Montag, 2. März 2009

5. - 7.3. Siem Reap / Angkor Wat

Zwei Tage Tempelbesuch in Angkor Wat
Zwei Tage lang besuchen wir die grossartigen, 800 - 1200 Jahre alten Tempelanlagen von Angkor Wat. Die Tempel sind meist einer hinduistischen Gottheit wie Vishnu geweiht, einige wurden aber im Laufe der Jahrhunderte zu buddhistischen Tempeln umgestaltet. Daher gibt es immer wieder auch ein paar Buddhafiguren zu bestaunen. Das ganze Areal ist riesen gross und die Tempelanlage von Angkor Wat macht nur einen kleinen Teil aus.







Blick auf Angkor Wat












der Bayon im Angkor Tom















Vor jedem Tempel hat es v.a. Kinder, die einem Getraenke oder Souvenirs verkaufen wollen. Der haeufigste Spruch ist "Hello Sir" oder "Hello Madam, buy one please, only one dollaaaaaar!" und der zweithaeufigste Spruch ist: "you buy one, I can go to school". Wenn man stehen bleibt hat man verloren! Wenn man etwas kauft kommen noch 10 weitere Kinder und wollen natuerlich auch etwas verkaufen.


Am einfachsten ist es, sich mit dem Tuk Tuk von einer Anlage zur anderen fahren zu lassen (nicht vergessen, Preis vorher aushandeln!).







Blick auf den Banteay Kdei Tempel






Irgendwo zwischen den Tempelanlagen treffen wir auf einen Mann, dem eine Mine beide Beine weggerissen hat. Da er etwas versteckt zwischen den Mauern sitzt habe ich Gelegenheit, mich etwas mit ihm zu unterhalten, ohne dass gleich zig andere Bettler kommen. Er war Soldat in den 80iger Jahren und kaempfte nach seinen Aussagen gegen die Rebellen von Pol Pot (Rote Khmer). Nach zwei Jahren Kampf ist er auf eine Mine getreten. Seither muss er sich mit Betteln durchschlagen. Der Staat zahlt einmalig eine Summe, das war's dann an Unterstuetzung.
Von einem Hotelangestellten und von unserem Tuk Tukfahrer erfahren wir spaeter ausserdem, dass die Polizei regelmaessig durch das Gelaende faehrt und von jedem Standbesitzer, Bettler, ja selbst von den Minenopfern, die vor mancher Tempelanlage musizieren, um so noch ein paar Rupien zu verdienen, Geld abknuepft - Betsechungsgeld, damit sie weiter betteln oder musizieren duerfen.





hinteres Tor des Ta Som Tempels.


In einige Tempelanlagen wachsen Wuergefeigen und durchbrechen das Mauerwerk. Sieht fantastisch aus.



Irgendwann ist der Saettigungsgrad erreicht. Zwei Tage lang von frueh bis spaet Tempelanlagen, die Kinder haben prima mitgemacht, aber ich glaube vor einem dritten Tag waere eine Rebellion ausgebrochen. Wir beiden Erwachsenen haben allerdings auch genug gesehen.
An einem Abend besuchen wir die Vorstellung von Beat Richner, der in Kambodscha meherere , nach einer verstorbenen Tochter des Koenigs von Kambodscha benannte Kinderspitaeler betreibt. Die Vorstellung ist eine gelungene Mischung aus Entertainment, Vortrag und dem Willen, Spendengelder einzusammeln. Die inzwischen 5 Kinderspitaeler werden zu 90% aus Spendengeldern finanziert, 5% kommen jeweils von den Staaten Schweiz und Kambodscha. Durch seinen Vortrag erfahren wir, dass

- 65% der Menschen in Kambodscha an Tuberkulose erkrankt sind
- 80% aller Kinder Kambodschas in diesen Kantha Bopha genannten Spitaelern behandelt werden
- dass das Personal in diesen Spitaelern deutlich besser bezahlt wird, als in anderen, damit es nicht zu Korruption kommt
- dass die Behandlung in diesen Spitaelern gratis ist, um wiederum die Korruption zu bekaempfen
- in den anderen Spitaelern Aerzte und Krankenschwestern erst dann ein Kind behandeln, wenn die Eltern neben den Behandlungskosten auch ihnen noch Geld geben
- dass die Mortalitaetsrate bei Kindern durch die Behandlung in den Kantha Bopha spitaelern von ueber 5% auf unter 1% gesenkt werden konnte
- die Tuberkuloseimpfung nicht furchtbar viel nuetzt, da eine Mehrheit der oben genannten 65% zuvor gegen Tuberkulose geimpft war

Die WHO kritisiert das Vorgehen von Hr. Richner, weil er Menschen in einem der aermsten Laender der Erde mit High Tech Medizin versorgt und das sei zu teuer. Hr. Richner wirft der WHO entgegen, dass diese "poore medicine for poore countries" propagiere, da diese v.a. das Impfen favorisiere und in den von der WHO unterstuetzten Spitaelern die Menschen schlecht behandelt werden, weil es eben massiv zu Korruption komme, das Personal schlecht ausgebildet ist, wegen fehlender Apparate auch keine genuegende Diagnostik durchgefuehrt werden koenne und in den Medikamenten oft nicht das drin ist, was drauf steht. Klar, dass das die WHO gegen ihn aufbringt. Wenn das stimmt, was Hr. Richner sagt, dann ist er allerdings sehr erfolgreich, was fuer die WHO allerdings eine schallende Ohrfeige bedeutet, da die WHO in diesem Bereich in Kambodscha nichts Positives bewirkt. Hr. Richner gibt noch eine Anekdote zum besten. WHO-Experten, die ihn besuchten, uebernachteten in einem schicken Hotel in der Naehe eines der Kinderspitaeler fuer 300 bis 400 Dollar pro Nacht und kritisierten die Behandlungskosten pro Aufenthalt in den Spitaelern - im Durchschnitt 5 Tage - von 240 Dollar als zu teuer und nicht angemessen fuer ein Land wie Kambodscha. Ja, wenn das so stimmt muss einem die Spucke wegbleiben ueber soviel koloniales Gedankengut.

Ein Tag Ausflug zu einem schwimmenden Dorf auf dem Tonle Sap See

Wir fahren etwa 20 Km mit einem Tuk Tuk zum Tonlesapsee. Die Fahrt fuehrt ueber schlechte Strassen, z.T. ueber Staubpisten. An der Schiffsanlegestelle entlang leben die Menschen - zumeist gebuertige Vietnamesen - unter fuerchterlichen Lebensbedingungen in einfachsten Bruchbuden und Bretterverschlaegen. Arbeit gibt es kaum. Zwei kleine Jungs betteln bei uns, nachdem wir aus dem Tuk Tuk gestiegen sind. Sie betteln aber nicht um Geld, sondern fragen nach sauberem Trinkwasser :Hello Sir, do you have clean water for us?" Keine der Huetten ist an fliessend Wasser oder Strom angeschlossen. Die Notdurft wird im See verrichtet, in dem gebadet, Waesche gewaschen und aus dem auch wieder getrunken wird. Das beste Mittel, damit Krankheiten ausbrechen oder bestehen koennen! Viel Arbeit fuer Hr. Richner (und eigentlich auch die WHO). Wahrscheinlich wuerde die Kamera, die ich in meinem Rucksack versteckt habe, ausreichen, um den beiden Jungs ein Jahr lang taeglich genug Trinkwasser zu geben. Wir steigen nachdenklich ins Boot zum schwimmenden Dorf.





Lebensbedingung vieler Armer am Tonle Sap See.







Viele von ihnen sind gebuertige Vietnamesen, die in Kambodscha geduldet, aber kaum gern gesehen sind.





Kinder, die auf dem See spielen















Blick auf das schwimmende Dorf






Das Dorf ist in eine kambodschanische und eine vietnamesische Seite unterteilt. Es hat viele Wohnhaeuser, ein Restaurant und sogar eine Kirche. Allzu viel sieht man aber nicht, weil man das Ausflugsboot nur fuer den Besuch eines Restaurants verlassen kann.
Wir waeren gerne laenger in Kambodscha geblieben, um mehr als nur ein paar touristische Hotspots zu erkunden. Die Zeit ist unerbittlich und es geht weiter nach Bangkok.

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