Sonntag, 26. April 2009

19.+ 20.4. Madurai

Weiter geht es zunaechst mit dem Zug bis Trivandrum, dann mit dem Bus in 8 Stunden nach Madurai. Hierher lockt uns einer der bedeutensten Tempelkomplexe Suedindiens. Madurai ist eine typische indische Stadt. Vieles sieht so unfertig aus, auf den Strassen tummeln sich Menschen, Autos, Rickshawfahrer, Motorradfahrer, Kuehe, Bettler, und einfach eine unzaehlige Menschenmenge; Menschen ueber Menschen selbst in den Nebenstrassen; es ist heiss und staubig, Bauschutt neben intakten Haeusern, ein kleines Tempelchen in einem verdreckten Teich, ein paar Kuehe fressen den Abfall nebenstehender Obststaende, Frauen laufen in sehr schoenen bunten Saris herum, dann schwarz gekleidete muslimische Frauen, einige verschleiert, einige nicht, alles, was Raeder hat, hupt wie wild und gibt Gas, weil sie davon ausgehen, dass man auf die Seite springt. Muell liegt ueberall an den Strassenraendern. Morgens wird der Muell zwar abgeholt, aber den ganzen Tag ueber schmeissen die Menschen ihren Muell an den Strassenrand, Muelleimer gibt es keine, alles landet am Strassenrand und stinkt dann den ganzen Tag und die ganze Nacht vor sich hin, zieht Ungeziefer an usw. nein, liebes Indien, das ist keine gute Loesung. Weisshaeutige Touristen sehen wir nur noch sehr wenige, wir koennen sie an einer Hand abzaehlen. Wir sind tief im Sueden Indiens, in Tamil Nadu. Ein westliches Fruehstueck zu finden bedeutet schon einen Aufwand. Aber was tut man nicht alles, um einen bedeutenden Tempel zu besichtigen. Der Menakshi-Tempel ist einer der wichtigsten Hindutempel Indiens. Er ist Menakshi und Shiva gewidmet, die der Mythologie nach in Madurai geheiratet haben sollen und stammt aus dem 12. Jahrhundert. Mehrere buntmemalte Gopurams (Tortuerme) sind weithin sichtbar und beherrschen das Stadtzentrum. Rund um den Tempel wird um ein paar Rupien gebettelt, meistens blicken die Bettler unzufrieden drein, wenn man ihnen - anscheinend zu wenig - in die Hand gibt. In den ersten Innenbereich kommt man noch hinein, dann bilden sich lange Menschenschlangen vor den einzelnen Tempelgottheiten. Es wird gedrueckt und geschoben, manchmal schimpfen Leute lauthals miteinander, die meisten lachen aber und sind froehlich. Viele wollen von uns photografiert werden oder wollen uns mit ihrer Familie photografieren; es gibt kurze Unterhaltungen wo wir her sind und wie uns Indien gefaellt. In die Menschenschlangen reihen wir uns nicht ein, da, welch Enttaeuschung, das Innere fuer Nicht-Hindus tabu ist, leider. Auf dem Rueckweg ins Hotel bestaunen wir nochmals die sehr sehenswerten, wunderbar kitschig bemalten Gopurams.
Am Abend organisieren wir schon wieder unsere Weiterreise. Bisher war der Kauf eines Zugtickets immer ganz einfach. Hier in Madurai wird ein Geduldsspiel daraus. Nachdem wir im Reservierungshaeuschen eine Weile anstehen und endlich an der Reihe sind sagt uns die Angestellte, dass wir erst noch einen Zettel mit unseren Namen usw. ausfuellen muessen. Sinnigerweise erhaelt man diese Zettel am am weitesten entfernten Punkt im Gebaeude. Also, die Zettel ausfuellen mit Zugnummer, Namen, Alter und Geschlecht der Reisenden und der Heimatadresse. Hurra, es lebe die Buerokratie (jeden Tag reisen Millionen in Indien mit dem Zug. Wofuer um alles in der welt braucht man diese Daten?) Damit ausgeruestet wieder in der Schlange anstehen. Dann bekommen wir unser Ticket. Sitzplaetze konnten wir noch keine reservieren, die wuerden erst am Morgen zugeteilt. Wieder im Hotel merken wir, dass der Angestellte uns ein Ticket mit der falschen Zugnummer und falschen Uhrzeit ausgestellt hat. Also, wieder hin, wieder in der Schlange stehen; und einfach umtauschen geht nicht. Jetzt braucht es zwei Zettel (dieselben Zettel wie vorher, einfach zwei davon), einen fuer die Stornierung, den zweiten fuer das neue Ticket. Eine Gebuehr kostet das natuerlich auch noch, obwohl es ja nicht unser Fehler war; aber welch Wunder, diesmal bekommen wir eine Sitzplatzreservierung.

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