In einem Sleeperwaggon fahren wir die ueber 300 Km lange Strecke, froh darueber, dass wir bereits in einem Reisebuero in Anjuna das Ticket kaufen konnten. Funktioniert wie bei den Billigfliegern. Man bekommt ein E-Ticket in Papierform und that's it. Einfacher geht es nicht. Die Aussicht unterwegs ist eher unspektakulaer. Ausser einem kleinen Wasserfall faellt die teilweise ausgedorrte Steppenlandschaft auf. Daneben ist viel Land landwirtschaftlich genutzt. Irgendwie muessen ja die 1000 Millionen Inder ernaehrt werden. Spektakulaer (ah, ich liebe das Wort) wird es dann eher im Zug. Am Nachmittag steigt das Thermometer im Waggon bis auf 38 Grad und die von draussen einstroemende Luft bringt keine Kuehlung mehr. Alle paar Minuten laufen Verkaeufer durch die Waggons und bieten Getraenke, Snacks, Fruechte und Esswaren an. Uns ist das zu heikel und so haben wir uns schon am Morgen noch im Hotel mit Essen fuer den Tag eingedeckt. Hin und wieder kriechen verdreckte Jungs durch die Waggons und wischen mit einem Lumpen den Boden etwas sauber und halten dann die Hand fuer ein paar Rupien auf. Das ist schon ein komisches Gefuehl; diese Kinder stehen nicht auf und man schaut immer in diese grossen Kinderaugen und die offene Hand runter, die energisch an das Bein oder einen Arm tippt, wenn man nichts gibt. Wenn man dann eine Rupie gibt kriechen sie auf allen Vieren weiter. Manchmal geben wir ein paar Rupien, manchmal etwas zu Essen - irgendwann hoeren wir auf, weil der Strom an putzenden Jungs nicht aufhoert. Wie wir spaeter erfahren sind es meist Waisenjungs oder solche, die ihr Elternhaus verlassen haben, weil sie z.B. oft verpruegelt werden.
Mit uns im Abteil sitzt auch ein deutsches Paerchen, Aurelia und Andy, mit denen wir uns gut ueber das Reisen und Gott und die Welt unterhalten. Wir reisen eine Woche zusammen und verbringen eine sehr lustige und unterhaltsame Zeit miteinander.
Am Nachmittag erreichen wir Hospet, den naechstgelegenen Bahnhof von Hampi. Hier regiert die Autorickshaw-Mafia. Es hat keine Taxis am Bahnhof - der naechste Taxistand ist 2 Km entfernt - dafuer gibt es eine Unmenge gelb-schwarzer Autorickshaws. Jeder Fahrer haengt sich gleich beim Aussteigen aus dem Zug an einen Touristen und bleibt dann buchstaeblich an einem kleben. Wir sind jetzt zu sechst und werden von 4 Fahrern umringt und verfolgt, sobald wir weiter laufen wollen. Andere Rickshawfahrer koennen wir nicht anfragen, da sie von den vieren sofort verjagd werden. Wir kommen uns ein bisschen wie Beutegut vor und koennen den Preis nur noch etwas herunter handeln. Das sind die etwas muehsamen Seiten Indiens.
In Hampi ueberqueren wir mit einer kleinen Faehre den Fluss. Vorher laufen wir noch an einem Hinweisschild der Polizei vorbei; demnach ist es sehr gefaehrlich, im Fluss zu baden. Im Fluss sind einige Inder, die Waesche oder sich selber waschen oder einfach im Wasser plantschen. Sauber sieht das Wasser nicht aus. Am Rand grasen Kuehe. Auf der anderen Seite kommen wir im Shanti unter. Empfohlen wurde uns diese Unterkunft von einem amerikanischen Paerchen, das wir in Fiji kennen lernten. Die Huette hier ist zwar wieder einmal sehr basic, aber die Anlage liegt sehr schoen mit Blick auf gruene Reisfelder und den Fluss, Hollywood-Schaukeln vor den Huetten und ueberdachten kleinen Tischen mit Matratzen, wo man wunderbar relaxen und den Sonnenuntergang geniessen kann.
Hampi strahlt eine angenehme Ruhe aus. Die Tempelanlagen aus dem 15. Jahrhundert inmitten einer Landschaft aus riesigen Granitfelsen, eingebettet in Reisfeldern und Bananenplantagen sind ausgesprochen schoen. Da die Hauptreisezeit vorbei ist, sind wir in manchen Anlagen ganz alleine.
die Staelle fuer die damaligen Staatselefanten

nicht mehr so ein haeufiges Verkehrsmittel, aber man sieht es immer wieder einmal
Mit einem Guide laufen wir durch den Virupaksha-Tempel, wo Timon und ich uns von der Elefanten-Dame Lakshmi segnen lassen. Virupaksha ist uebrigens eine Gestalt Shivas. Der Guide erklaert uns einiges zum Tempel und wir koennen sogar noch einem Teil einer Hochzeitsfeierlichkeit beiwohnen. Freundlich, wie die Inder sind, werden wir gleich fuer ein paar Minuten in die Feierlichkeiten mit eingespannt. Photos sind dabei besonders wichtig.
Am naechsten Tag unternehmen wir mit demselben Guide eine Tour durch einen Teil der Tempelanlagen. Was er erzaehlt scheint Hand und Fuss zu haben. Ausserdem bringt er uns an Orte, die wir ohne einen Guide nicht gefunden haetten. Das Geld dafuer war gut investiert.
Virupaksha-Tempel am Abend
Abends erholen und entspannen wir uns jeweils im Shanti. Im gegensatz zur anderen Flussseite wird hier auch Bier ausgeschenkt. Tagsueber gehen wir oft im Mango Tree essen. Das Restaurant liegt zwar etwas abseits, da es aber anscheinend in jedem Travelguide empfohlen wird, ist es immer gut besucht. Das Essen ist auch gut und man blickt auf den Fluss, auf Ziegenherden und Frauen, die die Waesche von Hand waschen. Irgendwie ist hier die Zeit stehen geblieben. Man braucht eigentlich gar keinen Fernseher; so muss es schon vor Hunderten von Jahren hier ausgesehen haben.
Den letzten Tag nutzen wir zu einer Abkuehlung in einem nahe gelegenen Stausee. Ahh, einfach wunderbar. Es hat ein paar Touristen und auch ein paar Inder, die wohl eher kommen, um zu sehen, wie die Touristen (-innen) im See baden. Macht nichts, sie sind nicht weiter aufdringlich und mit einigen kommt man auch ins Gespraech.
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