sind. Der innerste Gopuram stammt aus dem 11. Jahrhundert. Von den vielen Tausend Goettern Indiens kommt hier Shiva mal wieder in den Genuss, verehrt zu werden. Auf dem nahe gelegenen Berg Arunachala soll er in Form einer Feuersaeule erschienen sein und damit das Zeichen des Lingam geschaffen haben. In der Tempelanlage hat es verschiedene kleine Tempelchen; wir werden von Brahmanen gesegnet (bitte ein paar Rupien), erhalten weisse Streifen auf die Stirn (= Gotteszeichen) und bestaunen unzaehlige Shiva-Figuren, mal tanzend, mal die Haende ausbreitend, mal mit Busen, mal ohne usw. Und dann duerfen wir auch in das wichtigste Heiligtum des Tempels. Es wird gedraengelt, Priester laufen schwitzend umher (wir schwitzen auch), vor dem Eingang zum Heiligtum muss man warten, bis eine Gruppe Pilger durch ist. In diesem - natuerlich auch Shiva geweihtem Heiligtum - ist es dann heiss und feucht wie in der Sauna. Priester verrichten eine Puya (ein Gebet), Pilger sitzen am Boden (wir auch), von hinten wird gedrueckt. Nicht alle werden hinein gelassen, nur diejenigen, die einen Eintritt bezahlt haben. Es bleiben nur wenige Minuten fuer das Gebet und die Segnung durch die Priester. Alle - auch wir - bekommen nach dem Gebet einen roten Punkt auf die Stirn und ein heiliges Pulver in die Hand zum mitnehmen, goettliche Nahrung "for take away" sozusagen. Nach dem Tempelbesuch haben meine Flip Flop eine Behandlung noetig, da sich die Sohle loest. Fuer 25 Rupien (ca. 60 Rappen) wird dies fachmaennisch erledigt.

Am naechsten Tag geht es schon wieder weiter nach Mamamallapuram, am Golf von Bengalen.

23.-26.4. Ponducherry

Den Tag ueber fahren wir also mit einem Taxi in ca. 4 Stunden nach Ponducherry an der Sued-Ostkueste Indiens. Bis 1954 franzoesische Kolonie hat sich Ponducherry noch etwas franzoesischen Flair bewahrt. Einige Strassen sind eine "rue", die Polizisten tragen rote Kaeppis und es gibt franzoesische Restaurants. Ach ja und an der Uferpromenade gibt es oeffentliche Mistkuebel (Muelleimer) etwas, was wir in ganz Indien noch nicht gesehen haben.Wie in vielen indischen Staedten besteht aber auch hier eine grosse Armut. Wenn man abends noch etwas durch die Gassen streift trifft man viele Obdachlose an. Manche liegen einfach so auf dem Gehweg, Rickshaw-Fahrer schlafen halber auf ihrem Gefaehrt, einige rollen eine Matte aus und liegen so am Boden.
Wir kommen nach Ponducherry, um u.a. das Sri Aurobindo Ashram zu besuchen. Sri Aurobindo war ein indischer Philosoph, Hindu-Mystiker, Yogi und Guru. Einmal im Jahr wird der Wohnbereich von ihm und seiner (spirituellen) Gefaehrtin "The Mother" der Oeffentlichkeit zugaenglich gemacht. Ohne das vorher gewusst zu haben sind wir genau an diesem Tag in der Stadt. Man sieht also die Zimmer, nachdem man am Grab der beiden vorbei gelaufen ist. Viele Menschen sind anwesend, viele davon wirken in ihren weissen Gewaendern etwas gar sehr entrueckt von Mutter Erde.
Alles ist sehr bedaechtig, religioes. Menschen - Weisse wie Inder - sitzen andaechtig vor dem Grab oder Kuessen dasselbe und halten in einem Gebet inne. Die ganze Szenerie hat etwas von einer Heiligenverehrung. Die Angestellten wirken dagegen sehr gestresst, sind eher unfreundlich und kurz angebunden.
Sowohl hier wie in unserem dem Ashram angebundenen Guesthouse vermisse ich sehr die Freundlichkeit der Menschen. In der Kantine des Guesthouses sind Aussagen und Sprueche von Sri Aurobindo und the Mother ausgestellt:
es sei z.B. sinnvoller, Glueck zu geben statt zu nehmen. Davon weht nicht viel spirituell durch den Raum.
Neben dem Besuch des Ashrams unternehmen wir mal wieder eine kleine Velotour, Chatrina kauft sich neue Flip Flop, wir besichtigen Kirchen und schlendern an der Uferpromenade entlang und planen natuerlich die Weiterreise.

21.+22.4. Trichy

Wir sind zur Zeit in einem hoeheren Reisetempo unterwegs. In Tamil Nadu, dem Bundesstaat, in dem wir uns zur Zeit befinden, gibt es viele hinduistische Tempel. Ein paar haben wir uns ausgesucht. Nach Madurai liegen nun das Rock-Fort und der Sri Ranganathaswamy Tempel in Trichy auf unserer Route. Der Vishnu geweihte, im 10. Jhd. erbaute Sri Ranganathaswamy Tempel Komplex ist 60 ha gross und durch Mauern und 21 gopurams in sieben unterteilte Bereiche gegliedert. In den aeusseren Mauerringen treffen wir auf viele Bettler, am Strassenrand sind Kleinhaendler; in den inneren Bereichen trifft man mehr und mehr auf Pilger, Wahrsager, Brahmanen, Saddhus (indische Heilige).



angehende Prieserjungen aus der Brahmanenkste
Wir werden kurze Zeit Zeugen, wie in einer Pilgergruppe ein Mann eine (seine??) Frau mehrmals laut schimpfend mit der Hand ins Gesicht schlaegt. Keiner schreitet genug ein, um ihm Einhalt zu gebieten. Ein alter Sadhu, der uns schon vorher aufgefallen ist (nun ja, die fallen schon von weitem auf), geht ruhig auf den Mann zu, nimmt ihn bei der Hand und schlichtet die Situation, indem er ihn locker aber bestimmt aus dem Geschehen zieht. Chatrina und ich haben uns schon ueberlegt, ob er bei uns in der Psychiatrie arbeiten will. Er hat sicher Potential :-). OK, Spass beiseite. Ausser seine Frau schlagen und sich von einem indischen Heiligen wieder beruhigen lassen, kann man sich in dem Tempel ausruhen, herumliegen, essen, palavern, schlafen, beten und weisse, staunende Touristen beobachten, die Photos machen, sich von Priestern weisse Kreide auf die Stirn schmieren lassen, sich von einem Guide die teilweise ganz wunderbar bearbeiteten Saeulen erklaeren lassen, und diese Weissen fragen, wo sie herkommen, wie sie Indien finden, wo sie schon in Indien waren, ihnen Erklaeren, dass sie sich das Haar geschoren haben, um damit Vishnu z.B. fuer die Heilung von einer Krankheit zu danken (oh man, ich krieg den Satz nicht fertig und noch mal neu anfangen will ich auch nicht) ... also, es ist so. Es gibt wunderbar bearbeitete Saeulen, bei denen reitende Hindus dargestellt werden, wie sie mit Tigern (die eindringenden Moslems darstellend) kaempfen oder Handel treibende Portugiesen, die nach erfolgreichem Handel die Hindus hinterruecks abstechen (die Zeit des Kolonialismus muss doch einigermassen traumatisch gewesen sein). Ach ja, und dann gibt es da noch ein sehr wichtiges Tor, das Tor zum Paradies. Ein mal pro Jahr im Dezember wird fuer 10 Tage das Tor zum Paradies geoeffnet und dann stroemen hier taeglich bis zu 30 000 Pilger - nun ja stroemen; wahrscheinlich wird gedrueckt, gequetscht und gedraengelt - eher wenig paradiesisch! aber sicherlich ein grandioses Erlebnis - hindurch und weiter in die Halle der 200 Saeulen. Auf jeden Fall wissen wir jetzt auch, wo es zum Paradies geht. Nach Trichy fahren, am zentralen Busstand in Bus Nummer eins einsteigen, vor dem Sri Ranganathaswamy Tempel aussteigen, dort ein paar Moechtegernguides, Schlepper und Bettler hinter sich lassen, nach 6 Mauerringen brav die Schuhe abgeben (die brauchts im Paradies eh nicht und wer die falsche Tuer zur Hoelle nimmt, nun ja, hab ja gesagt, die Schlepper hinter sich lassen und nicht beachten), den Eintritt zahlen - Inder zahlen 20, Auslaender 200 Rupien - dann rechts halten, durch die Saeulenhallen, danach gleich wieder links, etwas gerade aus an den Vishnuzeichen vorbei und dann noch mal links. Wenn man dann wieder Richtung Ausgang laeuft steht man vor dem Tor zum Paradies. Wer's nicht findet nimmt sich einen Guide :-).
So, es ist Nachmittag und wieder drueckend heiss, der Schweiss laeuft uns in Baechen runter, also nichts wie zurueck, literweise Fluessigkeit nachfuellen - eine kalte Lemon Soda ist da wunderbar - und nach einer kurzen Ruhepause machen wir uns am fruehen Abend auf den Weg zum Rock Fort Tempel. Die Aussicht von dem etwa 80 Meter ueber der Stadt thronenden Fort auf den naheliegenden Fluss, das Haeuserwirrwarr, die Lourdes Kirche und den Bazar ist sehr schoen, die Stimmung hier oben ruhig, aber wir duerfen als Nicht-Hindus einmal mehr nicht in den auf halbem Weg zum Gipfel in den Fels gehauenen Tempel hinein.
Am Abend erfahren wir an der Reception, dass morgen, 23.4., wegen eines Streiks wegen des Krieges in Sri Lanka die Laeden geschlossen und keine Busse fahren werden. Zum ersten Mal waehrend unseres Indienaufenthaltes sind wir damit gezwungen, mit einem Taxi weiter zu reisen. Wir wollen von Trichy nach Ponducherry am Golf von Bengalen. Es geht praktisch der ganze Abend dafuer drauf, mit mehreren Taxifahrern einen akzeptablen Preis auszuhandeln.

19.+ 20.4. Madurai

Weiter geht es zunaechst mit dem Zug bis Trivandrum, dann mit dem Bus in 8 Stunden nach Madurai. Hierher lockt uns einer der bedeutensten Tempelkomplexe Suedindiens. Madurai ist eine typische indische Stadt. Vieles sieht so unfertig aus, auf den Strassen tummeln sich Menschen, Autos, Rickshawfahrer, Motorradfahrer, Kuehe, Bettler, und einfach eine unzaehlige Menschenmenge; Menschen ueber Menschen selbst in den Nebenstrassen; es ist heiss und staubig, Bauschutt neben intakten Haeusern, ein kleines Tempelchen in einem verdreckten Teich, ein paar Kuehe fressen den Abfall nebenstehender Obststaende, Frauen laufen in sehr schoenen bunten Saris herum, dann schwarz gekleidete muslimische Frauen, einige verschleiert, einige nicht, alles, was Raeder hat, hupt wie wild und gibt Gas, weil sie davon ausgehen, dass man auf die Seite springt. Muell liegt ueberall an den Strassenraendern. Morgens wird der Muell zwar abgeholt, aber den ganzen Tag ueber schmeissen die Menschen ihren Muell an den Strassenrand, Muelleimer gibt es keine, alles landet am Strassenrand und stinkt dann den ganzen Tag und die ganze Nacht vor sich hin, zieht Ungeziefer an usw. nein, liebes Indien, das ist keine gute Loesung. Weisshaeutige Touristen sehen wir nur noch sehr wenige, wir koennen sie an einer Hand abzaehlen. Wir sind tief im Sueden Indiens, in Tamil Nadu. Ein westliches Fruehstueck zu finden bedeutet schon einen Aufwand. Aber was tut man nicht alles, um einen bedeutenden Tempel zu besichtigen. Der Menakshi-Tempel ist einer der wichtigsten Hindutempel Indiens. Er ist Menakshi und Shiva gewidmet, die der Mythologie nach in Madurai geheiratet haben sollen und stammt aus dem 12. Jahrhundert. Mehrere buntmemalte Gopurams (Tortuerme) sind weithin sichtbar und beherrschen das Stadtzentrum. Rund um den Tempel wird um ein paar Rupien gebettelt, meistens blicken die Bettler unzufrieden drein, wenn man ihnen - anscheinend zu wenig - in die Hand gibt. In den ersten Innenbereich kommt man noch hinein, dann bilden sich lange Menschenschlangen vor den einzelnen Tempelgottheiten. Es wird gedrueckt und geschoben, manchmal schimpfen Leute lauthals miteinander, die meisten lachen aber und sind froehlich. Viele wollen von uns photografiert werden oder wollen uns mit ihrer Familie photografieren; es gibt kurze Unterhaltungen wo wir her sind und wie uns Indien gefaellt. In die Menschenschlangen reihen wir uns nicht ein, da, welch Enttaeuschung, das Innere fuer Nicht-Hindus tabu ist, leider. Auf dem Rueckweg ins Hotel bestaunen wir nochmals die sehr sehenswerten, wunderbar kitschig bemalten Gopurams.
Am Abend organisieren wir schon wieder unsere Weiterreise. Bisher war der Kauf eines Zugtickets immer ganz einfach. Hier in Madurai wird ein Geduldsspiel daraus. Nachdem wir im Reservierungshaeuschen eine Weile anstehen und endlich an der Reihe sind sagt uns die Angestellte, dass wir erst noch einen Zettel mit unseren Namen usw. ausfuellen muessen. Sinnigerweise erhaelt man diese Zettel am am weitesten entfernten Punkt im Gebaeude. Also, die Zettel ausfuellen mit Zugnummer, Namen, Alter und Geschlecht der Reisenden und der Heimatadresse. Hurra, es lebe die Buerokratie (jeden Tag reisen Millionen in Indien mit dem Zug. Wofuer um alles in der welt braucht man diese Daten?) Damit ausgeruestet wieder in der Schlange anstehen. Dann bekommen wir unser Ticket. Sitzplaetze konnten wir noch keine reservieren, die wuerden erst am Morgen zugeteilt. Wieder im Hotel merken wir, dass der Angestellte uns ein Ticket mit der falschen Zugnummer und falschen Uhrzeit ausgestellt hat. Also, wieder hin, wieder in der Schlange stehen; und einfach umtauschen geht nicht. Jetzt braucht es zwei Zettel (dieselben Zettel wie vorher, einfach zwei davon), einen fuer die Stornierung, den zweiten fuer das neue Ticket. Eine Gebuehr kostet das natuerlich auch noch, obwohl es ja nicht unser Fehler war; aber welch Wunder, diesmal bekommen wir eine Sitzplatzreservierung.

Freitag, 17. April 2009

14.4. - 18.4. Varkala

Mal wieder ein paar Tage Sonne, Strand und Meer geniessen. Morgens sitzen wir in einem Kaffee an den Klippen, eine angenehme Brise weht, ca. 30 - 40 Meter unter uns brechen sich die Wellen an der Felswand, ueber uns stossen einige Greifvoegel ihre Schreie aus, wir trinken Kaffee, Masalatee oder eine Lemonsoda und draussen auf dem Meer sieht man die Fischerboote, einige auf dem Rueckweg in den Hafen. Alles sehr romantisch, mit den Augen des Touristen betrachtet. Fuer den Fischer sieht das alles ganz anders aus; wie allein der Standpunkt des Betrachters die Dinge veraendern kann!

Seit Goa haben wir uns angewoehnt uns fast ausschliesslich vegetarisch zu ernaehren, was in Indien sehr gut geht. In Varkala machen wir wieder mal Ausnahmen. Der Fisch ist frisch und so landen einige davon lecker zubereitet auf unseren Tellern. Ebenfalls sehr fein sind Prawns an einer Lemon Garlic Sauce. Davon ein ganzer Teller - hmmmm einfach super. Was leider noch fehlt ist ein guter Tropfen Wein dazu. Ein kaltes Bier ist aber in der Hitze auch nicht schlecht. Der Strand selber ist nicht so ueberwaeltigend. Sogar Inder meinen, dass es in Europa schoenere gibt. Aber die ruhige Atmosphaere und die Szenerie mit den hoch aufragenden Klippen ist beeindruckend. Dummerweise ist es heisser, als uns lieb ist. Bei der Hitze und hohen Luftfeuchtigkeit schwitzen wir von morgens bis abends und von abends bis morgens. Manchmal komme ich mir vor wie ein Schwamm, der staendig ein bisschen ausgedrueckt wird. Wir trinken literweise Wasser (oder sonstige Fluessigkeiten :-). Schon am Morgen werden schnell einmal 30 Grad erreicht und bis zum Mittag klettert das Thermometer auf 37 bis 39 Grad. Am fruehen Abend wird es richtig kalt, wenn das Thermometer unter 33 Grad faellt und die Nacht bringt dann meist 28 - 30 Grad. Angenehm an der jetzigen Zeit ist, dass nicht so viele Touristen unterwegs sind. Varkala gefaellt uns insgesamt besser als Goa. Nach ein paar Tagen zieht es uns aber weiter. Indien ruft wieder.

11.4. - 13.4. Kumily Periyan Wildlifepark

Nach einer anstrengenden Holperpiste mit dem Bus erreichen wir am Abend Kumily. Unterwegs sassen wir wegen Wahlversanstaltungen immer wieder im Stau. Unter anderem die Kommunistische Partei LDF ist in Kerala in Form von laechelnden Maennergesichtern auf Plakaten stark vertreten. Wie bei den Bollywood-Stars haben die Plakatmenschen auffallend helle Haut, ganz im Gegensatz zur indischen Durchschnittsbevoelkerung. Das ist etwas, was mir schon in Suedostasien aufgefallen ist. Auf den Werbeplakaten werden sehr oft entweder westliche Menschen oder hellhaeutige Asiaten abgebildet. Ach ja, kommunistische Partei: mit dem indischen Kastenwesen kenne mich kaum aus, trotzdem frage ich mich, wie Kastenwesen und kommunistisches Denken zusammenpassen sollen? Ist das nicht ein bisschen ein Widerspruch? Vielleicht lehnen die Vertreter ja das Kastenwesen eher ab...
In Kumily haeuern wir einen Guide fuer eine Kraeutertour an. Man lernt doch einiges dabei, z.B., dass Zimt aus der Rinde eines Baumes gewonnen wird oder dass weisser und schwarzer Pfeffer sich nur in der Verarbeitung unterscheiden. Wir halten unsere Nasen ausserdem an frischem Kardamom, das irgendwie das indische Grundgewuerz zu sein scheint, dann an Nelken, Eucalyptus und Lorbeer und sehen Baeume mit Muskatnuessen, Kaffee, und Kakao. He, Schule einmal anders.
Am naechsten Tag unternehmen wir eine Tour in den nahe gelegenen Periyar Wildlifepark. Es geht mal wieder frueh am Morgen los. Um 5:00 Uhr (welch unchristliche Zeit) werden wir abgeholt. Mit einem offenen Jeep sind wir etwa 1 Stunde unterwegs und sehen bald nach Parkeintritt eine kleine Elephantenherde am Hang grasen. Wow, das Highlight schon gleich am Anfang. Spaeter sehen wir noch Rieseneichhoernchen und einen Affen. Nach einer Fruehstueckspause geht es zu Fuss durch den Dschungel. Dort sehen wir unglaublich viele Tiere, leider alle von der gleichen Art, naemlich Blutegel. Und diese Viecher haben es mit einer unglaublichen Zielsicherheit auf unsere Fuesse und das dahinter liegende Blut abgesehen. Sie sind derart flink, kaum haben sie eine kleine Oeffnung ausgemacht, schwupp sind sie drin. Salz ist da nur eine kleine Hilfe. Unterwegs sehen wir aber doch noch andere Tiere. Froesche, Giftspinnen und eine gruene Viper (recht giftig). Selbst als wir feste auf den Boden auftreten macht sie nur wenig anstalten, sich zu verziehen. Beim Mittagessen schleicht dann im angrenzenden Garten noch eine Kobra herum - mmh, auch sehr nett. Den Dschungelspaziergang haette es nicht gebraucht, die Elefanten zu sehen war dagegen ein echtes Erlebnis. In unserer Gruppe war noch eine Touristin, die das gar nicht so toll gefunden hat. Sie hat schon in Afrika an Safaris teilgenommen und viel mehr Tiere gesehen. Also, atemberaubend mag es nicht sein, aber fuer uns war es ein Erlebnis. So, und nu is gut damit. Morgen geht es weiter nach Varkala. Es ist mal wieder Strand angesagt. Hier ist es ja inzwischen so heiss. Da tut eine Abkuehlung ganz gut.

Freitag, 10. April 2009

3.4.-10.4. Kochi

Am Morgen um 8:00 Uhr sitzen wir im Shabatiexpress nach Kochi, das wir nach 5 Stunden Zugfahrt erreichen. Nach einem Tip von Andy und Aurelia, die bereits in Kochi sind, suchen wir das Anna's Homestay auf. Und es ist eine ausgezeichnete Wahl. Eigentlich muesste man nicht 6 Tage in Kochi bleiben; aber uns hat es in dem Homestay sehr gut gefallen, wir wurden essenstechnisch geradezu verwoehnt von den Besitzern, Christina und Francis, und Medea und Timon haben mal wieder 2 Kinder, Anna und Ywana, mit denen sie toll spielen koennen.



in Anna's Homestay





In Kochi besichtigen wir die chinesischen Fischernetze, einen hollaendischen Friedhof, das juedische Viertel und zwei Kirchen. Die Kirchen sind hier uebrigens meist gut besucht. Da Ostern ist, wohl noch etwas mehr. Bei den Fischernetzen schlendern wir an einem Nachmittag vorbei. Ein paar Fischer winken uns freundlich zu, die Kinder koennten beim Auslassen und Einholen des Netzes mithelfen. Ich rechne schon damit, dass sie dafuer Geld haben wollen, sie sagen aber nichts. Als wir uns dann verabschieden wollen verlangt einer der Fischer Geld von uns. Ich strecke ihm ein paar Rupien hin und denke - von mir aus. Dann verlangt er aber 10 Rupien fuer jeden von uns und das finde ich dann doch etwas gar frech. Daher antworte ich ihm, dass wir nicht wissen koennen, ob er uns aus reiner Freundlichkeit zu sich winkt, solche Inder gibt es viele, oder ob er Geld fuer seine Freundlichkeit haben will und dass er das gefaelligst vorher sagen soll. Mit diesen Worten lasse ich ihn stehen und gehe weiter.

Einen Tag nutzen wir fuer einen Ausflug in die Backwaters. Das ist ein ueber viele Kilometer ausgedehntes Gebiet aus Fluessen, Seen und Kanaelen. Den Tag ueber fahren wir mit einem kleinen Boot herum und machen mehrmals Halt fuer Landgaenge, bei denen Arbeiten aus dem Alltagsleben der Einheimischen vorgestellt werden. So wird zum Beispiel die Schale von Muscheln in einem speziellen Verbrennungsverfahren zu Kalk verarbeitet, das zur Kreide- Farbe- und Calciumherstellung verwendet wird. Die Fasern der Kokosnuesse werden zu Seilen gedreht, aus denen dann z.B. die Boote, mit denen die Touristen durch die Backwaters geschippert werde, zusammengebaut werden. Der Verdienst ist gering, etwa 1 Rupie pro Seil.

in den Backwaters von Kerala







Abends gehen wir an eine Kathakali Tanzvorfuehrung. Dabei werden in Form von Tanz, Musik und Darbietung von kostuemierten und aufwendig geschminkten Darstellern Geschichten aus den Hinduepen Mahabharata und Ramayana erzaehlt (siehe unter http://de.wikipedia.org/wiki/Kathakali).

Wir besuchen auch noch eine Livevorfuehrung von klassischer indischer Musik und einmal goennen wir uns eine ayurvedische Kraeutermassage.

In Kochi kann man auch gut Shoppen. Von schoenen Ganesha- oder Shiva-Figuren bis zu tibetanischen Klangschalen kann man hier alles kaufen, was das Touristenherz begehrt. Und Kochi ist recht ruhig, abseits des ueblichen Strassenlaerms.





Strassenbau ist noch mit viel Handarbeit verbunden; die Strassenarbeiterinnen kommen nicht aus Kerala, sondern, wie man uns erzaehlt, aus dem aermeren Tamil Nadu




Am Karfreitag nimmt uns Francis (vom Homestay) mit in die St. Cruz Basalika. Die Kirche und der Vorplatz sind voller Menschen. Wir stellen uns in eine von zwei Reihen, die in das Innere der Kirche fuehren, um einer alten, aus Italien stammenden Jesusholzfigur die Haende zu kuessen. Vorher muss man aber noch ein paar Rupien in eine Box spenden. Einige christliche Inder stellen sich nicht in die Reihe, sondern kriechen auf den Knien zur Holzfigur vor. Ich habe den Eindruck, dass die Inder von grossem religioesen Eifer erfuellt sind, egal, ob es Christen, Moslems oder Hindus sind.

Irgendwann heisst es Abschied nehmen von Christina, Francis, Anna und Ywana und es faellt uns dann doch etwas schwer. Aber wir moechten noch etwas mehr von Indien sehen und dann sind Abschiede eine leider unweigerliche Begleiterscheinung (nicht das erste Mal auf der Reise).