Nach der Ankunft in Ooty kommt irgendwann ein Autorickshawfahrer auf uns zu, der uns ein paar Visitenkarten von Hotels und Guesthouses zeigt. Man muss nicht sehr schlau sein um zu realisieren, dass dies Unterkuenfte sind, von denen er Provison bekommt. Wir entscheiden uns fuer das Mountainview, da dies auch in unserem Reisefuehrer empfohlen wird. Es hat aber seine besseren Zeiten schon hinter sich. Es ist dreckig, die Decke hat grosse Wasserflecken und es sieht einfach unsauber aus. Wir fragen den Fahrer nach dem Reflections Guesthouse, aber er meint, es sei voll. Nun ja, fuer das haben wir jetzt einfach schon zu viel Reiseerfahrung. Wir lassen uns trotzdem hinfahren und siehe da, es hat ein Zimmer frei. Wahrscheinlich bekommt der Fahrer vom Reflections Guesthouse keine Provision. Uns solls egal sein. Das Reflections ist einigermassen gemuetlich, neben dem Zimmer kann man auch eine Lounge benutzen, aber es ist auch etwas komisch. Jedes kleine Extra wie Toilettenpapier oder Handtuecher muss man extra bezahlen. Nun denn halt.
Beim ersten durch die Stadt Streifen wird schnell klar, dass Ooty wenig Charme versprueht. Es ist laut, verkehrsreich, die Strassen sind schmuddelig bis dreckig, der Fluss, der in den nahe gelegenen See fuehrt, stinkt zum Himmel und Ooty liegt auf ueber 2000 Meter Hoehe - abends wird es kalt, was wir gar nicht mehr gewohnt sind :-). Wir nutzen die Zeit hier, um eine Teefabrik zu besuchen und natuerlich, um anschliessend Tee einzukaufen - Chocolate Teas oder Cardamomtee - mmmhhhh, sehr suess und sehr lecker. Ausserdem, wenn wir schon in einem Berggebiet sind muss man doch ein Trekking unternehmen. Mit einem Guide laufen wir in einer kleinen Gruppe ueber Stock und Stein, durch kleine Doerfer und ueber Teeplantagen bis zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man bis in den Mudumalai Nationalpark hinunter blickt; sehr schoen. Mit den Kuehen und Feldern, die man unterwegs sieht, fuehlen wir uns fast ein bisschen wie zu Hause. Uns hat es allen gefallen, mal wieder so richtig an der frischen Luft den ganzen Tag laufen.

Blick vom Aussichtspunkt auf den Mudumalainationalpark

Teeplantage bei Ooty

Leben und Tod haengen manchmal eng beieinander: auf dem Markt von Ooty
Irgendwann heisst es wieder adieu Ooty, was nice to see you. Wir fahren mit der Blue Mountain Railway von Ooty nach Mettupalayam. Die Strecke, die uebrigens vor ueber Hundert Jahren von einem Schweizer erbaut wurde , sollte ein romantisches Erlebnis werden. Inzwischen haben aber die Inder Ferien und reisen eifrig herum, was zur Folge hat, dass die erste Klasse bis in den Juni ausgebucht ist. Also stellen wir uns 1 1/2 Stunden, bevor der Ticketcounter oeffnet, in eine Schlange, um noch ein Ticket in der 2. Klasse zu bekommen. Als der Zug ankommt lernen wir wieder etwas ueber das Zugfahren in Indien. Waehrend die drinnen aussteigen wollen, draengen die draussen hinein, sodass fur kurz Zeit Gedraenge, Hektik und Geschiebe entstehen. Alle wollen auf die begehrten Plaetze auf der rechten Seite, um unterwegs den schoensten Ausblick geniessen zu koennen. Schlussendlich sitzen wir mit vielen Indern wie Oelsardinen zusammengequetscht auf einer Sitzbank. Zu allem Ueberfluss sitzt uns ein betrunkener Inder gegenueber, der mal vor sich hin labert und sabbert, mal einschlaeft, ein paar mal aus dem Fenster kotzt, um gleich wieder einen kraeftigen Schluck aus seinem Flachmann zu trinken und zwischendurch pennt. Zum Glueck sind die anderen Mitreisenden sehr nett.

unterwegs mit der Blue Mountain Railway: die alte Lok im Hintrgrund

die Familie in "unserem" Abteil"
In Mettupayalam fuehrt uns ein freundlicher Inder zum Busbahnhof, von wo aus wir noch 1 Stunde mit dem Bus nach Coimbatore fahren. Ich liebe solche abendlichen Busfahrten. Wir sind die einzigen Touristen, es laeuft indische Musik, Fahrgaeste steigen, noch waehrend der Bus rollt, ein oder aus, der Fahrer ueberholt immer wieder waghalsig, aber es geht jedes mal gut. Der Bus ist voll, Chatrina, Medea und Timon sitzen ein paar Reihen vor mir, ich selber ganz hinten eingequetscht zwischen den Rucksaecken rechts und einem schlafendem Inder Links an meiner Schulter. Vor meinem inneren Auge laufen Bilder und Erinnerungen unserer Reise - eine Busfahrt in Fidschi, bei der der Dschungel vom offenen Fenster aus buchstaeblich zum greifen nahe war, die zweitaegige Flussfahrt auf dem Mekong nach Luang Prabang oder die lustige Silvesterfeier in Chiang Rai mit einer schweizer Familie.
Nach der Ankunft in Coimbatore checken wir in der New Vijaya Lodge ein (das Legend's Inn ist leider ausgebucht). Im gegensatz zur Beschreibung im Lonely Planet ist die New Vijaya Lodge eher eine schmuddelige Lodge. Es ist aber schon spaet und wir wollen nur eine Nacht bleiben. Gleich nach dem Einchecken laufen wir in den Bahnhof, um noch ein Ticket fuer einen Zug am naechsten Morgen nach Kochi zu bekommen. Es klappt alles wunderbar und nach einem viel zu scharfen indischen Essen (aua, das brennt zwei mal) und einer halbstuendigen Suche nach einer Flasche Bier - zu scharfes Essen und ein grosses Fragezeichen, wenn man im Restaurant nach einem Bier fragt, gehoeren zu den Nachteilen, wenn man mal abseits der ueblichen Touristenrouten einen Halt einlegt - legen wir uns schlafen (puh, ich hoffe, ich schreibe nicht immer in so komplizierten Saetzen!!).
Anmerkung:
wir sind zur Zeit (16.4.) ganz im Sueden von Indien, in Varkala. Von den Anschlaegen im Verlauf der Wahlen im Norden Indiens haben wir gehoert und werden Gegenden, in denen es Ausschreitungen gibt, nicht besuchen.
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