In der Ankunftshalle hebe ich erst mal Geld ab und wir gehoeren einmal mehr zu den Millionaeren. Fuer 1 US-Dollar erhaelt man 17200 vietnamesische Dong. Der Fahrer des Hotels, der uns abholen sollte, kommt eine halbe Stunde verspaetet (ist fuer diesen Teil von Asien anscheinend noch im Rahmen), seine Begruessung besteht darin, uns anzuhusten. Die halbstuendige Autofahrt ins Zentrum entpuppt sich als erste gute Einfuehrung. Es wird gerast wie auf dem Nuerburgring, Lichthupe und normale Hupe sind die wichtigsten Instrumente (alle paar Sekunden), entgegenkommende Fahrzeuge interessieren nur, wenn diese groesser sind und - natuerlich, ob von links oder rechts ueberholt wird, spielt keine Rolle. Wer unbedingt ein Magengeschwuer bekommen will, sollte sich eine Zeit lang als Taxifahrer in Hanoi anstellen lassen.
<-- Verkehrssituation in einer Seitenstrasse
Das Hotel entpuppt sich als Zumutung und einmal mehr erweist sich unser Reisefuehrer (diesmal vom reise know-how-verlag) als schlechter Ratgeber. Wir gehen selber auf die Suche und finden ein paar Ecken weiter ein annehmbares Hotel. Inzwischen hat sich der erste Eindruck auch gebessert. Waehrend Chatrina auf Hotelsuche war, habe ich mit den Kindern in einer Gasse gewartet. Dabei wurden wir mit Bonbons und warmen Tee eingedeckt, einfach so. So einfach und angenehm kann Gastfreundschaft sein.
So, und jetzt rein ins Stadtgetuemmel. Es ist tatsaechlich laut und laermig, an manchen Kreuzungen koennte man eine ganze Stunde stehen bleiben, wenn man warten will, bis genug Platz ist, um die Strasse zu ueberqueren. Nach ein bisschen schauen, wie das die Einheimischen machen und ein paar Anlaufversuchen gelingt es uns dann recht gut. Es kostet einfach etwas viel Vertrauen in die anderen Verkehrsteilnehmer, dass sie wirklich um einen herum fahren. Niemand haelt an. Die Ampel ist an manchen (nicht bei allen) Kreuzungen nur ein netter Farbtupfer, Einbahnstrassen interessieren auch nicht alle.
So erreichen wir irgendwann den Hoam Kiem See, das Herz der Altstadt mit dem Jadebergtempel. Hier werden drei Maenner verehrt: ein Mongolenbezwinger aus dem Mittelalter, der Schutzherr der Literatur und ein Patron der Aerzte (Krieg, Geist und Gesundheit: ist auch noch eine interessante Reihenfolge!). Wir schlendern durch die Altstadt, wo sich das Leben zum grossen Teil auf der Strasse abspielt; Kinder spielen, Familien essen auf Matten auf dem Trottoir, es wird auf der Strasse abgewaschen und man schaut im Vorbeigehen in Kuechen, Schlafzimmer und Wohnstuben hinein.
An der St. Josephs Kathedrale wird einmal mehr deutlich, was Kolonianismus bedeutet(e). Ein paar Jahrzehnte lang durften ja die Franzosen in Indochina als Kolonialherren auftreten (eben, "la grande nation" und so). Dabei vergassen sie auch nicht, ein paar Symbole der Macht zu installieren. In diesem Fall wurde eine grosse Kathedrale gebaut. Aber nicht irgendwo, sondern man liess die damals groesste und bedeutenste Pagode (religioeser Tempel) Hanois schleifen. Die Kirche im Dienste des Kolonialismus zur Demuetigung der Unterjochten!
In einem in-cafe nahe der Kathedrale, in das eher junge Leute einkehren, faellt mir ein interessantes Plakat auf. Es weist auf 2 wichtige Daten aus der juengeren vietnamesischen Geschichte hin, naemlich 1954, dem Sieg der vietnamesischen Befreiungsarmee ueber die franzoesischen Kolonialherren in der Schlacht bei Dienh Bin Puh und den Sieg des Vietcong ueber die Amerikaner 1975. Die meisten Gaeste des Cafes waren da wohl noch gar nicht auf der Welt.
Wir sind einmal mehr echte Glueckspilze. Noch nie haben wir in so kurer Zeit so oft Neujahr gefeiert. Diesmal ist es das vietnamesiche und hier heisst es Tet-Fest. Einigen ist das vietnamesiche Tet-Fest vielleicht im Zusammenhang mit der Tet-Offensive des Vietcong waehrend des Vietnamkrieges noch ein Begriff. 1968 startete der Vietcong eine breit angelegte Offensive, womit die Amerikaner immer mehr zurueckgedraengt wurden, bis ihr letzter Hubschrauber 1975 die amerikanische Botschaft in Saigon verliess. OK, soweit so gut mit Geschichte. Wir sind im Hanoi von 2009. Neben den Tet-Festlichkeiten zum vietnamesischen Neujahr besuchen wir den Literaturtempel, den ein vietnamesischer Kaiser 1070 zu ehren des Konfuzius errichten liess (die enge Verbundenheit mit China wird hier deutlich). Da aber eben das Neujahr gefeiert wird, ist der Tempel total ueberfuellt. Vietnam stand lange unter der Herrschaft der Chinesen, gleichzeitig sind viele Vietnamesen Buddhisten. Das Ergebnis ist eine Mischung aus Buddhismus und Konfuzianismus. Dadurch sehen die Tempel hier etwas anders aus, als in Thailand und Laos, eben chinesisch beeinflusst.
So, und jetzt rein ins Stadtgetuemmel. Es ist tatsaechlich laut und laermig, an manchen Kreuzungen koennte man eine ganze Stunde stehen bleiben, wenn man warten will, bis genug Platz ist, um die Strasse zu ueberqueren. Nach ein bisschen schauen, wie das die Einheimischen machen und ein paar Anlaufversuchen gelingt es uns dann recht gut. Es kostet einfach etwas viel Vertrauen in die anderen Verkehrsteilnehmer, dass sie wirklich um einen herum fahren. Niemand haelt an. Die Ampel ist an manchen (nicht bei allen) Kreuzungen nur ein netter Farbtupfer, Einbahnstrassen interessieren auch nicht alle.
So erreichen wir irgendwann den Hoam Kiem See, das Herz der Altstadt mit dem Jadebergtempel. Hier werden drei Maenner verehrt: ein Mongolenbezwinger aus dem Mittelalter, der Schutzherr der Literatur und ein Patron der Aerzte (Krieg, Geist und Gesundheit: ist auch noch eine interessante Reihenfolge!). Wir schlendern durch die Altstadt, wo sich das Leben zum grossen Teil auf der Strasse abspielt; Kinder spielen, Familien essen auf Matten auf dem Trottoir, es wird auf der Strasse abgewaschen und man schaut im Vorbeigehen in Kuechen, Schlafzimmer und Wohnstuben hinein.
An der St. Josephs Kathedrale wird einmal mehr deutlich, was Kolonianismus bedeutet(e). Ein paar Jahrzehnte lang durften ja die Franzosen in Indochina als Kolonialherren auftreten (eben, "la grande nation" und so). Dabei vergassen sie auch nicht, ein paar Symbole der Macht zu installieren. In diesem Fall wurde eine grosse Kathedrale gebaut. Aber nicht irgendwo, sondern man liess die damals groesste und bedeutenste Pagode (religioeser Tempel) Hanois schleifen. Die Kirche im Dienste des Kolonialismus zur Demuetigung der Unterjochten!
In einem in-cafe nahe der Kathedrale, in das eher junge Leute einkehren, faellt mir ein interessantes Plakat auf. Es weist auf 2 wichtige Daten aus der juengeren vietnamesischen Geschichte hin, naemlich 1954, dem Sieg der vietnamesischen Befreiungsarmee ueber die franzoesischen Kolonialherren in der Schlacht bei Dienh Bin Puh und den Sieg des Vietcong ueber die Amerikaner 1975. Die meisten Gaeste des Cafes waren da wohl noch gar nicht auf der Welt.
Wir sind einmal mehr echte Glueckspilze. Noch nie haben wir in so kurer Zeit so oft Neujahr gefeiert. Diesmal ist es das vietnamesiche und hier heisst es Tet-Fest. Einigen ist das vietnamesiche Tet-Fest vielleicht im Zusammenhang mit der Tet-Offensive des Vietcong waehrend des Vietnamkrieges noch ein Begriff. 1968 startete der Vietcong eine breit angelegte Offensive, womit die Amerikaner immer mehr zurueckgedraengt wurden, bis ihr letzter Hubschrauber 1975 die amerikanische Botschaft in Saigon verliess. OK, soweit so gut mit Geschichte. Wir sind im Hanoi von 2009. Neben den Tet-Festlichkeiten zum vietnamesischen Neujahr besuchen wir den Literaturtempel, den ein vietnamesischer Kaiser 1070 zu ehren des Konfuzius errichten liess (die enge Verbundenheit mit China wird hier deutlich). Da aber eben das Neujahr gefeiert wird, ist der Tempel total ueberfuellt. Vietnam stand lange unter der Herrschaft der Chinesen, gleichzeitig sind viele Vietnamesen Buddhisten. Das Ergebnis ist eine Mischung aus Buddhismus und Konfuzianismus. Dadurch sehen die Tempel hier etwas anders aus, als in Thailand und Laos, eben chinesisch beeinflusst.
Wer in Hanoi ist, sollte auch einen Ausflug in die Halong Bucht (was herabsteigender Drache heisst) unternehmen. Mit einer Art Dschunke fahren wir durch ein Gebiet, in dem ca. 3000 Kalksteinfelsen aus dem Wasser ragen. OK, es ist schon etwas touristisch, aber wir sind nur 7 Personen auf einem Schiff, auf dem 25 Platz haben. Die Kabinen sind zwar nicht besonders gross, dafuer sehr schoen und sauber, das Essen ist hervorragend und die vielen groesseren und kleineren Felsen sind einfach grandios. Zum Programm gehoert auch der Besuch einer schoenen Hoehle und eine Kajakfahrt bei Sonnenuntergang. Etwas fuer Romantiker.
Weniger ueberzeugt hat uns ein Tagesausflug zur Parfumpagode, eine der wichtigsten religioesen Tempel des Landes. Es sind eine Unmenge Menschen unterwegs. Wir fahren mit einem Bus (ca. 2 h) und einem kleinen Boot (ca. 1 h) wie Hunderte andere auch. Es ist allerdings weniger touristisch, wir sind fast die einzigen Weissnasen. Das wichtigste Heiligtum der Parfumpagode bekommen wir aber gar nicht zu Gesicht. Es sind einfach zu viele Menschen unterwegs. Nach einem etwa 45 minuetigen Aufstieg ist naemlich aus die Maus. Es waeren nur noch 500 Meter aber es geht nichts mehr voran. Etwas enttaeuscht schauen wir uns andere Heiligtuemer auf dem Areal an.
Am letzten Nachmittag besuchen wir die wunderschoene Vorstellung des Wasserpuppentheaters von Hanoi. In der aus einem Wasserbecken bestehenden Buehne werden vor allem Szenen aus dem Landleben dargestellt: z.B. ein Fischer oder ein Floetenspieler auf einem Bueffel. Dann aber auch Loewen, wasser- und feuerspeiende Drachen und andere Tiere. Das Ganze wird von einem vietnamesischem Folkloreorchester begleitet. Unbedingt sehenswert.
Am Donnerstag Abend fahren wir mit dem Nachtzug von Hanoi nach Hue. Es zieht uns nach Sueden, in die Waerme und bald mal wieder an einen Strand.
und hier noch mal ein Beispiel einer Strassenkreuzung in Hanoi
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