Donnerstag, 28. Mai 2009
28.5.2009
Etwas wehmütig trinken Chatrina und ich ein Glas Weisswein auf dem letzten Flug von London nach Basel - der Flug, auf dem in umgekehrter Richtung vor 10 Monaten alles begann. Haetten wir in London doch nur "ausversehen" ein anderes Flugzeug genommen, nach Afrika z.B., Sansibar, Kapverden, Namibia, Südafrika ... wir werden wohl die naechsten Jahre etwas zum Träumen haben.
Dienstag, 12. Mai 2009
5.5. 2009 Sarnath
Wir besuchen die verschiedenen Sehenswuerdigkeiten und auch einen Jainisten-Tempel, wo wir von einem Laienpriester ein bisschen in die Welt der hiesigen Jainisten eingefuehrt werden. Um es zu kurz zu machen, die haben voll den Knall weg, wenn das so stimmt, wie er uns das erzaehlt hat. Einige Jainisten -Meister z.B. haben sich zu Tode gehungert, damit sie keine Lebewesen mehr durch die Nahrungsaufnahme toeten. Sein Meister habe ihm gesagt, er darf nur noch alle 3 Monate Sex haben, weil ja durch das Ejakulat Bakterien getoetet werden. In der Vorstellung der Jainisten ist alles beseelt, nicht nur das Lebendige, sondern auch Steine und Gewaesser. Ach ja, orthodoxe Anhaenger wuerden sich deshalb auch nicht waschen. Aeusserlich sind sie dann zwar dreckig, aber innerlich seien sie rein. Nun ja, damit genug mit Spinneritis. Da bleibt nur noch zu sagen, die spinnen die Roemer (oder besser die Jainisten).
Damit keine Missverstaendnisse entstehen. Es soll jeder nach seiner Vorstellung und seinem Glauben leben koennen und einige Gedanken der Jainisten haetten mehr Beruecksichtigung verdient. Massentierhaltung ist z.B. meiner Meinung nach nicht noetig, nur damit sich jeder jeden Tag ein Stueck Fleisch auf dem Teller leisten kann. Aber das, was uns der Laienpriester erzaehlt schiesst meiner Meinung nach weit ueber das Ziel hinaus aber vielleicht bin ich ja auch zu pragnatisch oder zu realistisch und zu wenig empfaenglich fuer solch abgefahrene Gedankenwelten. Falls ich also ein Bakterium auf der Tastatur dieses Computers, auf der ich die Blogeintraege schreibe, schon vor mir ins Nirvana geschickt habe, dann sorry, wir sehen uns ja dort wieder.
Samstag, 9. Mai 2009
6.5. - 9.5. Agra
Am naechsten Tag besuchen wir aber zunaechst die Jama Masid - Moschee, die wir aber nicht so besuchenswert finden. Anschliessend geht's in das sehr besuchenswerte Agra Fort, eine der besten Moguln-Festungen Indiens. Von hier hat man immer wieder einen Blick auf das Taj Mahal. Am fruehen Abend laufen wir den Taj Nature Walk entlang, von wo aus man immer wieder einen sehr schoenen Blick auf das Taj Mahal hat mit dem Sonnenuntergang im Hinteregrund - ach, wie romantisch. Vor allem, wenn man ein klein wenig von der Geschichte des Taj Mahal weiss. Der Mogulherrscher Shah Jahan liess den Taj Mahal aus Liebe erbauen, als seine zweite Frau bei der Geburt des 14. Kindes gestorben ist. Das ist aber noch nicht alles. Hollywood haette das Drehbuch nicht dramatischer schreiben koennen. Sein Sohn Aurangzeb hat naemlich irgendwann gemeint, dass er selber das Reich besser leiten kann, als sein Vater Shah Jahan, entmachtete seinen Vater und liess ihn im Agra Fort einsperren, mit Blick auf das Taj Mahal! Die Moguln hatten Sinn fuer Dramatik. Shah Jahan wurde dann uebrigens immerhin neben seiner Frau im Taj Mahal begraben - Ende gut, alles gut.
Am naechsten Morgen steigen wir mit Medea auf das Dach und zeigen ihr aus der Entfernung das Taj Mahal. Das ist naemlich eines der Geburtstagsgeschenke fuer sie, hat sie sich das doch immer gewuenscht - zumindest das Taj Mahal zu sehen. Die Ueberraschung ist gelungen genauso wie die vielen kleinen Geschenke und der Geburtstagskuchen, den wir noch gestern Abend bei einem Baecker in Auftrag gegeben haben - ein Schokokuchen auf indisch.
Und natuerlich besuchen wir in diesen Tagen neben dem Baby-Taj (sehr besuchenswert) und dem Mausoleum von Akbar dem Grossen (auch sehr sehenswert) auch das Taj Mahal; ein wunderschoener Bau, wir koennen uns kaum daran sattsehen. Er ist wirklich so schoen, wie auf vielen Bildern bzw. Fotos zu sehen ist. Beim Besuch der Bauwerke bleibt nur ein kleiner fahler Beigeschmack zurueck, ein Aergernis. Auslaender zahlen naemlich ein vielfaches des Eintrittspreises, den die Inder zahlen. Beim Taj Mahal sind es z.B. 37mal mehr - Inder zahlen 20 Rupien, Auslaender 750 Rupien. Es spricht nichts dagegen, wenn Auslaender etwas mehr zahlen als Inder, sind die meisten Auslaender doch nicht so arm, wie viele Inder. Aber muss der Unterschied das 20 oder 30ig - fache betragen? Die Eintrittspreise werden von der Regierung festgelegt und jeder Taxifahrer, Rickschafahrer usw. muss sich darin bestaetigt fuehlen, von Touristen viel mehr zu verlangen, als von den Einheimischen. Nun denn, wir aergern uns etwas darueber, lassen uns davon aber den Urlaub nicht verderben.
Montag, 4. Mai 2009
2.5. - 5.5. Varanasi
Die folgenden Bilder habe ich aus dem Internet heruntergeladen. Besonders bei den Verbrennungsbildern bin ich der Meinung, dass es nicht immer wieder neue Bilder braucht und Touristen, die wie Fremdkoerper, knipsend durch die Zeremonie streifen.
Neben den Verbrennungen geht es in Varanasi auch um ganz viel Lebendiges und Praktisches. Die Waesche wird gewaschen
29.4. - 1.5. Mamallapuram / Chennai
In Mamallapuram erreichen wir schon fast das Ziel unserer Suedindienreise. Hier hat es einen schoenen, mal wieder Shiva geweihten, Strandtempel, der leider durch eine furchtbare Umzaeunung verunstaltet wird.
Nicht weit vom Tempel entfernt wird anhand eines wunderschoenen Flachreliefs die Herabkunft des Ganges vom Himalaya dargestellt. An einer anderen Stelle stehen die sogenannten fuenf Rathas, monolithische Monumente; kleine, verschiedenen Goettern geweihte Tempelchen. Es ist natuerlich wieder einmal heiss und am 1.5. - man hoere und staune, auch die Inder feieiern den Tag der Arbeit - ist alles voller indischer Touristen. Wir haben natuerlich voellig vergessen, dass der 1.5. ein Feiertag ist und uns ueber die vielen Inder gewundert, die unterwegs sind.
Die Gegend ist auch heute noch bekannt fuer gute Steinmetzarbeiten. Ueberall wird geklopft und gehaemmert und natuerlich, "he friend, come and see my shop"; wie soll's auch anders sein. Man laeuft eine Strasse entlang und wird staendig gefragt, ob man in einen Shop will, eine Autorickshaw braucht oder in ein Restaurant will. Es laeuft hier aber weit weniger aufdringlich, als wir es schon erlebt haben. Wir koennen dann auch nicht so ganz widerstehen und kaufen uns ein paar schoen bearbeitete Figuren.
Ausser Shopping und Sightseeing organisieren wir unseren Flug von Chennai (Madras) nach Varanasi (endlich, der Norden Indiens ruft), und ach ja, Timon und ich muessen uns mal wieder die Haare schneiden lassen. Kurz entschlossen landen wir dann iregendwann bei einem Coiffeur, der uns mit einem guten Haarschnitt wieder in die Welt entlaesst.
Die Nacht vom ersten auf den zweiten Mai verbringen wir in einem Hotel in Chennai, nahe zum Flughafen. Unser Flug mit Indian Airlines von Chennai ueber Delhi nach Varanasi ist mal wieder zu einer unchristlichen Zeit am fruehen Morgen.
Sonntag, 26. April 2009
27.4. + 28.4.- Tiruvannamalai
Der Arunachaleswar - Tempel, einer der groessten in Indien, zieht uns nach Tiruvannamalai. Wenn man den Weg vorbei an Ramschverkaeufern, Bettlern, Sadhus, und Priestern geschafft hat, betritt man das Innere des Tempels durch sehr schoene, kunstvoll verzierte Gopurams (Tortuerme), die aber im Gegensatz zu vielen anderen Tempeln nicht bemalt sind. Der innerste Gopuram stammt aus dem 11. Jahrhundert. Von den vielen Tausend Goettern Indiens kommt hier Shiva mal wieder in den Genuss, verehrt zu werden. Auf dem nahe gelegenen Berg Arunachala soll er in Form einer Feuersaeule erschienen sein und damit das Zeichen des Lingam geschaffen haben. In der Tempelanlage hat es verschiedene kleine Tempelchen; wir werden von Brahmanen gesegnet (bitte ein paar Rupien), erhalten weisse Streifen auf die Stirn (= Gotteszeichen) und bestaunen unzaehlige Shiva-Figuren, mal tanzend, mal die Haende ausbreitend, mal mit Busen, mal ohne usw. Und dann duerfen wir auch in das wichtigste Heiligtum des Tempels. Es wird gedraengelt, Priester laufen schwitzend umher (wir schwitzen auch), vor dem Eingang zum Heiligtum muss man warten, bis eine Gruppe Pilger durch ist. In diesem - natuerlich auch Shiva geweihtem Heiligtum - ist es dann heiss und feucht wie in der Sauna. Priester verrichten eine Puya (ein Gebet), Pilger sitzen am Boden (wir auch), von hinten wird gedrueckt. Nicht alle werden hinein gelassen, nur diejenigen, die einen Eintritt bezahlt haben. Es bleiben nur wenige Minuten fuer das Gebet und die Segnung durch die Priester. Alle - auch wir - bekommen nach dem Gebet einen roten Punkt auf die Stirn und ein heiliges Pulver in die Hand zum mitnehmen, goettliche Nahrung "for take away" sozusagen. Nach dem Tempelbesuch haben meine Flip Flop eine Behandlung noetig, da sich die Sohle loest. Fuer 25 Rupien (ca. 60 Rappen) wird dies fachmaennisch erledigt.
Am naechsten Tag geht es schon wieder weiter nach Mamamallapuram, am Golf von Bengalen.
23.-26.4. Ponducherry
Wir kommen nach Ponducherry, um u.a. das Sri Aurobindo Ashram zu besuchen. Sri Aurobindo war ein indischer Philosoph, Hindu-Mystiker, Yogi und Guru. Einmal im Jahr wird der Wohnbereich von ihm und seiner (spirituellen) Gefaehrtin "The Mother" der Oeffentlichkeit zugaenglich gemacht. Ohne das vorher gewusst zu haben sind wir genau an diesem Tag in der Stadt. Man sieht also die Zimmer, nachdem man am Grab der beiden vorbei gelaufen ist. Viele Menschen sind anwesend, viele davon wirken in ihren weissen Gewaendern etwas gar sehr entrueckt von Mutter Erde.
Alles ist sehr bedaechtig, religioes. Menschen - Weisse wie Inder - sitzen andaechtig vor dem Grab oder Kuessen dasselbe und halten in einem Gebet inne. Die ganze Szenerie hat etwas von einer Heiligenverehrung. Die Angestellten wirken dagegen sehr gestresst, sind eher unfreundlich und kurz angebunden.
Sowohl hier wie in unserem dem Ashram angebundenen Guesthouse vermisse ich sehr die Freundlichkeit der Menschen. In der Kantine des Guesthouses sind Aussagen und Sprueche von Sri Aurobindo und the Mother ausgestellt:
es sei z.B. sinnvoller, Glueck zu geben statt zu nehmen. Davon weht nicht viel spirituell durch den Raum.
Neben dem Besuch des Ashrams unternehmen wir mal wieder eine kleine Velotour, Chatrina kauft sich neue Flip Flop, wir besichtigen Kirchen und schlendern an der Uferpromenade entlang und planen natuerlich die Weiterreise.
21.+22.4. Trichy
angehende Prieserjungen aus der Brahmanenkste
So, es ist Nachmittag und wieder drueckend heiss, der Schweiss laeuft uns in Baechen runter, also nichts wie zurueck, literweise Fluessigkeit nachfuellen - eine kalte Lemon Soda ist da wunderbar - und nach einer kurzen Ruhepause machen wir uns am fruehen Abend auf den Weg zum Rock Fort Tempel. Die Aussicht von dem etwa 80 Meter ueber der Stadt thronenden Fort auf den naheliegenden Fluss, das Haeuserwirrwarr, die Lourdes Kirche und den Bazar ist sehr schoen, die Stimmung hier oben ruhig, aber wir duerfen als Nicht-Hindus einmal mehr nicht in den auf halbem Weg zum Gipfel in den Fels gehauenen Tempel hinein.
Am Abend erfahren wir an der Reception, dass morgen, 23.4., wegen eines Streiks wegen des Krieges in Sri Lanka die Laeden geschlossen und keine Busse fahren werden. Zum ersten Mal waehrend unseres Indienaufenthaltes sind wir damit gezwungen, mit einem Taxi weiter zu reisen. Wir wollen von Trichy nach Ponducherry am Golf von Bengalen. Es geht praktisch der ganze Abend dafuer drauf, mit mehreren Taxifahrern einen akzeptablen Preis auszuhandeln.
19.+ 20.4. Madurai
Weiter geht es zunaechst mit dem Zug bis Trivandrum, dann mit dem Bus in 8 Stunden nach Madurai. Hierher lockt uns einer der bedeutensten Tempelkomplexe Suedindiens. Madurai ist eine typische indische Stadt. Vieles sieht so unfertig aus, auf den Strassen tummeln sich Menschen, Autos, Rickshawfahrer, Motorradfahrer, Kuehe, Bettler, und einfach eine unzaehlige Menschenmenge; Menschen ueber Menschen selbst in den Nebenstrassen; es ist heiss und staubig, Bauschutt neben intakten Haeusern, ein kleines Tempelchen in einem verdreckten Teich, ein paar Kuehe fressen den Abfall nebenstehender Obststaende, Frauen laufen in sehr schoenen bunten Saris herum, dann schwarz gekleidete muslimische Frauen, einige verschleiert, einige nicht, alles, was Raeder hat, hupt wie wild und gibt Gas, weil sie davon ausgehen, dass man auf die Seite springt. Muell liegt ueberall an den Strassenraendern. Morgens wird der Muell zwar abgeholt, aber den ganzen Tag ueber schmeissen die Menschen ihren Muell an den Strassenrand, Muelleimer gibt es keine, alles landet am Strassenrand und stinkt dann den ganzen Tag und die ganze Nacht vor sich hin, zieht Ungeziefer an usw. nein, liebes Indien, das ist keine gute Loesung. Weisshaeutige Touristen sehen wir nur noch sehr wenige, wir koennen sie an einer Hand abzaehlen. Wir sind tief im Sueden Indiens, in Tamil Nadu. Ein westliches Fruehstueck zu finden bedeutet schon einen Aufwand. Aber was tut man nicht alles, um einen bedeutenden Tempel zu besichtigen. Der Menakshi-Tempel ist einer der wichtigsten Hindutempel Indiens. Er ist Menakshi und Shiva gewidmet, die der Mythologie nach in Madurai geheiratet haben sollen und stammt aus dem 12. Jahrhundert. Mehrere buntmemalte Gopurams (Tortuerme) sind weithin sichtbar und beherrschen das Stadtzentrum. Rund um den Tempel wird um ein paar Rupien gebettelt, meistens blicken die Bettler unzufrieden drein, wenn man ihnen - anscheinend zu wenig - in die Hand gibt. In den ersten Innenbereich kommt man noch hinein, dann bilden sich lange Menschenschlangen vor den einzelnen Tempelgottheiten. Es wird gedrueckt und geschoben, manchmal schimpfen Leute lauthals miteinander, die meisten lachen aber und sind froehlich. Viele wollen von uns photografiert werden oder wollen uns mit ihrer Familie photografieren; es gibt kurze Unterhaltungen wo wir her sind und wie uns Indien gefaellt. In die Menschenschlangen reihen wir uns nicht ein, da, welch Enttaeuschung, das Innere fuer Nicht-Hindus tabu ist, leider. Auf dem Rueckweg ins Hotel bestaunen wir nochmals die sehr sehenswerten, wunderbar kitschig bemalten Gopurams.
Am Abend organisieren wir schon wieder unsere Weiterreise. Bisher war der Kauf eines Zugtickets immer ganz einfach. Hier in Madurai wird ein Geduldsspiel daraus. Nachdem wir im Reservierungshaeuschen eine Weile anstehen und endlich an der Reihe sind sagt uns die Angestellte, dass wir erst noch einen Zettel mit unseren Namen usw. ausfuellen muessen. Sinnigerweise erhaelt man diese Zettel am am weitesten entfernten Punkt im Gebaeude. Also, die Zettel ausfuellen mit Zugnummer, Namen, Alter und Geschlecht der Reisenden und der Heimatadresse. Hurra, es lebe die Buerokratie (jeden Tag reisen Millionen in Indien mit dem Zug. Wofuer um alles in der welt braucht man diese Daten?) Damit ausgeruestet wieder in der Schlange anstehen. Dann bekommen wir unser Ticket. Sitzplaetze konnten wir noch keine reservieren, die wuerden erst am Morgen zugeteilt. Wieder im Hotel merken wir, dass der Angestellte uns ein Ticket mit der falschen Zugnummer und falschen Uhrzeit ausgestellt hat. Also, wieder hin, wieder in der Schlange stehen; und einfach umtauschen geht nicht. Jetzt braucht es zwei Zettel (dieselben Zettel wie vorher, einfach zwei davon), einen fuer die Stornierung, den zweiten fuer das neue Ticket. Eine Gebuehr kostet das natuerlich auch noch, obwohl es ja nicht unser Fehler war; aber welch Wunder, diesmal bekommen wir eine Sitzplatzreservierung.
Freitag, 17. April 2009
14.4. - 18.4. Varkala
Mal wieder ein paar Tage Sonne, Strand und Meer geniessen. Morgens sitzen wir in einem Kaffee an den Klippen, eine angenehme Brise weht, ca. 30 - 40 Meter unter uns brechen sich die Wellen an der Felswand, ueber uns stossen einige Greifvoegel ihre Schreie aus, wir trinken Kaffee, Masalatee oder eine Lemonsoda und draussen auf dem Meer sieht man die Fischerboote, einige auf dem Rueckweg in den Hafen. Alles sehr romantisch, mit den Augen des Touristen betrachtet. Fuer den Fischer sieht das alles ganz anders aus; wie allein der Standpunkt des Betrachters die Dinge veraendern kann!
Seit Goa haben wir uns angewoehnt uns fast ausschliesslich vegetarisch zu ernaehren, was in Indien sehr gut geht. In Varkala machen wir wieder mal Ausnahmen. Der Fisch ist frisch und so landen einige davon lecker zubereitet auf unseren Tellern. Ebenfalls sehr fein sind Prawns an einer Lemon Garlic Sauce. Davon ein ganzer Teller - hmmmm einfach super. Was leider noch fehlt ist ein guter Tropfen Wein dazu. Ein kaltes Bier ist aber in der Hitze auch nicht schlecht. Der Strand selber ist nicht so ueberwaeltigend. Sogar Inder meinen, dass es in Europa schoenere gibt. Aber die ruhige Atmosphaere und die Szenerie mit den hoch aufragenden Klippen ist beeindruckend. Dummerweise ist es heisser, als uns lieb ist. Bei der Hitze und hohen Luftfeuchtigkeit schwitzen wir von morgens bis abends und von abends bis morgens. Manchmal komme ich mir vor wie ein Schwamm, der staendig ein bisschen ausgedrueckt wird. Wir trinken literweise Wasser (oder sonstige Fluessigkeiten :-). Schon am Morgen werden schnell einmal 30 Grad erreicht und bis zum Mittag klettert das Thermometer auf 37 bis 39 Grad. Am fruehen Abend wird es richtig kalt, wenn das Thermometer unter 33 Grad faellt und die Nacht bringt dann meist 28 - 30 Grad. Angenehm an der jetzigen Zeit ist, dass nicht so viele Touristen unterwegs sind. Varkala gefaellt uns insgesamt besser als Goa. Nach ein paar Tagen zieht es uns aber weiter. Indien ruft wieder.
11.4. - 13.4. Kumily Periyan Wildlifepark
In Kumily haeuern wir einen Guide fuer eine Kraeutertour an. Man lernt doch einiges dabei, z.B., dass Zimt aus der Rinde eines Baumes gewonnen wird oder dass weisser und schwarzer Pfeffer sich nur in der Verarbeitung unterscheiden. Wir halten unsere Nasen ausserdem an frischem Kardamom, das irgendwie das indische Grundgewuerz zu sein scheint, dann an Nelken, Eucalyptus und Lorbeer und sehen Baeume mit Muskatnuessen, Kaffee, und Kakao. He, Schule einmal anders.
Am naechsten Tag unternehmen wir eine Tour in den nahe gelegenen Periyar Wildlifepark. Es geht mal wieder frueh am Morgen los. Um 5:00 Uhr (welch unchristliche Zeit) werden wir abgeholt. Mit einem offenen Jeep sind wir etwa 1 Stunde unterwegs und sehen bald nach Parkeintritt eine kleine Elephantenherde am Hang grasen. Wow, das Highlight schon gleich am Anfang. Spaeter sehen wir noch Rieseneichhoernchen und einen Affen. Nach einer Fruehstueckspause geht es zu Fuss durch den Dschungel. Dort sehen wir unglaublich viele Tiere, leider alle von der gleichen Art, naemlich Blutegel. Und diese Viecher haben es mit einer unglaublichen Zielsicherheit auf unsere Fuesse und das dahinter liegende Blut abgesehen. Sie sind derart flink, kaum haben sie eine kleine Oeffnung ausgemacht, schwupp sind sie drin. Salz ist da nur eine kleine Hilfe. Unterwegs sehen wir aber doch noch andere Tiere. Froesche, Giftspinnen und eine gruene Viper (recht giftig). Selbst als wir feste auf den Boden auftreten macht sie nur wenig anstalten, sich zu verziehen. Beim Mittagessen schleicht dann im angrenzenden Garten noch eine Kobra herum - mmh, auch sehr nett. Den Dschungelspaziergang haette es nicht gebraucht, die Elefanten zu sehen war dagegen ein echtes Erlebnis. In unserer Gruppe war noch eine Touristin, die das gar nicht so toll gefunden hat. Sie hat schon in Afrika an Safaris teilgenommen und viel mehr Tiere gesehen. Also, atemberaubend mag es nicht sein, aber fuer uns war es ein Erlebnis. So, und nu is gut damit. Morgen geht es weiter nach Varkala. Es ist mal wieder Strand angesagt. Hier ist es ja inzwischen so heiss. Da tut eine Abkuehlung ganz gut.
Freitag, 10. April 2009
3.4.-10.4. Kochi

in Anna's Homestay
Einen Tag nutzen wir fuer einen Ausflug in die Backwaters. Das ist ein ueber viele Kilometer ausgedehntes Gebiet aus Fluessen, Seen und Kanaelen. Den Tag ueber fahren wir mit einem kleinen Boot herum und machen mehrmals Halt fuer Landgaenge, bei denen Arbeiten aus dem Alltagsleben der Einheimischen vorgestellt werden. So wird zum Beispiel die Schale von Muscheln in einem speziellen Verbrennungsverfahren zu Kalk verarbeitet, das zur Kreide- Farbe- und Calciumherstellung verwendet wird. Die Fasern der Kokosnuesse werden zu Seilen gedreht, aus denen dann z.B. die Boote, mit denen die Touristen durch die Backwaters geschippert werde, zusammengebaut werden. Der Verdienst ist gering, etwa 1 Rupie pro Seil.
Abends gehen wir an eine Kathakali Tanzvorfuehrung. Dabei werden in Form von Tanz, Musik und Darbietung von kostuemierten und aufwendig geschminkten Darstellern Geschichten aus den Hinduepen Mahabharata und Ramayana erzaehlt (siehe unter http://de.wikipedia.org/wiki/Kathakali).
Wir besuchen auch noch eine Livevorfuehrung von klassischer indischer Musik und einmal goennen wir uns eine ayurvedische Kraeutermassage.
In Kochi kann man auch gut Shoppen. Von schoenen Ganesha- oder Shiva-Figuren bis zu tibetanischen Klangschalen kann man hier alles kaufen, was das Touristenherz begehrt. Und Kochi ist recht ruhig, abseits des ueblichen Strassenlaerms.

Strassenbau ist noch mit viel Handarbeit verbunden; die Strassenarbeiterinnen kommen nicht aus Kerala, sondern, wie man uns erzaehlt, aus dem aermeren Tamil Nadu
Am Karfreitag nimmt uns Francis (vom Homestay) mit in die St. Cruz Basalika. Die Kirche und der Vorplatz sind voller Menschen. Wir stellen uns in eine von zwei Reihen, die in das Innere der Kirche fuehren, um einer alten, aus Italien stammenden Jesusholzfigur die Haende zu kuessen. Vorher muss man aber noch ein paar Rupien in eine Box spenden. Einige christliche Inder stellen sich nicht in die Reihe, sondern kriechen auf den Knien zur Holzfigur vor. Ich habe den Eindruck, dass die Inder von grossem religioesen Eifer erfuellt sind, egal, ob es Christen, Moslems oder Hindus sind.
Irgendwann heisst es Abschied nehmen von Christina, Francis, Anna und Ywana und es faellt uns dann doch etwas schwer. Aber wir moechten noch etwas mehr von Indien sehen und dann sind Abschiede eine leider unweigerliche Begleiterscheinung (nicht das erste Mal auf der Reise).
Montag, 30. März 2009
31.3. - 3.4. Ooty

Blick vom Aussichtspunkt auf den Mudumalainationalpark

Teeplantage bei Ooty

Leben und Tod haengen manchmal eng beieinander: auf dem Markt von Ooty

unterwegs mit der Blue Mountain Railway: die alte Lok im Hintrgrund

die Familie in "unserem" Abteil"
In Mettupayalam fuehrt uns ein freundlicher Inder zum Busbahnhof, von wo aus wir noch 1 Stunde mit dem Bus nach Coimbatore fahren. Ich liebe solche abendlichen Busfahrten. Wir sind die einzigen Touristen, es laeuft indische Musik, Fahrgaeste steigen, noch waehrend der Bus rollt, ein oder aus, der Fahrer ueberholt immer wieder waghalsig, aber es geht jedes mal gut. Der Bus ist voll, Chatrina, Medea und Timon sitzen ein paar Reihen vor mir, ich selber ganz hinten eingequetscht zwischen den Rucksaecken rechts und einem schlafendem Inder Links an meiner Schulter. Vor meinem inneren Auge laufen Bilder und Erinnerungen unserer Reise - eine Busfahrt in Fidschi, bei der der Dschungel vom offenen Fenster aus buchstaeblich zum greifen nahe war, die zweitaegige Flussfahrt auf dem Mekong nach Luang Prabang oder die lustige Silvesterfeier in Chiang Rai mit einer schweizer Familie.
Nach der Ankunft in Coimbatore checken wir in der New Vijaya Lodge ein (das Legend's Inn ist leider ausgebucht). Im gegensatz zur Beschreibung im Lonely Planet ist die New Vijaya Lodge eher eine schmuddelige Lodge. Es ist aber schon spaet und wir wollen nur eine Nacht bleiben. Gleich nach dem Einchecken laufen wir in den Bahnhof, um noch ein Ticket fuer einen Zug am naechsten Morgen nach Kochi zu bekommen. Es klappt alles wunderbar und nach einem viel zu scharfen indischen Essen (aua, das brennt zwei mal) und einer halbstuendigen Suche nach einer Flasche Bier - zu scharfes Essen und ein grosses Fragezeichen, wenn man im Restaurant nach einem Bier fragt, gehoeren zu den Nachteilen, wenn man mal abseits der ueblichen Touristenrouten einen Halt einlegt - legen wir uns schlafen (puh, ich hoffe, ich schreibe nicht immer in so komplizierten Saetzen!!).
27.3. - 30.3. Mysore
In Bangalore kommen wir am fruehen Morgen an. Unser Anschlusszug nach Mysore faehrt erst in 1.5 Stunden ab, aber wir sind froh, dass wir das entsprechende Ticket bereits haben. In der Haupthalle steht eine riesen Menschenmenge an 5 geoeffneten Ticketschaltern an, waehrend einige Polizisten mit langen Stoecken, Gebruell und Trillerpfeife versuchen, Ordnung in das Menschengewuehl zu bringen. Sie draengen die Leute immer wieder zurueck, dass sie in einer Reihe bleiben. Das muesste ich jetzt nach einer Nacht mit wenig Schlaf nicht wirklich haben. So viel Indian Life muss es dann doch nicht sein. Der Zug nach Mysore ist dann ganz schoen voll, aber fuer die 3 Stunden Fahrt noch auszuhalten.
Der naechste Tag ist fuer die Hindus ein Feiertag, viele Geschaefte sind daher geschlossen. Dafuer wird der Maharajapalast am Abend fuer eine Stunde von 96000 Gluehbirnen beschienen, auf dem Platz davor wird indische Musik gespielt und aufdringliche Souvenirverkaeufer und Autorickshaw-Fahrer haben Hochkonjunktur.
Auf dem Derajava-Markt ist noch etwas urspruengliches Indien erhalten geblieben. Auf dem Teil, wo Blumen verkauft werden rufen die Verkaeufer ihre Angebote aus und es schmeckt nach Jasmineblueten. Ausserdem werden Kräuter und Gewürze, Gemuese, Sandelholz, verschiedene ätherische Öle und aus diesen aetherischen Oelen hergestellte Parfums verkauft. Daneben kann man das wunderbar farbige, zu bunten Pulverbergen aufgehaeufte kumkum bestaunen, das fuer die Bindipunkte verheirateter Frauen und fuer religioese Rituale benutzt wird.

auf dem Derajava-Markt

wenn man die Hauptstrassen verlaesst befindet man sich schnell einmal in einem anderen Indien
Noch etwas zum Erleben des indischen Alltags: in den Hotels und Restaurants werde ich oft mit Sir angesprochen, ebenso von Rickshawfahrern, Souvenirverkaeufern oder von Tuerstehern, die sich jedes Hotel oder Restaurant leistet. An das Sir koennte man sich gewoehnen, man kommt sich ein bisschen wie ein englischer Lord oder Adliger vor. Irgendwas haben die Englaender dann doch irgendwie falsch gemacht oder die Inder haben schlecht aufgepasst, da Chatrina und Medea auch oft mit Sir angesprochen werden! OK, soweit sogut mit kolonialen Gedankenspielen; a propos Tuersteher: die halten einem die Tuer auf oder eben nicht und haben eine Trillerpfeife, die sie eifrig benutzen; auch, um sich wichtig zu machen; z.B. werden Autofahrer in eine Parkluecke gelotst, die selbst ein Blinder treffen wuerde, natuerlich mit viel Gepfeife und viel gestikulieren und ernster, wichtiger Mine.
Einmal treffen wir eine deutsche Familie direkt vor dem Palast. Er arbeitet bei einer grossen deutschen Firma und sie sind seit 1.5 Jahren in Bangalore und bleiben noch 3.5 Jahre. Sie bestaetigen uns, dass Bangalore es nicht Wert ist, besucht zu werden ausser, man steht auf vielen und lauten Verkehr, Chaos, Dreck usw. oder eben man arbeitet dort.
Der Maharajapalst ist ausgesprochen schoen und besuchenswert. Man kommt sich bei der Besichtigung ein bisschen wie in 1001 Nacht vor. Es gibt jede Menge Wandmalereien britischer und indischer Militaerparaden, verschiedener Maharajas und von Koenig Edward III., die das Leben in Mysore waehrend der Britisch-Raj-Aera darstellen. Ausserdem besteht das Innere des Palastes aus einem Kaleidoskop aus buntem Glas, Spiegeln und grellen Farben. Die indischen Herrscher nach englischen Gnaden hatten kein schlechtes Leben.
In Mysore leben neben Hindus auch Christen und Moslems. Wenn wir uns um 5:00 Uhr am Morgen im Hotel noch mal auf die andere Seite drehen ruft der Muezzin von der Moschee hinter dem Hotel zum Gebet. Ein Autorickshawfahrer betont mir gegenueber in einem Gespraech, dass hier die verschiedenen Religionsangehoerigen friedlich zusammen leben. Ich habe das Gefuehl, dass das eher Wunschtraum statt Wirklichkeit ist. In der Indian Times steht taeglich mindestens ein Artikel ueber das Verhaeltnis zu Pakistan (= Moslems), ueber pakistanische Terroristen und ueber Aussagen und Interviewausschnitte Obamas, die zu eigenen Gunsten ausgelegt werden. In Anlehnung an die Anschlaege auf das Worl Trade Center vom 11.9.2001 wird der Anschlag von Bombay mit 26/11 abgekuerzt. Pakistan wird als ein unkontrolliertes Land mit verschiedenen Terroristengruppen dargestellt. Keine gute Grundlage fuer die aussoehnenden Kraefte. Ueber einen Artikel in der Indian Times bin ich dann doch erstaunt. Es geht darin darum, dass die Sicherheit im Lande nicht gewaehrleistet werden kann, da das Personal dazu fehle. Spaeter wird mir etwas klarer, warum. In Kochi stehen wir in einem Stau, als der indische Ministerpraesident fuer eine Wahlveranstaltung durch Kerala reist. An einer normalen Kreuzung bringen es dann aber 5 Polizisten nicht zustande, den Verkehr wenigstens einigermassen fluessig wieder anlaufen zu lassen, da einer mit der Trillerpfeife im Mund nach Links, und ein anderer, nur ein paar Meter entfernt, ebenfalls mit einer Trillerpfeife, nach rechts winkt. Die uebrigen drei stehen mal herum oder winken in undefinierbare Richtungen. Es ist daher eher chaotisch, die Autos stehen in jede Richtung mindestens in zwei Spuren, es wird links und rechts ueberholt und viel gehupt.
Wegen der Wahlen in Indien kommt es zu einer kleinen unangenehmen Ueberrschung. Bars und Restaurants duerfen nicht laenger als bis 22:45 geoeffnet sein. Es koennte ja jemand zu viel trinken und die Wahlen verpassen. Spaeter erklaert mir noch ein Inder auf meine Frage, ob es wegen der Wahlen irgendwo in Indien gefaehrlich werden koennte, dass wir nicht in den Bundesstaat Orissa reisen sollten, da dort extreme politische Parteien aneinander geraten und es daher zu Unruhen kommen koennte. Sonst wuerde es ueberall ruhig bleiben. Kashmir hat er interessanterweise nicht erwaehnt.
Am letzten Abend heisst es Abschied nehmen von Aurelia und Andy. Wir sitzen in einer netten Bar, kleine Gechenke werden ausgetauscht, viel geredet und ein paar Abschiedsdrinks finden den richtigen Weg.22.3. - 26.3. 2009 Hampi
In einem Sleeperwaggon fahren wir die ueber 300 Km lange Strecke, froh darueber, dass wir bereits in einem Reisebuero in Anjuna das Ticket kaufen konnten. Funktioniert wie bei den Billigfliegern. Man bekommt ein E-Ticket in Papierform und that's it. Einfacher geht es nicht. Die Aussicht unterwegs ist eher unspektakulaer. Ausser einem kleinen Wasserfall faellt die teilweise ausgedorrte Steppenlandschaft auf. Daneben ist viel Land landwirtschaftlich genutzt. Irgendwie muessen ja die 1000 Millionen Inder ernaehrt werden. Spektakulaer (ah, ich liebe das Wort) wird es dann eher im Zug. Am Nachmittag steigt das Thermometer im Waggon bis auf 38 Grad und die von draussen einstroemende Luft bringt keine Kuehlung mehr. Alle paar Minuten laufen Verkaeufer durch die Waggons und bieten Getraenke, Snacks, Fruechte und Esswaren an. Uns ist das zu heikel und so haben wir uns schon am Morgen noch im Hotel mit Essen fuer den Tag eingedeckt. Hin und wieder kriechen verdreckte Jungs durch die Waggons und wischen mit einem Lumpen den Boden etwas sauber und halten dann die Hand fuer ein paar Rupien auf. Das ist schon ein komisches Gefuehl; diese Kinder stehen nicht auf und man schaut immer in diese grossen Kinderaugen und die offene Hand runter, die energisch an das Bein oder einen Arm tippt, wenn man nichts gibt. Wenn man dann eine Rupie gibt kriechen sie auf allen Vieren weiter. Manchmal geben wir ein paar Rupien, manchmal etwas zu Essen - irgendwann hoeren wir auf, weil der Strom an putzenden Jungs nicht aufhoert. Wie wir spaeter erfahren sind es meist Waisenjungs oder solche, die ihr Elternhaus verlassen haben, weil sie z.B. oft verpruegelt werden.
Mit uns im Abteil sitzt auch ein deutsches Paerchen, Aurelia und Andy, mit denen wir uns gut ueber das Reisen und Gott und die Welt unterhalten. Wir reisen eine Woche zusammen und verbringen eine sehr lustige und unterhaltsame Zeit miteinander.
Am Nachmittag erreichen wir Hospet, den naechstgelegenen Bahnhof von Hampi. Hier regiert die Autorickshaw-Mafia. Es hat keine Taxis am Bahnhof - der naechste Taxistand ist 2 Km entfernt - dafuer gibt es eine Unmenge gelb-schwarzer Autorickshaws. Jeder Fahrer haengt sich gleich beim Aussteigen aus dem Zug an einen Touristen und bleibt dann buchstaeblich an einem kleben. Wir sind jetzt zu sechst und werden von 4 Fahrern umringt und verfolgt, sobald wir weiter laufen wollen. Andere Rickshawfahrer koennen wir nicht anfragen, da sie von den vieren sofort verjagd werden. Wir kommen uns ein bisschen wie Beutegut vor und koennen den Preis nur noch etwas herunter handeln. Das sind die etwas muehsamen Seiten Indiens.
In Hampi ueberqueren wir mit einer kleinen Faehre den Fluss. Vorher laufen wir noch an einem Hinweisschild der Polizei vorbei; demnach ist es sehr gefaehrlich, im Fluss zu baden. Im Fluss sind einige Inder, die Waesche oder sich selber waschen oder einfach im Wasser plantschen. Sauber sieht das Wasser nicht aus. Am Rand grasen Kuehe. Auf der anderen Seite kommen wir im Shanti unter. Empfohlen wurde uns diese Unterkunft von einem amerikanischen Paerchen, das wir in Fiji kennen lernten. Die Huette hier ist zwar wieder einmal sehr basic, aber die Anlage liegt sehr schoen mit Blick auf gruene Reisfelder und den Fluss, Hollywood-Schaukeln vor den Huetten und ueberdachten kleinen Tischen mit Matratzen, wo man wunderbar relaxen und den Sonnenuntergang geniessen kann.
Hampi strahlt eine angenehme Ruhe aus. Die Tempelanlagen aus dem 15. Jahrhundert inmitten einer Landschaft aus riesigen Granitfelsen, eingebettet in Reisfeldern und Bananenplantagen sind ausgesprochen schoen. Da die Hauptreisezeit vorbei ist, sind wir in manchen Anlagen ganz alleine.

nicht mehr so ein haeufiges Verkehrsmittel, aber man sieht es immer wieder einmal
Mit einem Guide laufen wir durch den Virupaksha-Tempel, wo Timon und ich uns von der Elefanten-Dame Lakshmi segnen lassen. Virupaksha ist uebrigens eine Gestalt Shivas. Der Guide erklaert uns einiges zum Tempel und wir koennen sogar noch einem Teil einer Hochzeitsfeierlichkeit beiwohnen. Freundlich, wie die Inder sind, werden wir gleich fuer ein paar Minuten in die Feierlichkeiten mit eingespannt. Photos sind dabei besonders wichtig.
Virupaksha-Tempel am Abend
Abends erholen und entspannen wir uns jeweils im Shanti. Im gegensatz zur anderen Flussseite wird hier auch Bier ausgeschenkt. Tagsueber gehen wir oft im Mango Tree essen. Das Restaurant liegt zwar etwas abseits, da es aber anscheinend in jedem Travelguide empfohlen wird, ist es immer gut besucht. Das Essen ist auch gut und man blickt auf den Fluss, auf Ziegenherden und Frauen, die die Waesche von Hand waschen. Irgendwie ist hier die Zeit stehen geblieben. Man braucht eigentlich gar keinen Fernseher; so muss es schon vor Hunderten von Jahren hier ausgesehen haben.
Den letzten Tag nutzen wir zu einer Abkuehlung in einem nahe gelegenen Stausee. Ahh, einfach wunderbar. Es hat ein paar Touristen und auch ein paar Inder, die wohl eher kommen, um zu sehen, wie die Touristen (-innen) im See baden. Macht nichts, sie sind nicht weiter aufdringlich und mit einigen kommt man auch ins Gespraech.
Sonntag, 15. März 2009
12.3. - 21.3. Goa


Medea und Timon Spielen am Strand
Die indischen Strandverkaeuferinnen bieten meist Tuecher, Esswaren oder eine Massage an. Sie zeigen wenig Scheu im Kontakt. Oft bleiben sie lange sitzen, fassen einen an und erzaehlen bereitwillig aus ihrem Leben, auch wenn sie merken, dass man nichts bei ihnen kaufen will. Hin und wieder laufen Bettler vorbei oder verschmutzte Kinder, die ihre kleine Hand offen halten.

11.3. + 12.3. Bombay / Mumbai
Am Flughafen Mumbai gibt es viel Polizei- und Militaerpraesenz, die Kontrollen erscheinen mir aber etwas lasch. Schon gleich am Flughafen erfahre ich, dass Service in Indien gross geschrieben wird. Als ich auf das WC gehe, strahlt mich ein sauber gekleideter Inder an und weist mit einer Geste auf das Pissoir hin, das ich benutzen kann. Nachdem ich fertig bin zeigt er mit der naechsten Geste laechelnd auf die Waschbecken. Zum Schluss zieht er mir noch zwei Papiertuecher aus dem Kasten an der Wand. Abgesehen davon, dass das alles voellig ueberfluessig ist, ist es auch ein Beispiel fuer Service und Freundlichkeit.
Im Hotel sind die Angestellten extrem bemueht, es den Gaesten recht zu machen. Z.B. bekommt der Hotelmanager mit, dass in unserem Reisefuehrer eine falsche Telefonnummer von dem Guesthouse steht, wo wir fuer die naechste Uebernachtung anrufen wollen. Ohne Umschweife fuehrt er uns in sein Buero, wo wir seinen Computer dafuer nutzen koennen, die Telefonnummer heraus zu finden. Nebenher erzaehlt er uns, wo er herkommt und wo es in Goa schoen ist. Natuerlich fragt er auch, wo wir her sind, wie lange wir in Indien bleiben wollen usw. Wir sind angenehm ueberrascht.
Waehrend des Fluges frage ich einen Inder, mit dem wir ins Gespraech gekommen sind, welches denn der gebraeuchlichere Name ist, Bombay oder Mumbai. Er meint beide, viele Menschen sagen weiterhin Bombay, der offizielle Name ist aber seit 2006 Mumbai. Die Namensaenderung sei religioes motiviert. Ich nehme an, dass er die Hindupartei meint, die z.Zt. an der Macht ist.
Dienstag, 3. März 2009
8.3. - 10.3. Bangkok
Montag, 2. März 2009
5. - 7.3. Siem Reap / Angkor Wat
der Bayon im Angkor Tom
Am einfachsten ist es, sich mit dem Tuk Tuk von einer Anlage zur anderen fahren zu lassen (nicht vergessen, Preis vorher aushandeln!).
Irgendwo zwischen den Tempelanlagen treffen wir auf einen Mann, dem eine Mine beide Beine weggerissen hat. Da er etwas versteckt zwischen den Mauern sitzt habe ich Gelegenheit, mich etwas mit ihm zu unterhalten, ohne dass gleich zig andere Bettler kommen. Er war Soldat in den 80iger Jahren und kaempfte nach seinen Aussagen gegen die Rebellen von Pol Pot (Rote Khmer). Nach zwei Jahren Kampf ist er auf eine Mine getreten. Seither muss er sich mit Betteln durchschlagen. Der Staat zahlt einmalig eine Summe, das war's dann an Unterstuetzung.
Von einem Hotelangestellten und von unserem Tuk Tukfahrer erfahren wir spaeter ausserdem, dass die Polizei regelmaessig durch das Gelaende faehrt und von jedem Standbesitzer, Bettler, ja selbst von den Minenopfern, die vor mancher Tempelanlage musizieren, um so noch ein paar Rupien zu verdienen, Geld abknuepft - Betsechungsgeld, damit sie weiter betteln oder musizieren duerfen.
Irgendwann ist der Saettigungsgrad erreicht. Zwei Tage lang von frueh bis spaet Tempelanlagen, die Kinder haben prima mitgemacht, aber ich glaube vor einem dritten Tag waere eine Rebellion ausgebrochen. Wir beiden Erwachsenen haben allerdings auch genug gesehen.
- 65% der Menschen in Kambodscha an Tuberkulose erkrankt sind
- 80% aller Kinder Kambodschas in diesen Kantha Bopha genannten Spitaelern behandelt werden
- dass das Personal in diesen Spitaelern deutlich besser bezahlt wird, als in anderen, damit es nicht zu Korruption kommt
- dass die Behandlung in diesen Spitaelern gratis ist, um wiederum die Korruption zu bekaempfen
- in den anderen Spitaelern Aerzte und Krankenschwestern erst dann ein Kind behandeln, wenn die Eltern neben den Behandlungskosten auch ihnen noch Geld geben
- dass die Mortalitaetsrate bei Kindern durch die Behandlung in den Kantha Bopha spitaelern von ueber 5% auf unter 1% gesenkt werden konnte
- die Tuberkuloseimpfung nicht furchtbar viel nuetzt, da eine Mehrheit der oben genannten 65% zuvor gegen Tuberkulose geimpft war
Die WHO kritisiert das Vorgehen von Hr. Richner, weil er Menschen in einem der aermsten Laender der Erde mit High Tech Medizin versorgt und das sei zu teuer. Hr. Richner wirft der WHO entgegen, dass diese "poore medicine for poore countries" propagiere, da diese v.a. das Impfen favorisiere und in den von der WHO unterstuetzten Spitaelern die Menschen schlecht behandelt werden, weil es eben massiv zu Korruption komme, das Personal schlecht ausgebildet ist, wegen fehlender Apparate auch keine genuegende Diagnostik durchgefuehrt werden koenne und in den Medikamenten oft nicht das drin ist, was drauf steht. Klar, dass das die WHO gegen ihn aufbringt. Wenn das stimmt, was Hr. Richner sagt, dann ist er allerdings sehr erfolgreich, was fuer die WHO allerdings eine schallende Ohrfeige bedeutet, da die WHO in diesem Bereich in Kambodscha nichts Positives bewirkt. Hr. Richner gibt noch eine Anekdote zum besten. WHO-Experten, die ihn besuchten, uebernachteten in einem schicken Hotel in der Naehe eines der Kinderspitaeler fuer 300 bis 400 Dollar pro Nacht und kritisierten die Behandlungskosten pro Aufenthalt in den Spitaelern - im Durchschnitt 5 Tage - von 240 Dollar als zu teuer und nicht angemessen fuer ein Land wie Kambodscha. Ja, wenn das so stimmt muss einem die Spucke wegbleiben ueber soviel koloniales Gedankengut.
Viele von ihnen sind gebuertige Vietnamesen, die in Kambodscha geduldet, aber kaum gern gesehen sind.
Wir waeren gerne laenger in Kambodscha geblieben, um mehr als nur ein paar touristische Hotspots zu erkunden. Die Zeit ist unerbittlich und es geht weiter nach Bangkok.
1.3. - 4.3. Phnom Penh / Kambodscha
Was schon sehr schnell auffaellt: es wird deutlich weniger gehupt; ausser unser vietnamesischer Busfahrer, der hupt munter drauf los. Alles sieht etwas aermlicher aus, als noch in Vietnam. Wir fahren durch laendliches Gebiet und man sieht viele Haeuser auf Stelzen. Die meisten wuerde man bei uns wohl abreissen. Die Stelzen der Haeuser sind aber nicht alle gleich hoch. Witzigerweise ist es so dass, je hoeher die Stelzen, desto reicher sind die Eigentuemer. Das Leben der Dorfbewohner spielt sich, besonders waehrend der Mittagshitze, unter den auf Stelzen stehenden Haeusern ab. Schweine, Huehner und Hunde, manchmal auch eine Kuh, laufen oder stehen da zwischen geparkten Mopeds und in Haengematten doesenden Bewohnern. Da, wo der Bus etwas laenger steht wie z.B. beim Warten auf die Faehre ueber den Mekong, sind sehr schnell einige Strassenverkaeufer oder Kinder da, die Zeitungen und Getraenke verkaufen oder die Fensterscheiben putzen, um dafuer ein paar Riel zu bekommen.
In Phnom Penh wird man, wenn man aus dem Bus steigt, erst mal von einer Traube Tuk Tuk Fahrer und Hotelschlepper umkreist "Hello friend, cheap tuk tuk" und hello friend, cheap Hotel".... es ist Nachmittag, genug Zeit, um sich eine Unterkunft zu suchen. Wir fluechten erst mal in ein Restaurant, trinken eine Cola und warten, bis sich alles etwas beruhigt. Nachdem ich Geld gewechselt habe suchen wir uns einen freundlich aussehenden Tuk Tuk Fahrer aus und verhandeln in aller Ruhe, wo wir hin wollen und was wir bereit sind, zu zahlen. Nach ein bisschen Palavern und Laecheln haben wir schnell einen Preis, der uns angemessen vorkommt. Das ist ja auch noch so eine Schwierigkeit. Wenn man irgendwo neu ankommt, kennt man ja die lokalen Preise nicht. Was die Einheimischen zahlen bekommen wir als Weissnasen ja so oder so kaum hin. Aber es muss ja nicht das 5 oder 10fache dieses Preises sein und man weiss ja kaum einmal, ob man den doppellten Preis genannt bekommt, oder den zehnfachen. Meistens erkundigen wir uns vorher in einem Restaurant nach dem ungefaehren Preis. Da wir diesmal keine Unterkunft vorgebucht haben klappern wir mehrere ab und kommen in einem annehmbaren Hotel unter.
2.3. / 3.3.
Wie ueberall vergeht schon nur fuer die organisation der Weiterreise ein halber Tag. Mit einem Tuk Tuk fahren wir zum PTM - Travel und buchen einen Flug von Siem Reap nach Bangkok fuer den 8.3. Bangkok Airways ist anscheinend die einzige Fluggesellschaft, die diese Verbindung anbietet; entsprechend teuer ist der Flug. Danach gehen wir an den Fluss, um eine Bootsfahrt nach Siem Reap zu buchen. Kostet aber 35 Dollar pro Person und wir haben von einem schweizer Paerchen gehoert, dass die Bootsfahrt nicht ungefaehrlich ist (Boot wird oft ueberladen); also entscheiden wir uns fuer die - ausserdem billigere - Busfahrt (10 Dollar pro Person). Ach ja, noch zu den Preisangaben: das ist wirklich alles in Dollar. Die heimische Waehrung ist nicht viel Wert und dient manchmal nur als Rueckgeld, wenn z.B. eine Tuk Tuk-Fahrt 2 Dollar und 50 Cent kostet bekommt man auf 3 gezahlten Dollar 2000 Riel wieder zurueck. Am Fluss - die reinste Touristenmeile - schlendern wir ein bisschen herum. Manchen Touristen sieht man die letzten besuchten Laender schon am T-Shirt an, z.B. einen Stern mit der Auffrischt "Good Morning Vietnam". Ob sich diese Schlaumeier ueberlegt haben, dass Vietnam und Kambodscha eine lange kriegerische Vergangenheit haben und das Verhaeltnis der beiden Laender z.Zt. auch nicht zum besten steht?
Wir besuchen das auf einem Huegel errichtete Wat Phnom, zu dem uns ein sehr freundlicher Tuk Tuk - Fahrer bringt (ja, auch die gibt es, sind nicht alle nur Abzocker).
Auch wenn man alle paar Meter angesprochen wird, ob man mit einem Moped oder einem Tuk Tuk irgendwo hinfahren will, faellt uns auf, dass die Menschen hier offener und freundlicher sind, als in Vietnam. Sie schauen einen nicht veraergert an, wenn man nicht mit ihnen faehrt, man kommt mit vielen ungezwungen ins Gespraech usw.
Aehnlich wie in Bangkok gibt es auch in Phnom Penh einen Koenigspalast. Am fruehen Nachmittag, es ist herrliche 38 Grad heiss (Hilfe, wo ist das Meer zum abkuehlen) und es weht ein lauwarmes Lueftchen, laufen wir durch die Anlage des Koenigs und durch die Silberpagode, wo neben einem wertvollen Smaragdbuddha ein ausgesprochen teurer Altar aufbewahrt wird.Herzstueck des Altars bildet ein 90 Kg schwerer, aus reinem Gold gegossener und mit Diamanten besetzter stehender Buddha.
Timon mit einem Moench bei der Silberpagode