Montag, 15. September 2008

1.9. - 12.9. 08 Caqalai

Man sollte meinen, dass wir inzwischen durch unsere Reisen einiges gewohnt sind. Doch wir stossen immer wieder auf Kuriositaeten. Wir stehen am Busbahnhof von Suva und warten auf den Sunbeam - Bus, der uns an der Faehranlegestelle Waidalice (Faehre nach Caqalai) wieder rauslassen soll. Ich gehe am kleinen Sunbeamschalter die Bustickets kaufen. Zwei Erwachsene, zwei Kinder (Kinder zahlen die Haelfte). Wie alt die Kinder seien. Acht und elf. Er will sie sehen. Da Medea recht gross fuer ihr Alter ist zeige ich ihm ihren Reisepass mit Geburtsdatum. Das interessiert ihn wenig. Fuer sie muessen wir den vollen Preis zahlen, weil sie schon so gross ist! Diskussionen bringen nicht viel. Kopfschuettelnd akzeptieren wir, wobei mir auf der Zunge liegt, wie er das mit den vielen Fijianerinnen macht, die dreimal so breit sind wie Medea!
Nach einer Stunde Busfahrt laesst uns der Busfahrer an einer Strasse im Nirgendwo raus. Wir fragen unglaeubig einige Male, wo denn die Faehre sei. Das Meer ist auch nicht zu sehen. Doch wir muessen raus. An einem verfallenen Holzgebaeude stehen zwei Personen, die wir nach der Faehranlegestelle von Waidalice fragen. Ja, hier sind wir richtig. Wir stehen an einem Fluss, unter einer Bruecke duempeln zwei kleine Motorboetchen. Der Kaept'n sei gerade am Benzin kaufen. Wie gross denn das Boot sei. Der Mann zeigt auf das Kleinere der beiden duempelnden Motorboote. Na prima, das wird sicher eine aufregende Fahrt. Als es losgeht, draengen wir uns zu acht mit Gepaeck, Eieern und Benzinkanistern auf das Boot. Eine Passagierin sitzt aus Platzgruenden auf dem Gepaeck. Es geht zunaechst rassig auf dem Fluss an Mangroven entlang, spaeter auf dem offenen Meer sehen wir Fischer und Sandbaenke. Nach einer ca. 1-stuendigen Fahrt erreichen wir die kleine Insel Caqalai. Schon von weitem sieht man den weissen, von Palmen umsaeumten Sandstrand. Das glasklare Wasser wechselt von dunkel- in tuerkisblau - wir sind auf unserer Trauminsel. Wir wohnen in einer einfachen Bure (Strohhuette) direkt am Meer. In der Huette hat es 1 Doppel- und zwei Einzelbetten. Diese sind von den Einheimischen aus einfachen Brettern selbst gezimmert worden. Medea meint dazu, "hier schlafen wir wie die Huener auf den Stangen". Weder die Tuere noch die aufklappbaren Holzfenster lassen sich abschliessen. Mit unserem westlichen Sicherheitsdenken sind wir gerade etwas ueberfordert.


unsere Huette auf Caqelai

Mehr Komfort bieten die Huetten nicht. Die einzige Dusche (nur Kaltwasser) befindet sich verborgen hinter ein paar Palmblaettern und ist nach oben hin offen. Ein Lavabo und einen Spiegel sucht man vergebens. Unsere Zaehne putzen wir im Freien. Ab 18:30 ist es dunkel und wir laufen mit Oelfunzel oder Taschenlampe durch die Gegend. Und trotzdem oder gerade deswegen ist dies unsere Trauminsel. Wir liegen viel am weissen Sandstrand unter schattenspendenden Palmen. Zum Glueck haben die Kokosnuesse Augen, wie die Insulaner sagen, und tatsaechlich ist bis jetzt noch nichts passiert. Nur wenige Meter vom Strand entfernt tauchen wir in ein Aquarium aus bunten, verschiedenartigen Fischen und Korallen ein - wunderbar. Wir koennen kaum genug davon kriegen. Auch Medea und Timon trauen sich mit Unterstuetzung etwas zu schnorcheln. Die Insel selber ist in 15-20 Minuten zu Fuss umrundet, was aber nur bei Ebbe moeglich ist. Die Essenszeiten geben den Tagesrhythmus vor: aufstehen, 08:00 fruehstuecken, dann Strand mit baden, schnorcheln, lesen oder traeumen, 13:00 Mittagessen, dann wieder Strand mit baden, schnorcheln, lesen oder traeumen, 16:00 ein Nachmittagstee, danach Strand oder Volleyball spielen und das Duschen nicht vergessen, da es nach 18:30 dunkel wird. Um 19:00 gibt es Nachtessen, das durch die inseleigene Musikband mit fijianischer Musik begleitet wird. Anschliessend gibt es Kava-Trinken fuer alle. Kava ist ein Wurzelgetraenk, schmeckt ein bisschen wie bitterer Tee und betaeubt nach jedem Schluck ein klein wenig Zunge und Hals. Nichts fuer Leute mit Ansteckungsparanoia, da alle das Kava aus der gleichen ausgehoelten Kokosnussschale trinken - mmh, lecker.
Timon freundet sich schon bald mit dem Saenger und Bandleader, Massi, an und spielt jeden Abend mit der Band ein bassaehnliches Instrument. Sie sammeln gemeinsam Krebse, bauen ein Bambusfloss, fuettern eine junge, gefangene Schildkroete, bauen Sandschildkroeten - kurz, sie haben immer etwas zu tun.
Einige Tage lang war ausser uns nur noch eine weitere Familie aus Deutschland (aus Bayern, ganz wichtig!) auf der Insel. Medea hat sich prima mit der 17jaehrigen Tochter verstanden. Die beiden suchten unermuedlich kleinste Muscheln im Sand und fertigten aus gefundenen Nylonfaeden schoene Armbaender.
Einmal meint der Kaeptn', dass die Leute hier auf der Insel hart arbeiten wuerden. Wir koennen uns ein Schmunzeln dazu nicht verkneifen. Die einzigen, die hart arbeiten muessen, sind die Frauen, die kochen und die Waesche von Hand waschen. (wir wissen wovon wir reden; auch wir haben mit Brett und Buerste unsere Waesche geschrubbt). Alle anderen, meist die Maenner, schieben eine verdammt ruhige Kugel. Am Montag, Dienstag und Mittwoch verbringen sie den Morgen mit musizieren, ein bisschen Laub rechen und kurze Zeit spaeter legen sie sich in die Betten der freien Huetten - von denen es einige gibt - um einem ausgedehnten Mittagsschlaf zu froehnen. Abends hoert man dann, wie das Kava zu Pulver gestampft wird. Richtig zu leben erwachen sie, wenn sie nachmittags Volleyball spielen oder abends ihre ausgesprochen schoenen Lieder singen koennen. Ab Donnerstag wird es dann richtig geschaeftig; da werden die WC-Haeuschen ausgebessert, heruntergefallene Palmblaetter und Kokosnuesse zusammengetragen und neue Bure (Strohhuetten) gebaut. Das alles meist mit viel Lachen, manchmal mit singen und v.a. ohne Hektik. Zwischendurch wird mit uns Gaesten die benachbarte "Snake-Island" besucht, Kokosnuesse frisch vom Baum geholt und getrunken oder Koerbe und Huete aus Palmblaettern geflochten. Auch der Sonntag ist streng. Da ist ein dreimaliger Kirchengang fuer alle Pflicht.
Wir verlassen Caqalai mit einem weinenden Auge, da uns die Fijis wegen ihrer ueberaus freundlichen und liebenswuerdigen Art sehr ans Herz gewachsen sind.
Auf der Bootsfahrt zur Insel Ovalau treffen wir auf dem offenen Meer auf eine Herde Delphine. Faszinierend anzuschauen, wie diese wunderschoenen Tiere uns eine Zeit lang begleiten, einige sogar hochspringen, um dann ploetzlich wieder zu verschwinden. Wir sagen unserem Paradies Ade.

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