Donnerstag, 28. Mai 2009

28.5.2009

Sind wieder zurueck; hurra. Nach 14 Stunden Flug hat uns das Normaloleben in der Schweiz wieder. Alles sauber, selbst Wasser aus dem Wasserhahn koennen wir wieder bedenkenlos trinken. Auch Ö, ä und Ü gibt es wieder, gruener Salat und Eiscreme koennen ohne Bedenken gegessen werden ... aber was machen wir mit dem Kulturschock von 10 Monaten Nomadenleben in Fidschi, Australien, Thailand, Laos, Vietnam, Kambodscha und zu letzt Indien?
Etwas wehmütig trinken Chatrina und ich ein Glas Weisswein auf dem letzten Flug von London nach Basel - der Flug, auf dem in umgekehrter Richtung vor 10 Monaten alles begann. Haetten wir in London doch nur "ausversehen" ein anderes Flugzeug genommen, nach Afrika z.B., Sansibar, Kapverden, Namibia, Südafrika ... wir werden wohl die naechsten Jahre etwas zum Träumen haben.

Dienstag, 12. Mai 2009

5.5. 2009 Sarnath

Nur 10 Km von Varanasi entfernt, in Sarnath, liegt die Geburtsstaette einer weiteren Weltreligion, des Buddhismus. Mit einer Autorickshaw machen wir uns auf den Weg dorthin. Nachdem wir ja in Suedostasien die vielen buddhistischen Tempel bestaunen konnten, wollten wir uns den Ort Sarnath, in dem der im 6. Jahrhundert vor Christus in Bodhgaya erlaeuchtete Buddha (Siddharta Gautama) zum ersten Mal den achtfachen Pfad zum Nirvana predigte, nicht entgehen lassen. An der Stelle der ersten Predigt wurde eine 34 Meter hohe Stupa gebaut. In der Naehe steht ein besonderer Banyan-Baum, angeblich ein Ableger des Baumes, unter dem Buddha seine Erleuchtung hatte (= Boddhi-Tree). Bis ins 7. Jahrhundert nach Christus gab es hier 30 buddhistische Kloester und an die 3000 Moenche. Mit Aufkommen des Hinduismus und im Zuge der muslimischen Invasion verlor der Buddhismus in Indien an Bedeutung. Ironie der Geschichte, dass im Gruenderland Indien der Buddhismus kaum mehr eine Bedeutung hat.
Wir besuchen die verschiedenen Sehenswuerdigkeiten und auch einen Jainisten-Tempel, wo wir von einem Laienpriester ein bisschen in die Welt der hiesigen Jainisten eingefuehrt werden. Um es zu kurz zu machen, die haben voll den Knall weg, wenn das so stimmt, wie er uns das erzaehlt hat. Einige Jainisten -Meister z.B. haben sich zu Tode gehungert, damit sie keine Lebewesen mehr durch die Nahrungsaufnahme toeten. Sein Meister habe ihm gesagt, er darf nur noch alle 3 Monate Sex haben, weil ja durch das Ejakulat Bakterien getoetet werden. In der Vorstellung der Jainisten ist alles beseelt, nicht nur das Lebendige, sondern auch Steine und Gewaesser. Ach ja, orthodoxe Anhaenger wuerden sich deshalb auch nicht waschen. Aeusserlich sind sie dann zwar dreckig, aber innerlich seien sie rein. Nun ja, damit genug mit Spinneritis. Da bleibt nur noch zu sagen, die spinnen die Roemer (oder besser die Jainisten).
Damit keine Missverstaendnisse entstehen. Es soll jeder nach seiner Vorstellung und seinem Glauben leben koennen und einige Gedanken der Jainisten haetten mehr Beruecksichtigung verdient. Massentierhaltung ist z.B. meiner Meinung nach nicht noetig, nur damit sich jeder jeden Tag ein Stueck Fleisch auf dem Teller leisten kann. Aber das, was uns der Laienpriester erzaehlt schiesst meiner Meinung nach weit ueber das Ziel hinaus aber vielleicht bin ich ja auch zu pragnatisch oder zu realistisch und zu wenig empfaenglich fuer solch abgefahrene Gedankenwelten. Falls ich also ein Bakterium auf der Tastatur dieses Computers, auf der ich die Blogeintraege schreibe, schon vor mir ins Nirvana geschickt habe, dann sorry, wir sehen uns ja dort wieder.

Samstag, 9. Mai 2009

6.5. - 9.5. Agra

Noch ein weiterer Hotspot steht auf unserer Reisewunschliste, naemlich Agra, etwa 200 Km suedlich von Delhi. Da unser Flugzeug von Varanasi nach Delhi Verspaetung hat wird es richtig knapp, unseren gebuchten Zug von Delhi nach Agra noch zu erreichen. Fuer einmal sind wir froh um die rasante Fahrweise der indischen Taxifahrer. Schlussendlich klappt alles wie am Schnuerchen und nach 1 1/2 Stunden Flug, 20 Minuten rasanter Taxifahrt und 3 Stunden geruhsamer Zugfahrt kommen wir etwas muede in Agra an. Natuerlich werden wir wie immer im Zug angesprochen; woher wir kommen, wohin wir wollen, ob uns Indien gefalle, sie - 3 junge Maenner - seien Cricketspieler und haben sich ein Visum fuer England besorgt, wohnen nicht weit von Agra, sie haetten auch ein billiges Hotel dort und koennten was fuer uns einrichten, es gaebe auch was zu sehen in ihrem Ort ... wir lernen unterwegs viele Inder kennen, die meisten nett und freundlich, einige auch aufdringlich, aber fast alle wollen auch an uns verdienen, uns etwas verkaufen oder sie haetten ein Taxi und koennten uns "very cheap, nearly no money" irgendwo herum fahren. Bei Tempelbesuchen das gleiche. Wir betreten einen Tempel, ein Priester winkt uns freundlich zu sich, macht eine einladende Geste, ihm zu folgen, dann zeigt er uns das Heiligtum, bedeutet uns, dass wir uns setzen sollen, spricht ein kurzes Gebet, setzt uns allen einen roten oder weissen Punkt auf die Stirn, womit wir gesegnet sind. Es liegt auch schon ein Tablette bereit mit mehreren Geldscheinen und nach dem ganzen Klimbim natuerlich die Aufforderung, auch Geld zu geben - und wir geben immer zu wenig. Geben wir 10 Rupien heisst es mit einem Laecheln, wir sollen 50 geben, geben wir 50 werden 100 verlangt. Wir haben uns angewoehnt, wenig zu geben, wir werden ja auch nie gefragt, ob wir das wollen und es wird uns nie gesagt, dass das etwas kostet. Mit einem freundlichen Laecheln verlassen wir die Szenerie dann jeweils - gesegnet sind wir ja dann schon :-). Oh, ich bin am Abschweifen; es ist ja auch schon Abend ... wo waren wir, ach ja im Zug nach Agra und gerade kommen wir dort auch an. Wir verabschieden uns von den Cricketspielern und einer Familie, die wir auch in den 3h kennengelernt haben und werden, wie noch in Varanasi telefonisch mit unserem Hotel in Agra vereinbart, auch abgeholt. Es klappt wirklich alles wie am schnuerchen und wir landen im Hotel Kama, von deren Dachterrasse aus man einen sehr schoenen Blick auf das Taj Mahal hat.


Am naechsten Tag besuchen wir aber zunaechst die Jama Masid - Moschee, die wir aber nicht so besuchenswert finden. Anschliessend geht's in das sehr besuchenswerte Agra Fort, eine der besten Moguln-Festungen Indiens. Von hier hat man immer wieder einen Blick auf das Taj Mahal. Am fruehen Abend laufen wir den Taj Nature Walk entlang, von wo aus man immer wieder einen sehr schoenen Blick auf das Taj Mahal hat mit dem Sonnenuntergang im Hinteregrund - ach, wie romantisch. Vor allem, wenn man ein klein wenig von der Geschichte des Taj Mahal weiss. Der Mogulherrscher Shah Jahan liess den Taj Mahal aus Liebe erbauen, als seine zweite Frau bei der Geburt des 14. Kindes gestorben ist. Das ist aber noch nicht alles. Hollywood haette das Drehbuch nicht dramatischer schreiben koennen. Sein Sohn Aurangzeb hat naemlich irgendwann gemeint, dass er selber das Reich besser leiten kann, als sein Vater Shah Jahan, entmachtete seinen Vater und liess ihn im Agra Fort einsperren, mit Blick auf das Taj Mahal! Die Moguln hatten Sinn fuer Dramatik. Shah Jahan wurde dann uebrigens immerhin neben seiner Frau im Taj Mahal begraben - Ende gut, alles gut.



Am naechsten Morgen steigen wir mit Medea auf das Dach und zeigen ihr aus der Entfernung das Taj Mahal. Das ist naemlich eines der Geburtstagsgeschenke fuer sie, hat sie sich das doch immer gewuenscht - zumindest das Taj Mahal zu sehen. Die Ueberraschung ist gelungen genauso wie die vielen kleinen Geschenke und der Geburtstagskuchen, den wir noch gestern Abend bei einem Baecker in Auftrag gegeben haben - ein Schokokuchen auf indisch.

Und natuerlich besuchen wir in diesen Tagen neben dem Baby-Taj (sehr besuchenswert) und dem Mausoleum von Akbar dem Grossen (auch sehr sehenswert) auch das Taj Mahal; ein wunderschoener Bau, wir koennen uns kaum daran sattsehen. Er ist wirklich so schoen, wie auf vielen Bildern bzw. Fotos zu sehen ist. Beim Besuch der Bauwerke bleibt nur ein kleiner fahler Beigeschmack zurueck, ein Aergernis. Auslaender zahlen naemlich ein vielfaches des Eintrittspreises, den die Inder zahlen. Beim Taj Mahal sind es z.B. 37mal mehr - Inder zahlen 20 Rupien, Auslaender 750 Rupien. Es spricht nichts dagegen, wenn Auslaender etwas mehr zahlen als Inder, sind die meisten Auslaender doch nicht so arm, wie viele Inder. Aber muss der Unterschied das 20 oder 30ig - fache betragen? Die Eintrittspreise werden von der Regierung festgelegt und jeder Taxifahrer, Rickschafahrer usw. muss sich darin bestaetigt fuehlen, von Touristen viel mehr zu verlangen, als von den Einheimischen. Nun denn, wir aergern uns etwas darueber, lassen uns davon aber den Urlaub nicht verderben.

Montag, 4. Mai 2009

2.5. - 5.5. Varanasi

Varanasi ist unglaublich und nur schwer zu beschreiben, abstossend und faszinierend zugleich, wie Indien als Ganzes auch, nur hier noch etwas mehr.
Waehrend des Landeanflugs auf Varanasi meint Timon "oh Papa, wir landen auf einer Baustelle". Ganz so schlimm ist es dann nicht aber doch wieder sehr typisch fuer dieses Land irgendwo zwischen Mittelalter (es gibt immer noch Maedchen, die mit 13 verheiratet werden, es gibt Lepra, verheerende Armut und Pest ...) und Neuzeit (weltweit geschaetzte Computerfachleute, Satelliten, die in den Weltraum geschossen werden, Atombombe ...).

Varanasi ist wie die meisten indischen Staedte laut, quirlig, es wird gehupt bis zum umfallen, die Abgasschwaden beissen in Augen und Lungen, Menschen ueber Menschen, Kuehe, Ziegen (und wahrscheinlich jede Menge Viecher, die man nicht gleich mit blossem Auge sieht), in schwarz gekleidete Musliminnen, z.T. vollstaendig verhuellt in der Stadt der Hindus, die Shiva, dem Gott der Erneuerung und Zerstoerung, geweiht ist. Dazu in Lumpen gehuellte Rickshaw-Fahrer, Schmiede, die am Strassenrand mit Blasebalg und Amboss ihre Arbeit verrichten, aus der Ferne hoert man Musik, ein kleiner Menschenauflauf, ein paar Leute Tanzen - "it's a wedding" (eine Hochzeit) meint unser Fahrer. Wenige Hundert Meter weiter wieder ein Menschenauflauf, Musik, die gespielt wird; wir meinen oh, hier wird viel geheiratet, schon wieder eine Hochzeit. Unser Fahrer meint, diesmal ist es ein Leichenzug, der die Leiche fuer die Verbrennung runter zum Marnikanika-Ghat am Ganges bringt. Wir merken, dass wir noch viel ueber Indien lernen muessen.

Varanasi, der Ganges und seine Ghats. Alles (Hindu-) Leben ist an diesem heiligen Fluss. An den insgesamt ca. 80 Ghats wird Cricket oder Karten gespielt, Waesche oder sich selbst gewaschen, die Notdurft verrichtet, gebetet, geheiratet, werden Leichen verbrannt, Waren verkauft, wird getanzt, musiziert, meditiert und Yoga ausgeuebt; Sadhus verrichten eine Puya (Gebet), Kuehe und Ziegen laufen herum und fressen die Blumen, mit denen vorher die Leichen geschmueckt wurden, zwei kleine Jungs angeln Fische aus dem Fluss, Maedchen sammeln Kuhfladen ein, Eltern legen sie zum trocknen aus, was dann als Brennmaterial zum Kochen dient, oder es werden Touristen herumgefuehrt und ueber's Ohr gehauen. Hier ist alles oeffentlich. Die meisten Ghats (= eine zu einem Gewaesser hinunterfuehrende Treppe) dienen den Hindus zur rituellen Waschung.

In Varanais schlaegt das Herz des Hinduuniversums, es ist das Zentrum ihrer Religion. Die Stadt ist Shiva geweiht. Hier zu sterben und am heiligen Fluss Ganges verbrannt zu werden ist ein wichtiges Ziel vieler Hindus, um den Kreislauf aus Tod und Wiedergeburt zu durchbrechen und Erloesung zu finden. Wir lassen uns mit einem Boot bis zum Panchganga Ghat fahren, das etwas Oberhalb des Verbrennungsghats liegt. Vom Verbrennungsghat selber darf man keine Fotos machen; es ist strengstens verboten. Dann kommt aber noch die indische Logik hinzu. Wenn man bereit ist, eine grosse Summe Geld zu bezahlen, dann ist alles moeglich. Sogar, wie wir beobachten durften, das Fotografieren der eingewickelten Leichen aus vielleicht zwei Meter Entfernung. Wir haben ein paar wenige Bilder aus sicherer Entfernung gemacht - vielleicht nicht ganz korrekt, wir haben damit aber die Zeremonie nicht gestoert. Verstoerend, fremd und faszinierend ist es allemal. Es gibt zwei Verbrennungsghats. Am Hauptverbrennungsghat (Manikarnikaghat), wo die meisten Verbrennungen stattfinden, ist waehrend 24h viel los. Holz wird nach einem vereinbarten Preis abgewogen und aufgeschichtet. Die in gold-orangene (Maenner) und gold-orange-rote (Frauen) Tuecher gekleideten Leichen werden unter Begleitung von Musik und Tanz fast im akkord zum Ghat am Fluss gebracht. Ein Priester (Brahmane) bietet (biedert) sich uns als Guide an. Ganz ohne geht es anscheinend nicht. Wir machen von vorhinein klar, dass wir nichts zahlen werden. Er ist einverstanden "I don't want money. I only explain you. I am a priest". Wir denken ja, ja, und sind auf der Lauer nach dem Haken, der so sicher wie das Amen in der Kirche kommt. Er erklaert uns, dass Frauen an den Verbrennungen nicht anwesend sind, da sich diese sonst vor lauter Trauer in die Flammen werfen wuerden. Wenn jemand Altes gestorben ist, ist die Stimmung ausgelassener, weil man sich darueber freut, dass die Person so lange leben durfte. Etwas oberhalb des Flusses fuehrt er uns zum seit 3000 Jahren brennenden heiligen Shivafeuer, an dem Grasbueschel entfacht werden, um damit die Holzscheite mit den Leichen darauf zu entzuenden. Die Leichen werden kurz vor der Verbrennung in den Ganges getaucht, die farbigen Leintuecher und die Blumen entfernt, und nur noch die in weisses Tuch gehuellten Leichen kommen auf den Scheiterhaufen. Wir sind jetzt mitten drin im Geschehen. Der Rauch beisst uns in den Augen, ein paar Maenner musizieren, ein paar andere Tanzen, viele stehen herum, der Fluss und die Scheiterhaufen sind vielleicht noch zehn Meter von uns entfernt. Neue Musik ertoent, eine neue Gruppe mit einer weiteren Leiche kommt den Weg hinunter zum Fluss, an dessen Ufer Maenner (Unberuehrbare aus der untersten Kaste) mit einem neuen Scheiterhaufen beschaeftrigt sind. Etwas erhoeht und vom Ufer entfernt brennen zwei Feuer, in denen Brahmanen verbrannt werden. Alle anderen Leichen werden direkt am Ufer verbrannt. Kinder unter 15, Schwangere und Sadhus werden nicht verbrannt, sondern mit Steinen beschwert im Fluss versenkt, da diese als rein und goettlich gelten. Die Asche der Verbrannten wird in einem Tontopf sammelt und ueber die linke Schulter in den Ganges geworfen, womit die Verbrennungszeremonie beendet ist. Als wir irgendwann finden, dass wir genug gesehen haben wirft "unser" Guide seinen Haken aus. Er koenne uns noch einen Shop zeigen. Etwas irritiert von der Zusammenhanglosigkeit von Verbrennung und Shop wollen wir ihn links liegen lassen. Schliesslich fuehrt er uns noch zu einer alten Frau, die sich angeblich um Leprakranke kuemmert - wie Mutter Theresa, betont er. Wir geben ein paar Rupien und ernten boese Blicke und Beschimpfungen, da es in ihren Augen wohl zu wenig ist. Wir haben jetzt den Haken erwischt, denn ganz offensichtlich geht es darum, mit der Masche Mitleid moeglichst viel Geld aus den Touristentaschen zu ziehen. Wir glauben nicht, dass das Geld auch nur einem einzigen Leprakranken zu gute kaeme und verabschieden uns freundlich aber bestimmt. Diese Widerspruechlichkeit gehoert fest zu unserer Indienerfahrung. Auf der einen Seite sind viele Inder sehr nett, aber es gibt kaum einen, der es nicht gleichzeitig auf unser Geld abgesehen hat. Das ist sehr muehsam.

Die folgenden Bilder habe ich aus dem Internet heruntergeladen. Besonders bei den Verbrennungsbildern bin ich der Meinung, dass es nicht immer wieder neue Bilder braucht und Touristen, die wie Fremdkoerper, knipsend durch die Zeremonie streifen.












Links oben am Rand sieht man den Scheiterhaufen eines Brahmanen, zwei Haufen brennen waehrend eine Leiche vorbereitet wird. Die beiden dunklen Maenner im Wasser suchen uebrigens nach dem Schmuck der Verstorbenen. Dieser wird ihnen von den Verwandten nicht abgenommen. Wem der gefundene Schmuck zugute kommt sagt uns unser Brahmanen-Guide nicht bzw. weicht er unserer Frage danach aus.












Neben den Verbrennungen geht es in Varanasi auch um ganz viel Lebendiges und Praktisches. Die Waesche wird gewaschen









oder man taucht selbst ein in die heiligen Fluten. Wir selber wuerden keinen Finger dort hinein halten. Das Wasser ist sehr verdreckt. In 100 ml Gangeswasser tummeln sich mehr als 1,5 Millionen Faekalbakterien. Maximal 500 Faekalbakterien pro 100 ml Wasser gelten als Schmerzgrenze, damit man noch im Wasser baden kann.

Auf der Heimfahrt im Boot machen wir noch eine verstoerende und unangenehme Entdeckung. Eine aufgeschwemmte Babyleiche schwimmt am Ruder eines Bootes. Indien ist faszinierend und abstossend zugleich.

29.4. - 1.5. Mamallapuram / Chennai

In Mamallapuram erreichen wir schon fast das Ziel unserer Suedindienreise. Hier hat es einen schoenen, mal wieder Shiva geweihten, Strandtempel, der leider durch eine furchtbare Umzaeunung verunstaltet wird.

Nicht weit vom Tempel entfernt wird anhand eines wunderschoenen Flachreliefs die Herabkunft des Ganges vom Himalaya dargestellt. An einer anderen Stelle stehen die sogenannten fuenf Rathas, monolithische Monumente; kleine, verschiedenen Goettern geweihte Tempelchen. Es ist natuerlich wieder einmal heiss und am 1.5. - man hoere und staune, auch die Inder feieiern den Tag der Arbeit - ist alles voller indischer Touristen. Wir haben natuerlich voellig vergessen, dass der 1.5. ein Feiertag ist und uns ueber die vielen Inder gewundert, die unterwegs sind.

Die Gegend ist auch heute noch bekannt fuer gute Steinmetzarbeiten. Ueberall wird geklopft und gehaemmert und natuerlich, "he friend, come and see my shop"; wie soll's auch anders sein. Man laeuft eine Strasse entlang und wird staendig gefragt, ob man in einen Shop will, eine Autorickshaw braucht oder in ein Restaurant will. Es laeuft hier aber weit weniger aufdringlich, als wir es schon erlebt haben. Wir koennen dann auch nicht so ganz widerstehen und kaufen uns ein paar schoen bearbeitete Figuren.

Ausser Shopping und Sightseeing organisieren wir unseren Flug von Chennai (Madras) nach Varanasi (endlich, der Norden Indiens ruft), und ach ja, Timon und ich muessen uns mal wieder die Haare schneiden lassen. Kurz entschlossen landen wir dann iregendwann bei einem Coiffeur, der uns mit einem guten Haarschnitt wieder in die Welt entlaesst.

Die Nacht vom ersten auf den zweiten Mai verbringen wir in einem Hotel in Chennai, nahe zum Flughafen. Unser Flug mit Indian Airlines von Chennai ueber Delhi nach Varanasi ist mal wieder zu einer unchristlichen Zeit am fruehen Morgen.

Sonntag, 26. April 2009

27.4. + 28.4.- Tiruvannamalai

Der Arunachaleswar - Tempel, einer der groessten in Indien, zieht uns nach Tiruvannamalai. Wenn man den Weg vorbei an Ramschverkaeufern, Bettlern, Sadhus, und Priestern geschafft hat, betritt man das Innere des Tempels durch sehr schoene, kunstvoll verzierte Gopurams (Tortuerme), die aber im Gegensatz zu vielen anderen Tempeln nicht bemalt sind. Der innerste Gopuram stammt aus dem 11. Jahrhundert. Von den vielen Tausend Goettern Indiens kommt hier Shiva mal wieder in den Genuss, verehrt zu werden. Auf dem nahe gelegenen Berg Arunachala soll er in Form einer Feuersaeule erschienen sein und damit das Zeichen des Lingam geschaffen haben. In der Tempelanlage hat es verschiedene kleine Tempelchen; wir werden von Brahmanen gesegnet (bitte ein paar Rupien), erhalten weisse Streifen auf die Stirn (= Gotteszeichen) und bestaunen unzaehlige Shiva-Figuren, mal tanzend, mal die Haende ausbreitend, mal mit Busen, mal ohne usw. Und dann duerfen wir auch in das wichtigste Heiligtum des Tempels. Es wird gedraengelt, Priester laufen schwitzend umher (wir schwitzen auch), vor dem Eingang zum Heiligtum muss man warten, bis eine Gruppe Pilger durch ist. In diesem - natuerlich auch Shiva geweihtem Heiligtum - ist es dann heiss und feucht wie in der Sauna. Priester verrichten eine Puya (ein Gebet), Pilger sitzen am Boden (wir auch), von hinten wird gedrueckt. Nicht alle werden hinein gelassen, nur diejenigen, die einen Eintritt bezahlt haben. Es bleiben nur wenige Minuten fuer das Gebet und die Segnung durch die Priester. Alle - auch wir - bekommen nach dem Gebet einen roten Punkt auf die Stirn und ein heiliges Pulver in die Hand zum mitnehmen, goettliche Nahrung "for take away" sozusagen. Nach dem Tempelbesuch haben meine Flip Flop eine Behandlung noetig, da sich die Sohle loest. Fuer 25 Rupien (ca. 60 Rappen) wird dies fachmaennisch erledigt.

Am naechsten Tag geht es schon wieder weiter nach Mamamallapuram, am Golf von Bengalen.

23.-26.4. Ponducherry

Den Tag ueber fahren wir also mit einem Taxi in ca. 4 Stunden nach Ponducherry an der Sued-Ostkueste Indiens. Bis 1954 franzoesische Kolonie hat sich Ponducherry noch etwas franzoesischen Flair bewahrt. Einige Strassen sind eine "rue", die Polizisten tragen rote Kaeppis und es gibt franzoesische Restaurants. Ach ja und an der Uferpromenade gibt es oeffentliche Mistkuebel (Muelleimer) etwas, was wir in ganz Indien noch nicht gesehen haben.Wie in vielen indischen Staedten besteht aber auch hier eine grosse Armut. Wenn man abends noch etwas durch die Gassen streift trifft man viele Obdachlose an. Manche liegen einfach so auf dem Gehweg, Rickshaw-Fahrer schlafen halber auf ihrem Gefaehrt, einige rollen eine Matte aus und liegen so am Boden.
Wir kommen nach Ponducherry, um u.a. das Sri Aurobindo Ashram zu besuchen. Sri Aurobindo war ein indischer Philosoph, Hindu-Mystiker, Yogi und Guru. Einmal im Jahr wird der Wohnbereich von ihm und seiner (spirituellen) Gefaehrtin "The Mother" der Oeffentlichkeit zugaenglich gemacht. Ohne das vorher gewusst zu haben sind wir genau an diesem Tag in der Stadt. Man sieht also die Zimmer, nachdem man am Grab der beiden vorbei gelaufen ist. Viele Menschen sind anwesend, viele davon wirken in ihren weissen Gewaendern etwas gar sehr entrueckt von Mutter Erde.
Alles ist sehr bedaechtig, religioes. Menschen - Weisse wie Inder - sitzen andaechtig vor dem Grab oder Kuessen dasselbe und halten in einem Gebet inne. Die ganze Szenerie hat etwas von einer Heiligenverehrung. Die Angestellten wirken dagegen sehr gestresst, sind eher unfreundlich und kurz angebunden.
Sowohl hier wie in unserem dem Ashram angebundenen Guesthouse vermisse ich sehr die Freundlichkeit der Menschen. In der Kantine des Guesthouses sind Aussagen und Sprueche von Sri Aurobindo und the Mother ausgestellt:
es sei z.B. sinnvoller, Glueck zu geben statt zu nehmen. Davon weht nicht viel spirituell durch den Raum.
Neben dem Besuch des Ashrams unternehmen wir mal wieder eine kleine Velotour, Chatrina kauft sich neue Flip Flop, wir besichtigen Kirchen und schlendern an der Uferpromenade entlang und planen natuerlich die Weiterreise.