Sonntag, 26. April 2009

21.+22.4. Trichy

Wir sind zur Zeit in einem hoeheren Reisetempo unterwegs. In Tamil Nadu, dem Bundesstaat, in dem wir uns zur Zeit befinden, gibt es viele hinduistische Tempel. Ein paar haben wir uns ausgesucht. Nach Madurai liegen nun das Rock-Fort und der Sri Ranganathaswamy Tempel in Trichy auf unserer Route. Der Vishnu geweihte, im 10. Jhd. erbaute Sri Ranganathaswamy Tempel Komplex ist 60 ha gross und durch Mauern und 21 gopurams in sieben unterteilte Bereiche gegliedert. In den aeusseren Mauerringen treffen wir auf viele Bettler, am Strassenrand sind Kleinhaendler; in den inneren Bereichen trifft man mehr und mehr auf Pilger, Wahrsager, Brahmanen, Saddhus (indische Heilige).



angehende Prieserjungen aus der Brahmanenkste
Wir werden kurze Zeit Zeugen, wie in einer Pilgergruppe ein Mann eine (seine??) Frau mehrmals laut schimpfend mit der Hand ins Gesicht schlaegt. Keiner schreitet genug ein, um ihm Einhalt zu gebieten. Ein alter Sadhu, der uns schon vorher aufgefallen ist (nun ja, die fallen schon von weitem auf), geht ruhig auf den Mann zu, nimmt ihn bei der Hand und schlichtet die Situation, indem er ihn locker aber bestimmt aus dem Geschehen zieht. Chatrina und ich haben uns schon ueberlegt, ob er bei uns in der Psychiatrie arbeiten will. Er hat sicher Potential :-). OK, Spass beiseite. Ausser seine Frau schlagen und sich von einem indischen Heiligen wieder beruhigen lassen, kann man sich in dem Tempel ausruhen, herumliegen, essen, palavern, schlafen, beten und weisse, staunende Touristen beobachten, die Photos machen, sich von Priestern weisse Kreide auf die Stirn schmieren lassen, sich von einem Guide die teilweise ganz wunderbar bearbeiteten Saeulen erklaeren lassen, und diese Weissen fragen, wo sie herkommen, wie sie Indien finden, wo sie schon in Indien waren, ihnen Erklaeren, dass sie sich das Haar geschoren haben, um damit Vishnu z.B. fuer die Heilung von einer Krankheit zu danken (oh man, ich krieg den Satz nicht fertig und noch mal neu anfangen will ich auch nicht) ... also, es ist so. Es gibt wunderbar bearbeitete Saeulen, bei denen reitende Hindus dargestellt werden, wie sie mit Tigern (die eindringenden Moslems darstellend) kaempfen oder Handel treibende Portugiesen, die nach erfolgreichem Handel die Hindus hinterruecks abstechen (die Zeit des Kolonialismus muss doch einigermassen traumatisch gewesen sein). Ach ja, und dann gibt es da noch ein sehr wichtiges Tor, das Tor zum Paradies. Ein mal pro Jahr im Dezember wird fuer 10 Tage das Tor zum Paradies geoeffnet und dann stroemen hier taeglich bis zu 30 000 Pilger - nun ja stroemen; wahrscheinlich wird gedrueckt, gequetscht und gedraengelt - eher wenig paradiesisch! aber sicherlich ein grandioses Erlebnis - hindurch und weiter in die Halle der 200 Saeulen. Auf jeden Fall wissen wir jetzt auch, wo es zum Paradies geht. Nach Trichy fahren, am zentralen Busstand in Bus Nummer eins einsteigen, vor dem Sri Ranganathaswamy Tempel aussteigen, dort ein paar Moechtegernguides, Schlepper und Bettler hinter sich lassen, nach 6 Mauerringen brav die Schuhe abgeben (die brauchts im Paradies eh nicht und wer die falsche Tuer zur Hoelle nimmt, nun ja, hab ja gesagt, die Schlepper hinter sich lassen und nicht beachten), den Eintritt zahlen - Inder zahlen 20, Auslaender 200 Rupien - dann rechts halten, durch die Saeulenhallen, danach gleich wieder links, etwas gerade aus an den Vishnuzeichen vorbei und dann noch mal links. Wenn man dann wieder Richtung Ausgang laeuft steht man vor dem Tor zum Paradies. Wer's nicht findet nimmt sich einen Guide :-).
So, es ist Nachmittag und wieder drueckend heiss, der Schweiss laeuft uns in Baechen runter, also nichts wie zurueck, literweise Fluessigkeit nachfuellen - eine kalte Lemon Soda ist da wunderbar - und nach einer kurzen Ruhepause machen wir uns am fruehen Abend auf den Weg zum Rock Fort Tempel. Die Aussicht von dem etwa 80 Meter ueber der Stadt thronenden Fort auf den naheliegenden Fluss, das Haeuserwirrwarr, die Lourdes Kirche und den Bazar ist sehr schoen, die Stimmung hier oben ruhig, aber wir duerfen als Nicht-Hindus einmal mehr nicht in den auf halbem Weg zum Gipfel in den Fels gehauenen Tempel hinein.
Am Abend erfahren wir an der Reception, dass morgen, 23.4., wegen eines Streiks wegen des Krieges in Sri Lanka die Laeden geschlossen und keine Busse fahren werden. Zum ersten Mal waehrend unseres Indienaufenthaltes sind wir damit gezwungen, mit einem Taxi weiter zu reisen. Wir wollen von Trichy nach Ponducherry am Golf von Bengalen. Es geht praktisch der ganze Abend dafuer drauf, mit mehreren Taxifahrern einen akzeptablen Preis auszuhandeln.

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